Veranstaltungen 2004

Margit und Hans Aschenwald

Ort: GALERIE NOTBURGA, Innrain 41

Vernissage zur Eröffnung der Ausstellung von Margit Aschenwald. Mit einer Lesung von Hans Aschenwald.

Sie lassen sich inspirieren: Margit Aschenwald von den Texten ihres Mannes Hans, er wiederum von ihren Pastellbildern. Und doch haben beide ihre ganz eigene „Sprache".Am Abend der Ausstellungseröffnung liest Hans Aschenwald Texte, die zu den Bildern von Margit Aschenwald entstanden sind.

Margit Aschenwald, geboren 1961 in Schwaz, lebt und arbeitet dort. 1997 Bilder in Menschenkörperaufzeichnungen, Edition Löwenzahn, Innsbruck; 1998 Ausstellung Wurzelfieber, Galerie Tausch, Innsbruck; 1999 Plakat für Eine Sommernachtsgrippe, Schwaz; 1999 Plakat Stigma, Schwaz; 2000 Ausstellung und Kalenderpräsentation Hand Zeichen; Franziskanerkloster, Schwaz; 2001 Ausstellung Pastelle, Galerie Thomas Flora, Innsbruck; 2003 Ausstellung Innerst, Galerie Peithner-Lichtenfels, Wien; 2003 Plakat für Silbersommer Schwaz; 2003 Titelbild für Lyrik von Hans Aschenwald, Verlag Wagenbach, Berlin.

 

 

    Peter Stamm

    Ort: Literaturhaus

    Die Figuren in Peter Stamms Erzählungen leben allein, zu zweit, haben eine Familie und Kinder oder auch keine. Manche von ihnen sind jung und unabhängig, andere älter. Immer sind sie unterwegs, immer aber scheinen sie auf etwas zu warten, auf einen Zug, auf ein Schiff, das abfahren soll, auf eine Geste der Liebe. In fremden Gärten sind dicht komponierte Lebens- und Beziehungsgeschichten.

     

      Literatur in Szene: Alberta empfängt einen Liebhaber

      Ort: Literaturhaus

      Ein Stück nach der gleich­namigen Erzählung von Birgit Vanderbeke (Fischer 1997), aufgeführt durch das Theater ETC. (Zürich)

      „Für und gegen alles gibt es Lehrgänge und Kurse. Nur für oder gegen die Liebe nicht." Wer wüsste es besser als Alberta und die Erzählerin,die Albertas Geschichte mit Naden erzählt und durchleidet. Naden und Alberta das Traumpaar. Wenn sie sich nur ein wenig besser aufs Küssen verstanden hätten, hätte mit ihnen etwas werden können. An romantischen Momenten hat es nicht gemangelt. Aber im Kopf ist die Liebe viel leichter als im Leben. Zum Beispiel, wenn man durch­brennt nach Paris, unterwegs aber in einem nach Desinfektionsmit­tel riechenden Hotel bei Ludwigshafen stecken bleibt und die Gelieb­te statt Orgasmen Migräne hat. - Es spielen: Serena Wey und Hubert Müller. Regie: Klaus Henner Russius

        Vladimir Vertlib

        Ort: Literaturhaus

        Vladimir Vertleib liest aus seinem Roman Letzter Wunsch

        Gabriel Salzinger versucht, den letzen Wunsch seines Vaters zu erfül­len: ein Grab auf dem jüdischen Friedhof der deutschen Kleinstadt Gigricht, neben seiner Frau. Doch das Begräbnis wird unterbrochen: eine Mitarbeiterin der Israelitischen Kultusgemeinde hat herausge­funden, dass Gabriels Vater nach orthodox jüdischem Verständnis kein Jude war - die Großmutter mütterlicherseits des Verstorbenen war Christin gewesen. Was folgt, ist der immer absurder werdende Kampf des Sohnes um das Recht des Vaters auf ein Grab innerhalb des jüdi­schen Friedhofs.

        „ Vladimir Vertlibs Geschichten sind am kraßvollsten, wenn er mensch­liche Verhaltensweisen in ihren makabren Abwegigkeiten schildert. " (Linda Stift, Wiener Zeitung)

         

         

          Konrad Paul Liessmann, Thomas Glavinic und Walter Grond

          Ort: Literaturhaus

          Moderation: Literaturhaus am Inn

          In Kooperation mit dem Pen-Club Tirol, dem Brenner-Forum und Studierenden des Instituts für deutsche Sprache, Literatur und Literaturkritik

          Literatur als Medium der Einmischung ins (tages)politische Geschehen – Literatur als unantastbares Terrain kreativer Freiheit; Anlassgebundenheit gegen Zweckfreiheit: diese beiden einander scheinbar ausschließenden Positionen bilden ein traditionsreiches Konfliktfeld, das es nicht erst seit den Diskussionen im Vor- und Nachfeld der 68er Bewegung gibt. Mehr denn je agiert Literatur in den verschiedensten Kommunikationsmedien wie Presse, Fernsehen, Internet, mehr denn je ist sie "umtriebig". Wirkt sich dies auf die Art und Weise des Schreibens aus?

          Eine Veranstaltung im Rahmen von "Innsbruck liest".

           

            In memoriam Raimund Berger anlässlich des 50. Todestages

            Ort: Literaturhaus

            Lesung mit Josef Kuderna

            Der Tiroler Dramatiker Raimund Berger (1917–54) galt als einer der begabtesten Bühnenautoren der jungen Generation in der Nachkriegszeit. Die Uraufführung seines Stückes Zeitgenossen in Graz 1951 erhielt den Österreichischen Staatspreis. Hans Weigel, der von Bergers Können überzeugt war, holte ihn immer wieder an seinen legendären Autoren-Stammtisch ins Wiener Café Raimund. Mit seinen Stücken feierte er Bühnenerfolge in Innsbruck, Graz, Wien und Bonn. Nach dem frühen Tod Raimund Bergers sind seine Bühnenwerke jedoch sehr bald in Vergessenheit geraten. In den 60er Jahren brachte die junge Theatergruppe um Josef Kuderna im Zentrum 107 den Namen des Dramatiker wieder ins Gespräch. Josef Kuderna inszenierte Bergers Komödie Der Schelm von Limburg - es war seine erste Regie-Arbeit.
            Ob nicht die besten Texte Raimund Bergers wert wären, wiederentdeckt zu werden? Josef Kuderna, Leiter des Orf-Kulturhauses, geht dieser und anderen Fragen nach und liest Passagen aus Bühnentexten und Erzählungen von Raimund Berger. - Eine Ausstellung zeigt Interessantes aus dem Nachlass des Autors.

              Text&Bild mit Markus Köhle und Christian “Yeti” Beirer

              Ort: Literaturhaus

              Letternletscho live heißt nicht nur, dass das Stabreim-Abcetera und die Illustrationen dazu präsentiert werden, sondern auch, dass vor Ort Texte zu Bildern werden. Diese Simultanübersetzung geschieht während der Lesung, was diese zur einmaligen Mal-Lesung macht.

                Oskar Pastior liest seine Chlebnikov-Übertragungen

                Ort: Literaturhaus

                Velimir Chlebnikov (1885-1922) gilt als herausragender Exponent des russischen Modernismus, seine "transmentale Sprache" war Zeigenossen wie Majakowski und vielen späteren sprachalchemistischen Dichtern Inspiration.
                " Was es zu übersetzen gilt", schreibt Felix Philipp Ingold, "ist das Unübersetzbare, das, was Benjamin das Sprachliche an der Sprache genannt hat: das Poetische.

                Die von Pastior praktizierte Art des Übersetzens entspricht nicht nur dem chlebnikovschen Konzept einer hintersinnigen Laut- oder Vogel- oder Sterne- oder Göttersprache, sondern auch Oskar Pastiors eigener Arbeit am Wort als solchem."

                  so that’s what it’s like

                  Ort: Literaturhaus

                  Österreichische AutorInnen übersetzen englischsprachige Lyrik. Lesung und Gespräch.
                  Mit Ludwig Laher, Peter Waterhouse, Erwin Einzinger

                  2002 ist im Innsbrucker Haymonverlag So also ist das. So that's what it's like erschienen, eine zweisprachige Anthologie mit Übersetzungen von Gedichten englischsprachiger AutorInnen durch österreichische KollegInnen. Sie haben sich in poetisch-gedanklicher Übereinstimmung der Texte ihrer Kolleginnen und Kollegen aus England, Schottland, Wales und Nordirland angenommen. Am Abend werden ausgewählte Originaltexte und deren Übersetzungen gelesen, im Anschluss daran findet ein Gespräch darüber statt, was AutorInnen immer wieder dazu treibt, in fremde Sprachuniversen einzutauchen.

                    Alma Vallazza und Theresia Prammer lesen Amelia Rosselli (italienisch / deutsch)

                    Ort: Literaturhaus

                    Amelia Rosselli, 1930 in Paris geboren. Sowohl ihr Leben ist geprägt von Exilantentum - die Familie zieht nach England, als zwei Familienmitglieder von den Faschisten ermordet werden, nach einem Aufenthalt in den USA kehrt Amelia Rosselli nach Italien zurück, wo sie sich ab 1950 in Rom niederlässt – als auch ihre Gedichte. In ihnen prägen sprachliche Entwurzelung und Entfremdung die Annäherung an die Themen der Liebe, des Religiösen und der Krankheit, aber auch der Wechsel der Rhythmen und Klänge jener 3 Sprachen, die ihre Kindheit und Jugend prägten. Ab 1964 beginnt sie mit der Veröffentlichung von Gedichtbänden und übersetzt. 1996 nimmt sie sich in Rom das Leben. Berühmte Zeitgenossen wie Pier Paolo Pasolini schätzten ihre Texte, sie selbst blieb immer "fremd", verweigerte Zugehörigkeiten zu literarischen Gruppen und Moden.
                    Auf Deutsch liegen bis auf einige Gedichte in Anthologien keine Übersetzungen vor. In der Edition per procura erscheint nun im Frühjahr 2004 in der Übersetzung durch Theresia Prammer und Alma Vallazza der Band "Ausgewählte Gedichte". An diesem Abend spricht jede der Übersetzerinnen über ihren Zugang zu den Gedichten von Rosselli.

                      Ilma Rakusa

                      Ort: Literaturhaus

                      liest aus eigenen Texten und aus Übersetzungen.

                      "Wie geht der Autor-Übersetzer mit dem inneren Stimmengewirr um, mit den möglichen Interferenzen? Als Übersetzer ist er angehalten, Hallraum zu sein, als Autor drängt es ihn, die eigene Stimme zu erhalten." In diesen Worten bringt Ilma Rakusa die Vielschichtigkeit der Doppeltätigkeit zu Wort, die sie selbst ausübt: Autorin und Übersetzerin zu sein.
                      Am Abend wird sie aus eigenen Texten lesen sowie die Stimmen jener Autorinnen und Autoren zu Gehör bringen, die sie übersetzt (u.a. Danilo Kis, Marguerite Duras, Marina Zwetajewa), eingebettet in Reflexionen zur Thematik.

                        Lesung mit Hans Augustin

                        Ort: Literaturhaus

                        Moderation: Bernhard Sandbichler

                        Fayum und andere Erzählungen (Skarabaeus 2004)
                        In Zusammenarbeit mit dem Skarabaeus-Verlag.

                        "Verschenkte Geschichten" nennt Hans Augustin seine zehn Prosatexte. In ihnen schildert er eine Welt, in der die Menschen den Boden unter den Füßen verlieren, die an unerwarteten Stellen aufbricht und in der vertraute Strukturen plötzlich zerbrechen. Geschichten über einen Vater, der seinen Sohn, den Bombenattentäter von Oklahoma, vor seiner Hinrichtung besucht; über eine Familie, die im Park ihr Sonntagspicknick einnimmt und Zeuge wird, wie die Welt auseinander bricht; über den Traum von Fayum; oder von einem Bauern, über dessen Hofidylle BSE hereinbricht.

                        Bernhard Sandbichler, geboren 1965, lebt in Innsbruck. Studium der Germanistik und Romanistik in Innsbruck; 1996–2001 im Residenz Verlag Salzburg tätig. Seit 2002 organisatorischer Leiter der Wiltener Sängerknaben und Geschäftsführer der Kulturinitiative INTERregional.telfs.

                          Außenseiter wider Willen? — Fritz Herzmanovsky-Orlando

                          Ort: Literaturhaus

                          Vortrag von Eric Leroy du Cardonnoy
                          Anläßlich des 50. Todestages von Fritz Herzmanovsky-Orlando

                          Fritz von Herzmanovsky-Orlando (1877–1954), Erzähler, Dramatiker und Zeichner, studierte Architektur in Wien; er war eng verbunden mit Alfred Kubin, aus dessen Freundeskreis er auch antirationalistisches und mystisches Gedankengut aufnahm. 1916 übersiedelte er nach Meran, wo 1917 der bizarr-groteske Biedermeier-Roman Der Gaulschreck im Rosennetz (1928 mit eigenen Illustrationen erschienen) als erster Band einer "Europa"-Trilogie entstand, deren 2. und 3. Teil posthum erschienen: Das Maskenspiel der Genien und Rout am fliegenden Holländer. In dieser Trilogie wird die Welt der barocken Habsburger- bzw. Donaumonarchie heraufbeschworen. Der Vortrag will den Künstler und Autor als charakteristischen Repräsentanten des selbst auferlegten Exils sichtbar machen: als einen Außenseiter, der am Ende doch alles andere gewesen ist als ein Außenseiter wider Willen.

                          E. Leroy du Cardonnoy hat über Elias Canettis Aufzeichnungen promoviert und ist als Dozent an der Universität Caen (Frankreich) tätig (Schwerpunkt: österreichische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts). Er arbeitet derzeit an seiner Habilitationsschrift über das Monströse in der deutschsprachigen Literatur am Anfang des 19. Jahrhunderts.

                          Eine Ausstellung zeigt Originalmanuskripte und Zeichnungen aus dem Nachlass Herzmanovsky-Orlandos.

                            Martin Heidegger — Ludwig von Ficker

                            Ort: Literaturhaus

                            Briefwechsel 1952 -1967. Herausgegeben und kommentiert von Matthias Flatscher (Klett-Cotta 2004). Buchpräsentation mit einer Einführung des Herausgebers. Walter Sachers liest aus den Briefen.

                            Ludwig von Ficker (1880-1967), Herausgeber der Zeitschrift Der Brenner und wichtiger Förderer Georg Trakls, lernte Martin Heidegger (1889-1976) anlässlich einer Gedenkfeier 1952 zu Ehren des Dichters Georg Trakl auf der Bühlerhöhe bei Baden-Baden kennen. Auf diese Begegnung, die beide gleichermaßen beeindruckte, folgte ein reger Briefwechsel, der von der gegenseitigen Wertschätzung zeugt. 1960 hielt Martin Heidegger die Laudatio bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin an Ludwig von Ficker.

                            "Das gemeinsame Anliegen, die tiefen Einsichten in die Sprache und in das menschliche Sein auch für nachkommende Generationen wachzuhalten, trug wesentlich zur Reifung einer sehr persönlichen und betont herzlichen Freundschaft zwischen Heidegger und Ficker bei." (Vorwort).

                            Matthias Flatscher studierte Philosophie und Germanistik in Wien, arbeitet derzeit an einer Dissertation über die Sprachauffassung von Heidegger und Wittgenstein. Lehrbeauftragter der Universität Wien und freier Mitarbeiter des Brenner-Archivs.

                            Eine Ausstellung zeigt Originalbriefe Martin Heideggers und weitere Dokumente aus dem Nachlass Ludwig von Fickers.

                              100 Jahre Bloomsday — open reading

                              Ort: Café Katzung, 1. Stock, Salon Pauli

                              Der Roman, durch den James Joyce unsterblich wurde, schildert einen Tag im Leben des Annoncenakquisiteurs Leopold Bloom, den 16. Juni 1904. Bald nach Erscheinen des Romans begannen Enthusiasten, diesen Tag zu feiern. 2004 nun wird Blooms Tag - der »Bloomsday« - hundert Jahre alt. Wir feiern den Abend mit einer offenen Lesung aus "Ulysses", unter anderem mit Christoph W. Bauer, Thomas Wiederin, Christa Kofler, Daniel Ostermann, Heinz D. Heisl, Magdalena Kauz, Bernhard Sandbichler, Thomas Schafferer ...

                              Spontan Entschlossene sind eingeladen, eine Passage zu lesen.
                              Special for reading guests: Irish Coffee und Irish Whiskey ...

                                Herzland Süden

                                Ort: Pavillon Hofgarten

                                Gedanken Lesungen Musik
                                Ein Abend mit Iso Camartin, Stefanie Holzer, Bettina Galvagni, Renata Zuniga, Anne Marie Pircher, Bernhard Aichner, Peter Oberdörfer, Kurt Lanthaler // Musik: Harald Pröckl, Akkordeon

                                Jeder braucht seinen Süden (Suhrkamp 2003) das Buch von Iso Camartin hat uns inspiriert, unsere letzte Veranstaltung vor der Sommerpause dem "Süden" zu widmen.

                                Die Autorinnen und Autoren lesen Texte, die im Auftrag des Literaturhauses zum Thema Herzland Süden geschrieben wurden, gedacht als literarische Annäherungen an einen Süden im Kopf, der ein konkretes Land, ein realer Ort sein kann, wie auch ein Reiseziel, zu dem man mit dem inneren Kompass aufbricht. - Mit einleitenden Gedanken und Überleitungen von Iso Camartin.

                                Eine Kooperation mit der Südtiroler AutorInnenvereinigung und der GAV Tirol

                                  Lesung mit Bettina Baláka und Rosa Pock

                                  Ort: Literaturhaus

                                  Moderation: Barbara Hoiß

                                  Balákas Texte erzählen von Frauen, deren Ausbruchsphantasien, deren Leiden, manchmal auch von deren Schwächen und von der Lust am Anders-Sein.

                                  Rosa Pocks soeben erschienener Band Eine kleine Familie (Droschl 2004) ist „ein leichtes Buch über die schwere Aufgabe, glücklich man selbst zu sein – oder gar zu werden“ ist (Verlag).

                                   

                                    Ludwig Wittgenstein

                                    Ort: Literaturhaus

                                    Buchpräsentation Ludwig Wittgenstein - Licht und Schatten. Ein nächtliches (Traum-)Erlebnis und ein Brieffragment. (Haymon 2004).
                                    Mit einer Einführung durch die Herausgeberin Ilse Somavilla. Johannes Nikolussi liest.

                                    Zwei bisher unveröffentlichte Schriftstücke des Philosophen geben Anlaß, Wittgensteins Spannungsverhältnis zur Religion und zu kulturellen Werten der menschlichen Zivilisation nachzuspüren. Bei den beiden Texten handelt es sich zum einen um eine tagebuchartige Aufzeichnung eines nächtlichen (Traum-) Erlebnisses aus dem Jahre 1922, zum anderen um das Fragment eines Briefes, den er vermutlich im Jahre 1925 an seine Schwester Hermine gerichtet hat. Im ersten Text kommt das Dunkle, Angsteinflössende in Wittgensteins Gottesvorstellung zum Vorschein, im zweiten Text das Positive, Lichtvolle, das Wittgestein mit Religion assoziierte.
                                    Ilse Somavilla, geboren in Fulpmes, lebt in Innsbruck, seit 1990 Mitarbeiterin des Forschungsinstituts Brenner-Archiv. Zahlreiche Aufsätze zu Ludwig Wittgenstein; Herausgeberin von u. a. Ludwig Wittgenstein: Denkbewegungen. Tagebücher 1930-1932, 1936-1937. (Haymon 1997)

                                      Lesung mit Katja Oskamp und Antje Rávic Strubel

                                      Ort: Literaturhaus

                                      Moderation: Michael Klein

                                      Mit frischem Ton erzählt Katja Oskamp Halbschwimmer (Ammann 2003) davon, wie ein waches Mädchen sich aussetzt, um sich aufgehoben zu fühlen, und dass auch junge Frauen durchaus etwas an älteren Männern finden können. Als einzige Tochter eines hohen NVA-Offiziers und einer Schuldirektorin hätte Tanja die besten Voraussetzungen dazu, ein Musterprodukt der DDR-Gesellschaft zu werden. Aber Tanja hat ganz anderes im Sinn: Sie sucht die Liebe. Und so nutzt sie jede Gelegenheit, das sozialistische Bilderbuchleben gegen andere, aufregendere Erfahrungen einzutauschen. Katja Oskamps Geschichten geben Einblick in eine Jugend während der realsozialistischen Spätphase.

                                      In ihrem neuen Roman Tupolew 134 ( Beck 2004) erzählt Antje Rávic Strubel von einer Flugzeugentführung und der schwierigen Suche nach der Wahrheit. Dabei hat sie sich von einer realen Geschichte inspirieren lassen: 1978 wurde eine Tupolew 134 von zwei Bürgern aus der DDR auf dem Flug Danzig-Schönefeld nach West-Berlin entführt. Die Entführung war nicht geplant, sie war eine Art Übersprunghandlung zweier bei ihrer Republikflucht verratener Menschen. Antje Rávic Strubel erzählt eine Geschichte über Flucht, Verrat und Illegalität, über die politischen Konsequenzen dieser Tat, über den Wunsch, das alte Leben hinter sich zu lassen, und vom Unvermögen, vorgeprägten Lebensmustern zu entkommen, über Sehnsucht und die Vergeblichkeit von Liebe außerhalb der Konvention.

                                        Lange Nacht der Museen

                                        Ort: Literaturhaus

                                        Gemeinsam mit dem Brenner-Archiv

                                        Das Brenner-Archiv verwahrt etwa 150 Nachlässe vor allem von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, aber auch von Philosophen, Musikern und Künstlern.
                                        Es macht Materialien, Dokumente und Manuskripte zugänglich, erstellt zuverlässige transkriptionen, gibt Editionen mit kulturwissenschaftlichen Kommentaren heraus, führt Forschungsprojekte durch, erstellt Publikationen in Buchform sowie in elektronischer Form.

                                        19.00 Uhr - Führung durch die Sammlungen des Brenner-Archivs mit Eberhard Sauermann

                                        20.00 Uhr - Julia Gschnitzer liest Texte aus den Nachlässen

                                        21.00 Uhr - Anton Unterkircher: Video-Installation zu den Neuerwerbungen

                                        21.30 Uhr -Barbara Hoiß, Verena Zankl, Sandra Unterweger: „Aus dem Weinhaus zu Sündenprumpfstätten“. Szenische Lesung zu Max Riccabona

                                        22.00 Uhr - Lesung mit Bettina Galvagni

                                        22.30 Uhr - Anton Unterkircher: Video-Installation zu den Neuerwerbungen

                                        23.00 Uhr - Ulrike Lang: Grete Gulbranson in Innsbruck

                                        Ursula Schneider, Annette Steinsiek: Zu Rudolf Stibill

                                        Erika Wimmer liest Texte von Johannes E. Trojer

                                        24.00 Uhr - Mitternachsführung durch die Sammlungen mit Johann Holzner

                                        Musik: Harald Pröckl am Akkordeon - Herbstbuffet

                                         

                                          Maria E. Brunner und Waltraud Mittich

                                          Ort: Literaturhaus

                                          Moderation: Irene Prugger

                                          Maria Brunners Roman Berge Meere Menschen (Folio 2003) hat seinen Erinnerungsfokus in den Südtiroler Bergen, in einer bäuerlichen Welt, die feindlich sich selbst, feindlich den zugewanderten Italienern im Grenzland gegenüber ist. Und da gibt es den Einbruch der Fremden aus dem Norden, genannt Fremdenverkehr. Das Pflegekind ist auf der Flucht: in den Norden, in den Süden, ans Meer, in die Stadt auf der Insel, auf der Suche nach Befreiung. Den Schlusspunkt der Folge von Aufbruch und Ankunft bildet der Tod der Mutter, dort, wo die Reise begonnen hat, auf dem Berg.

                                          Waltraud Mittichs Roman Berühren sie jedes erzählt die Geschichte der Kosmopolitin Dolly Meyer, Fotografin in New York, die nach 30 Jahren Abwesenheit in ihr Heimatdorf in die Grenzregion Südtirols zurückkehrt, dessen Enge sie als junge Frau zu entfliehen versuchte. Der Roman ist zugleich auch eine Geschichte von Krieg und Vertreibung, Flucht und Zwangsarbeit, von Militarismus und Männlichkeitskult, vom Aufeinanderprallen von Kulturen: der deutschsprachigen und der italienischen Kultur Südtirols ebenso wie der Kulturen von Männern und Frauen.

                                           

                                            Werner Kofler

                                            Ort: Literaturhaus

                                            Moderation: Sigurd Paul Scheichl

                                            Werner Koflers letzter Roman Kalte Herberge (Deuticke 2004) ist ein „grandioses Stück Prosa“ (Kastberger). Darin sind Handlungselemente und Gedankengeflechte zu einem eigenen, dichten Universum montiert. Nüchterne Bestandsaufnahmen, mit bösem Blick protokolliert, wechseln mit persönlichen Momenten, Erinnerungen und Monologen über Krankheit, Tod und das Schriftstellerdasein. Als Klassiker der österreichischen Gegenwartsliteratur gilt Werner Koflers Erstling Guggile. Vom Bravsein und vom Schweinigeln. Eine Materialsammlung aus der Provinz. (Deuticke 2004, Neuauflage). Und es ist auch allerhand Material, das er über eine Jugend in den fünfziger Jahren sammelt und zum Gesamtbild verknüpft: Dokumente, Aussprüche, Erziehungsmaximen, Zeitungsphrasen, alles, was das Herz begehrt. Seinerzeit nannte man das Buch „eine totale Autobiografie„ - auch deshalb, weil es die Autobiografie nicht nur des Autors, sondern vieler anderer ist.

                                              Eröffnung mitSprache 2004

                                              Ort: Landesmuseum Ferdinandeum

                                              Literatur und Politik - Grenzüberschreitungen
                                              Eröffnung der Veranstaltungsreihe, Vernissage und Lesung
                                              - Installation "querdenken. Carl Dallago" von Verena Gollner
                                              - Installation "kein teppich für den duce_zeigt her eure füße, zeigt her eure schuh" von Anna Maria Mackowitz, Gitti Schneider, Erika Wimmer
                                              - Lesung mit Hans Raimund
                                              - Anschließend lädt das Literaturhaus zum Buffet

                                               

                                              "querdenken. Carl Dallago" - Die Rauminstallation ist dem in Vergessenheit geratenen Kulturphilosophen und Schriftsteller Carl Dallago, geboren 1869 in Borgo, gestorben 1949 in Innsbruck, gewidmet. Dallagos Bild eines Einzelgängers zeichnet sich durch sein eigenwilliges, oft sogar unverständliches und von Nietzsche beeinflusstes Gedankengut aus. Die Installation ist ein Versuch, Dallagos zentrale Themen, die um die Begriffe Natur, Kunst und Politik kreisen, darzustellen.
                                              Verena Gollner, geboren in Linz, aufgewachsen in Innsbruck, Studium der Geisteswissenschaften. Seit 1998 Mitarbeiterin im Literaturhaus am Inn.


                                              kein teppich für den duce__zeigt her eure füße, zeigt her eure schuh
                                              Rauminstallation Bild : Text : Klang
                                              Malerei: Gitti Schneider / Anna Maria Mackowitz
                                              Hörstück: Erika Wimmer / ORF Studio Tirol

                                              Geschichte ist nicht nur dort, weit zurück in der Vergangenheit oder bei den anderen. Die Installation eines Teppichs als Malerei mit Hörstück verweist auf einen skrupellosen Machthaber, sie ist aber mehr noch eine Aufforderung, die Geschichte zu begehen und die Gegenwart zu begreifen: spielerisch, der Wahrheit verpflichtet und erhellend. Eröffnet wird ein Raum, in dem beobachtet, registriert, assoziiert wird. Wer ist der "duce"? Wie ist sein Schritt? Was ebnet ihm den Weg? Und vor allem: Was wird der Macht geopfert? Das Gewebe aus Farben, Formen, Meinungen und Haltungen läßt die Grenzen zwischen Macht und Abhängigkeit verschwimmen. Stiefel oder Stöckel: Immer nur gehen die Schuhe mit uns, nicht wir mit den Schuhen.

                                              Die beiden Malerinnen Anna Maria Mackowitz und Gitti Schneider und die Autorin Erika Wimmer waren 2003 Stipendiatinnen in Paliano bei Rom und haben dort das Projekt entwickelt.
                                              Fotowerk Aichner und Tilmann Schneider haben die Installation während ihres Entstehens fotografiert, dazu eine zeitgleiche Ausstellung im Literaturhaus am Inn.

                                              Mit der Lesung von Hans Raimund wird die "sprachliche" Grenzüberschreitung in den Mittelpunkt gerückt. Hans Raimund ist Autor und Übersetzer u.a. aus dem Italienischen, ein "poeta-traduttore". Aktuelle Übersetzungsprojekte: Essays und Gedichte von Sergio Solmi, Gedichte des Sizilianers Lucio Piccolo. Am Abend wird der Autor sowohl eigene als auch übersetzte Texte lesen und Einblick geben in sein Verhältnis zur italienischen Literatur.

                                              nach oben

                                                Japanische Übersetzungen aus dem Deutschen

                                                Ort: Literaturhaus

                                                Vortrag Christel Mahnke (Goethe-Institut München) Deutsche Literatur in Japan: Faust, Demian und Momo.

                                                - willige Spenden

                                                Welche Werke und Autoren der deutschsprachigen Literatur sind Japanern in Übersetzung zugänglich? Goethe ist den Gebildeten wohlvertraut, Hesse wird man in jeder größeren Buchhandlung finden, und Michael Ende wird von vielen Studenten der Germanistik als Lieblingsautor genannt. Viele Autoren der Gegenwart sind völlig unbekannt, andere nur durch das unermüdliche Engagement einzelner Übersetzer ein Begriff. Woran liegt dieser selektive Blick des japanischen Lesers? - Christel Mahnke leitet seit 1987 Bibliotheken der Goethe-Institute im Ausland. Von 1998 bis Mai 2002 war sie in Tokyo tätig, wo die Literatur- und Übersetzungsförderung zu den Schwerpunkten ihrer Tätigkeit gehörte. Zur Zeit leitet sie den Bereich Bibliothekskooperation und Planung in der Zentrale des Goethe-Institutes München und ist damit für die fachliche Betreuung des weltweiten Bibliotheksnetzes des Goethe-Institutes verantwortlich.

                                                  Literatur und Politik. Grenzüberschreitungen.

                                                  Ort: Literaturhaus

                                                  Podiumsdiskussion mit Marco Lodoli, Lidia Ravera, Josef Haslinger, Marianne Gruber. Moderation: Benedikt Sauer. Mit Übersetzung

                                                  Der Dialog zwischen italienischen und österreichischen AutorInnen im inhaltlichen Spannungsfeld zwischen Literatur, Politik, Demokratie, Verantwortung ist Gegenstand dieser Abendveranstaltung. Mit Sprache Mitsprache: Inwieweit ist literarisches Schreiben auch eine politische Tätigkeit? Ist Sprachkultur Voraussetzung einer demokratischen Gesellschaft? Wie definieren sich Autoren und Autorinnen verschiedener, wenn auch sehr nahe gelegener Kulturkreise, wenn es um die Frage politischer Einmischung von Kulturschaffenden geht? Und wie sehen sie die jeweilige politische Situation in ihren Ländern.

                                                    Italien Europa Österreich

                                                    Ort: Literaturhaus

                                                    Moderation: Günther Pallaver

                                                    Gespräch zwischen Angelo Bolaffi und Robert Menasse

                                                    Der EU-Gründungsstaat Italien und das junge EU-Mitglied Österreich sind Nachbarstaaten, die sich häufig fremd erscheinen. Die Wirtschaftsbeziehungen sind eng, die vor allem in Süd-Nord-Richtung zunehmenden Touristenströme mögen die Bewunderung für die jeweiligen Lebensstile fördern, nicht aber dem Abbau von Vorurteilen dienen. Der Informationsaustausch bleibt spärlich. Für jüngere Entwicklungstendenzen in der politischen Kultur gelten parallele Phänomene in beiden Staaten als beispielhaft: von da wie dort haben neue populistische Typen des Politischen (oder des Antipolitischen?) auf Europa ausgestrahlt. Trotz sehr verschiedener Medienlandschaften ist da wie dort eine Boulevardisierung der Berichterstattung festzustellen. EU-Skepsis in Österreich steht ein nahezu verklärter Blick auf "Europa" in Italien gegenüber, aber die Politik beider Länder gegenüber Nicht-Eu-Bürgern ähnelt sich: der Brenner präsentiert sich janusköpfig: während das Reisedokument für Staatsbürger beider Staaten hier an Wert verlor, wurde die Grenze für die "Sans Papier" zur Mauer. Themen, um die es an diesem Abend gehen wird.

                                                      Hedy Danneberg liest “Das Treffen in Telgte” von Günter Grass

                                                      Ort: Literaturhaus

                                                      Moderation: Michael Klein

                                                      1647 treffen sich die barocken Dichter für mehrere Tage, lesen einander vor, diskutieren über Dichtung, die politische Situation, Krieg und Frieden, saufen und verschwinden mit den Mägden im Heu ... Am Ende wird eine Resolution zum Westfälischen Frieden verabschiedet, doch sie verbrennt und verschwindet im Nichts. Grass verweist indirekt auf die Aktivitäten der Gruppe 47, die bei ihren Treffen auch derartige Resolutionen verabschiedet hat - aber sind sie nicht auch irgendwie verschwunden? Und ist andererseits nicht doch etwas davon geblieben?

                                                      Hedy Danneberg geboren in Wien. Schauspiel- und Regiestudium in Salzburg, Engagements an Wiener Kellertheatern und an der Wiener Josephstadt. Übersiedlung nach Innsbruck, Engagements im Theater 107, Kellertheater, Tiroler Landestheater.
                                                      Michael Klein, Gründer und jahrelanger Leiter des Innsbrucker-Zeitungsarchivs.