Andrej Kurkow und Jurij Wynnytschuk

Ort: Literaturhaus

Moderation: Georg Hasibeder

Übersetzung: Ukrainisch-Deutsch: Mila Scharnagl-Nidzelska

„Vom Partisanenkrieg ist immer öfter auch bei jenen die Rede, die nicht daran glauben, dass der Majdan den Machthabern irgendwelche Zugeständnisse abtrotzen kann“, notiert Andrej Kurkow am 1.12.2013 in seinen Aufzeichnungen aus dem Herzen des Protests, zusammengefasst unter dem Titel Ukrainisches Tagebuch. Vor ca. einem Jahr blickte die Welt gebannt auf die Ereignisse in der Ukraine: wochenlange Demonstrationen auf dem Kiewer Majdan, die Eskalation der Gewalt, die Annexion der Krim durch Russland, die drohende Spaltung des Landes – aber wie ist es dazu gekommen? Und wie wird es weitergehen? Die Situation in der Ukraine scheint ungewisser und undurchsichtiger denn je. Andrej Kurkow lebt wenige Gehminuten vom Kiewer Majdan entfernt und hat das Geschehen hautnah miterlebt. In seinem Ukrainischen Tagebuch schildert er die Tage des Umbruchs in seiner Heimat und liefert eine persönliche Chronik der Ereignisse.

Über Jahre politisch verfolgt, ist Jurij Wynnytschuk heute eine feste Größe der nachsowjetischen ukrainischen Literatur. Mit seinem Roman Todestango eröffnet er einen neuen Blick auf die jüngere Geschichte der Ukraine und setzt sich als erster Autor literarisch mit jenen verhängnisvollen Verstrickungen auseinander, in die das Land unter den NS-Besatzern geriet. In Todestango wandelt sich die Heimat von vier Freunden (einem Ukrainer, einem Deutschen, einem Polen und einem Juden), das multikulturelle Lemberg der 1930er Jahre, mit der Ankunft der Sowjets und später der Nazis in einen Albtraum. Mitten im Horror des Janowskyj-KZs hinterlässt eine schicksalhafte Melodie Spuren, die bis in die Gegenwart führen: der Todestango, gespielt vom Häftlingsorchester …

Georg Hasibeder, Lektor und Programmgestalter im Haymonverlag seit 2006.

Andrej Kurkow: Ukrainisches Tagebuch. Aufzeichnungen aus dem Herzen des Protests. Haymon Verlag 2014

Jurij Wynnytschuk: Im Schatten der Mohnblüte. Roman. Haymon Verlag 2014

In Kooperation mit dem Haymon Verlag

    Wynnytschuk, Jurij

    geboren 1952 in Ivano-Franki­wsk , ist ein­er der bekan­ntesten ukrainis­chen Autoren. Auf­grund der poli­tis­chen Ver­hält­nisse kon­nte er seine Arbeit­en bis 1990 nicht unter eigen­em Namen veröf­fentlichen. Seit 1990 zahlre­iche Pub­lika­tio­nen, unter anderem Divy Notschi (Div­en der Nacht, 1992).

    Kurkow, Andrej

    geboren 1961 in St. Peters­burg und lebte bis vor dem Angriff­skrieg auf die Ukraine in Kyjiw.
    Abschluss am Staatlichen Päd­a­gogis­chen Fremd­sprachenin­sti­tut, Arbeit als Zeitungsredak­teur und als Kam­era­mann. Seit 1996 freier Schrift­steller: Ver­fass­er von Prosa für Erwach­sene und Kinder sowie von Drehbüch­ern. 1999 gelang ihm der Durch­bruch mit dem Roman Pick­nick auf dem Eis. Weit­ere Best­seller wie Die let­zte Liebe des Präsi­den­ten oder Der Milch­mann in der Nacht (2009) fol­gten (alle Dio­genes). Im Hay­mon Ver­lag pub­liziert Kurkov seine Roman-Trilo­gie Geografie eines Schuss­es. 2011 erschien der erste Band Der wahrhaftige Volk­skon­trolleur (2011), der zweite Band, Der unbeugsame Papagei ist im August 2013 erschienen. Pub­lika­tion (zulet­zt): Kar­tografie der Frei­heit (Hay­mon, 2018).