Veranstaltungen 2014

Margaritha Wanitschek und Carolina Schutti

Ort: Literaturhaus

Bildwechsel – Blickwechsel

Vernissage und Lesung

Bildwechsel im Literaturhaus: In der nächsten Zeit können Sie im Literaturhaus „neue Bilder“ sehen; die Schwazer Künstlerin Margaritha Wanitschek stellt bei uns eine kleine Auswahl aus ihrem umfangreichen und vielschichtigen Werk aus. Das neue Jahr beginnt auch mit einem neuen Text: Carolina Schutti wird aus der Novelle Eulen fliegen lautlos lesen.

Zum Anklang lädt das Literaturhaus zu einem Glas Sekt.

    Alban Nikolai Herbst und Uwe Schütte

    Moderation: Renate Giacomuzzi

    Argo. Anderswelt ist der umfangreichste und letzte Teil der Anderswelt-Trilogie (Thetis, 1998 und Buenos Aires, 2001) von Alban Nikolai Herbst. Der 872 Seiten umfassende neue Roman ist die Fortsetzung einer modernen Odyssee durch eine zukünftige Welt, in der sich aber unsere Gegenwart sehr deutlich erkennen lässt: Die Überschreitung der Grenzen zwischen Ost und West, Mensch und Technik, Realität und Fiktion führt zu desaströsen Verschiebungen, doch je finsterer sich die von Herbst gezeichnete Cyberwelt darstellt, umso erhellender wirkt sie als Spiegelbild unserer Gegenwart. Wie schon in den vorangegangen Bänden mischt der Autor Realien und Fingiertes wild durcheinander und lässt die Leser zweifeln, ob die erzählende Figur Deters nicht doch dem realen Autor näher ist als der ebenfalls im Romangeschehen auftauchende „Herbst“.

    Auch mit den herkömmlichen Wertungskriterien für Unterhaltungs- und Hochliteratur kommt man diesem Werk nicht näher, das sich in Stil und Erzähltechnik weit ab vom gegenwärtigen Mainstream bewegt, aber Stilelemente und Motive aus den Unterhaltungsgenres einbaut.

     

    Alban Nikolai Herbst: Argo. Anderswelt. Elfenbein Verlag 2013
    Uwe Schütte: Poetik des Extremen. Vandenhoeck & Ruprecht 2006

    Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Innsbrucker Zeitungsarchiv 

      Journalistisch? Ästhetisch? Literarisch?

      Ort: Literaturhaus

      Moderation: Anna Rottensteiner

      Rainer Merkel und Andrei Siclodi im Gespräch.

      Täglich konfrontieren die Medien mit Informationen über Krisenländer, Katastrophen, Kriege und Konflikte. Dabei stößt der klassische Journalismus in seiner Definition, Informationen für eine größtmögliche Anzahl von Menschen aufzuarbeiten, an seine Grenzen und hinterlässt bei den ZuseherInnen oft ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins. Information wird zur Konsumware, Verstrickungen und Hintergrundinformationen kommen selten zu Wort; es scheint Zeit für „Metamedien“ zu sein, für „die erklärende Sparte“.

        Rainer Merkel

        Ort: Literaturhaus

        Rainer Merkel erzählt in seinem Roman Bo mit waghalsiger Leichtigkeit eine Reise durch die afrikanische Welt und das Erwachsenwerden dreier Heranwachsender. Benjamin, der mitten in der Nacht allein am Flughafen von Monvrovia steht, da ihn sein Vater, Entwicklungshelfer in Liberia, nicht abholt, trifft auf den blinden Bo und die wohlstandsverwöhnte Brilliant. Zu dritt machen sie sich auf und ihre vom Autor kunstvoll verwobene Abenteuergeschichte wird zu einer rasanten Road-Novel.

        Ohne Betroffenheitsrhetorik, vielmehr durch Fabuliervermögen und unaufdringliches Erzählen, in der Figurenzeichnung schonungslos und empathisch zugleich, schildert Merkel die unterschiedlichsten Schauplätze und Lebenswelten, die im vom Bürgerkrieg verwüsteten Liberia aufeinanderprallen. Zahlreiche Erinnerungen und Gedankenströme geben Einblick in die inneren Welten der Figuren. Dabei lässt der Autor die „Großerzählung“ um zwei Leerstellen kreisen, die die Atemlosigkeit und Spannung des Romans zusätzlich antreiben.

        Rainer Merkel: Bo. Roman. Fischer 2013

          Herausgeber Erwin Köstler präsentiert die Slowenische Bibliothek

          Ort: Literaturhaus

          [ Im Fokus: Slowenien ]

          Erika Wimmer liest aus den Texten

          Haben Sie schon einmal von Zofka Kveder gehört – der polyglotten Zeitgenossin Ivan Cankars, die die erste slowenische Berufsschriftstellerin und schon zu Lebzeiten eine Ikone der südslawischen Frauenbewegung war? Sind Ihnen Ivan Pregelj und Vladimir Bartol ein Begriff – beides Autoren der Zwischenkriegszeit, der eine ein strenger katholischer Expressionist, der andere ein menschenerforschender Insektenkundler und, ja, doch: ein posthumer Bestsellerautor? Kennen Sie Vitomil Zupan, der die slowenische Literatur schon in den 1930er Jahren aufzumischen begann und nach dem Krieg eine der verrufensten Figuren der slowenischen Literatur war? Oder Marjan Rožanc, der in den bleiernen 1970er Jahren zu einem der großen Überwinder ideologischer Tabus wurde?

            Albert Camus, Glückssucher zwischen Algerien und Frankreich

            Ort: Literaturhaus

            Vortrag von Julia Pröll
            Mit einer Lesung von Florian Eisner

            Der 100. Geburtstag des französischen Schriftstellers und Philosophen Albert Camus im vergangenen Jahr war der Anlass für zahlreiche Publikationen zu seinem Leben und Werk, aber auch, um sich erneut mit den Gedanken des Denkers auseinanderzusetzen. Der 1913 in Algerien geborene Albert Camus suchte in seinen Werken nach moralischen Grundsätzen und Positionen, die mehr denn je auch unsere Gegenwart betreffen – sowohl in seinen literarischen als auch in seinen philosophischen Werken.

              Marion Poschmann

              Ort: Literaturhaus

              Moderation: Gabriele Wild

              Der Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im „Ostschloss“, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen: ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, als sei Odilos Schlaflosigkeit auf ihn übergegangen, und es bedrängen ihn Erinnerungen: Es scheint, als ob Altfrieds ganzes bisheriges Leben auf die Situation im Schloss zuläuft: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.

                Roman Ehrlich

                Ort: Literaturhaus

                Moderation: Paul Jandl

                Das Land ist eingeschneit. Ein junger Mann wandert in Das kalte Jahr an einer Autobahn entlang. Einsame Felder, Jauchegruben, Rasthöfe und fensterlose Möbelhäuser sind die Stationen seines Weges. Das Ziel ist ein Dorf am Meer, am Rande eines ehemaligen Militärgebietes, wo sein Elternhaus steht. Müde und erschöpft muss er bei seiner Ankunft jedoch feststellen, dass die Eltern verschwunden sind. Ein geheimnisvoller Junge öffnet ihm die Tür. Schweigsam und störrisch zieht sich dieser in der darauffolgenden Zeit meist in das Kinderzimmer zurück, wo er an einem mysteriösen Projekt arbeitet. Nach und nach finden die beiden Zugang zueinander. Was sie verbindet, sind Geschichten. Historische Geschichten von Auswanderern und Naturkatastrophen. Aber auch nacherzählte Geschichten aus dem Fernsehen, die den Jungen begeistern. – Am Ende steht mitten in der Eislandschaft ein Haus in Flammen, und in den Augen der Dorfbewohner spiegelt sich weit mehr als die Farbe des Feuers.

                  Marjana Gaponenko und Cordula Simon

                  Ort: Literaturhaus

                  Moderation: Julia Rhomberg

                  Wer ist Martha? ist ein wunderbar kühner Roman. Es geht um die Freude am Dasein, die Würde des Menschen, die Liebe zur Schöpfung. Wer Martha ist, wird hier nicht verraten, aber über Luka Lewa-dski kann Folgendes berichtet werden: Ornithologe aus der Ukraine und der Verfasser der bahnbrechenden Studie Über die Rechenschwäche der Rabenvögel. Über seine Forschungen ist er in die Jahre gekommen und 96 geworden. Viel Zeit bleibt nicht mehr, sagt der Arzt. Und die will genützt sein, sagt sich Lewadski. Also reist er nach Wien, steigt im noblen Hotel Imperial ab und lernt im Fahrstuhl einen Altersgenossen kennen, dem der Lebensfaden auch schon reichlich kurz geworden ist. Die beiden in die Jahre gekommenen Herren finden ihren Platz in der Hotelbar, kommentieren die Frisuren der Damen, rekapitulieren das mörderische vergangene Jahrhundert und träumen von der Revolution. Phantastisch und originell, lebendig und frech – so zeigt sich die Romanwelt von Marjana Gaponenko.

                  Wie löst man wohl die Apokalypse aus? Diese Frage stellt sich in Cordula Simons Roman Ostrov Mogila. Man könnte sie einer jungen Frau in Odessa zuschreiben: Als sie mit ihrem Freund schläft, beginnt der Zusammenbruch der Stadt. Wie eine Kettenreaktion setzt sich der Untergang nun fort, macht nicht Halt vor Gebäuden und Straßen, lässt Gewässer über ihre Ufer treten, Straßenbahnen entgleisen, Menschen zu Riesen wachsen und Drachen und Einhörner aus ihren Verstecken kriechen. Vor allem aber macht er nicht Halt vor den Menschen, deren Schicksale in Cordula Simons schaurigem Reigen einander die Hand zu reichen scheinen. Kraftvoll, mit überbordernder Fantasie für das Unfassbare, das Menschliche und das Abgründige, taucht Cordula Simon auch in ihrem neuen Roman einmal mehr in den fantastischen Realismus ein, dem sie ihre eigene, morbide Note verleiht.

                  Marjana Gaponenko: Wer ist Martha? Roman. Suhrkamp Verlag 2012
                  Cordula Simon: Ostrov Mogila. Roman. Picus Verlag 2013

                    Ein Abend zu Hermann Kuprian

                    Ort: Literaturhaus

                    Begrüßung: Sebastian Donat

                    Hermann Kuprian – Erinnerungen an literarische Konflikte:

                    Vortrag von Sigurd Paul Scheichl
                    Zum Nachlass von Hermann Kuprian:
                    Anton Unterkircher und Christine Riccabona

                    Eine Vitrinenausstellung zeigt Materialien aus dem Nachlass.

                      Andreas Neeser

                      Ort: Literaturhaus

                      Moderation: Gabriele Wild

                      Ein Paar pflückt Muscheln auf den Granitfelsen von Feunteun Aod in der Bretagne, als unvermittelt eine mächtige Brandungswelle vor den beiden aufsteigt. Véro wird unwiederbringlich ins offene Meer hinausgetragen, der Mann überlebt wie durch ein Wunder. Und genau das ist sein Problem. Die körperlichen Verletzungen lassen sich kurieren – wie aber das Schicksal des Überlebenden annehmen?

                        Thomas Bernhard und Gerhard Fritsch: Der Briefwechsel

                        Ort: Literaturhaus

                        Moderation: Annette Steinsiek

                        Martin Huber und Florian Eisner

                        Der Briefwechsel zwischen zwei der wichtigsten Autoren in Österreich seit den 1950er Jahren wurde 2013 im Korrektur Verlag veröffentlicht, der vom Suhrkamp-Lektor und Präsidenten der Internationalen Thomas Bernhard Gesellschaft, Raimund Fellinger, gegründet wurde. Er umfasst knapp 50 Briefe, Karten und Ansichtskarten und erlaubt einen Einblick in die verdeckten Hintergründe der Produktion und Vermittlung von Literatur. Der Kontakt zwischen Fritsch und Bernhard erstreckt sich von 1956 bis 1968 und gibt auch neue Einblicke in den Beginn von Bernhards „Karriere“ als Schriftsteller, macht dieser doch in Fritsch die Person aus, die ihm behilflich sein kann. Denn Fritsch sitzt an wesentlichen Schaltstellen im österreichischen Literaturbetrieb: Er ist Redakteur bei den Zeitschriften Wort in der Zeit sowie Literatur und Kritik, berät zeitgleich zwei Verlage und ist Mitglied mehrerer Jurys. Für Gerhard Fritsch war Bernhard durch seine literarische Kompromisslosigkeit eine Art Vorbild für die eigene, nicht weniger geradlinige, literarische Arbeit.

                          Krimi und Kritik

                          Ort: Literaturhaus

                          Moderation: Martin Fritz

                          Thomas Wegmann im Gespräch mit dem/der Autor/in von „Innsbruck liest“.

                          Das Lesen von Krimis wird durch die Verlage oft mit Schlagworten wie Entspannung und Unterhaltung beworben: sich zurücklehnen, das Böse und das Gute erkennen und beruhigt das Buch schließen, nachdem das Böse besiegt wurde.

                            Elke Laznia und Mona Müry

                            Ort: Literaturhaus

                            Moderation: Anna Rottensteiner

                            Der Müry Salzmann Verlag wurde 2009 von Mona Müry und Christian Dreyer gegründet. Er verlegt Bücher über Architektur, Kunst, Theater, Geschichte, Kultur und Lebenskunst und ein feines kleines literarisches Programm, in dem sich neben Veröffentlichungen berühmter Autoren wie Walter Kappacher sehr eindrucksvolle Debüts von jungen Autorinnen und Autoren finden.

                              Podiums-Gespräch mit Egyd Gstättner, O. P. Zier und Walter Thaler

                              Ort: Literaturhaus

                              Moderation: Sigurd Paul Scheichl

                              Anstoßen und Aufrütteln – Mittel gegen die „Neue Rechte“

                              Impulsreferat: Walter Thaler

                              Österreichische Autorinnen und Autoren, die sich ins politische Geschehen einmischen, Missstände aufzeigen, gegen den „politischen Feind“ polemisieren und ihn satirisch aufs Korn nehmen – es gibt sie tatsächlich immer noch. Mit ihren Texten, in Essays, Zeitungsartikeln oder Interviews mischen sie sich ein, erregen Anstoß und rütteln auf. Doch womit kann man heute als Künstler noch provozieren? Was sind die Tabus in einer scheinbar tabufreien gesellschaftlichen Situation? Wie werden Künstler/innen und Literat/innen, die Unrecht und Missstände beim Namen nennen, verfolgt und von wem? Der Literatur- und Politikwissenschaftler Walter Thaler  – Der Heimat treue Hasser. Schriftsteller und Politik in Österreich (nap, Wien 2013) – berichtet über einige der spannendsten Fälle, in denen die Literatur öffentlich Anstoß erregt hat, und diskutiert mit den beiden Autoren.

                              Eine Kooperationsveranstaltung zwischen Literaturhaus am Inn und dem Cluster Kunst & Kultur im Konflikt

                                Wider die Überflüssigkeit

                                Ort: Literaturhaus

                                Moderation: Ekkehard Hey-Ehrl

                                Ilija Trojanow im Gespräch mit Josef Nussbaumer.

                                Der überflüssige Mensch – so lautet der Titel des Essays von Ilija Trojanow, in dem er, so der Untertitel, die Frage nach der Würde des Menschen im Spätkapitalismus stellt.

                                Wer nichts produziert und nichts konsumiert, ist überflüssig – so die mörderische Logik des Spätkapitalismus. Überbevölkerung sei das größte Problem unseres Planeten – so die internationalen Eliten. Doch wenn die Menschheit reduziert werden soll, wer soll dann verschwinden, fragt Trojanow in seiner humanistischen Streitschrift wider die Überflüssigkeit des Menschen. In seinen eindringlichen Analysen schlägt er den Bogen von den Verheerungen des Klimawandels über die Erbarmungslosigkeit neoliberaler Arbeitsmarktpolitik bis zu den massenmedialen Apokalypsen, die wir, die scheinbaren Gewinner, mit Begeisterung verfolgen.

                                  Karl-Markus Gauß

                                  Ort: Literaturhaus

                                  Moderation: Anna Rottensteiner

                                  Pointierte Glosse, eleganter Essay, kulturkritische Polemik, selbstironische Erzählung: Karl-Markus Gauß, „einer der größten Stilisten der Gegenwartsliteratur“ (Günter Kaindlstorfer), verfügt über viele Formen und Tonlagen. Der „Welt-Alltag“ ist das unbekannte Terrain, das er seit dreißig Jahren literarisch erkundet, scharfsinnig, gelehrt und witzig. In der nun veröffentlichten Sammlung seiner kleinen Prosa erzählt er von den einfachen und den verwirrenden Dingen des Lebens, von den Verheißungen des Fortschritts und seinen eigenen Vorurteilen, von weltberühmten Medienfiguren und vergessenen Schriftstellern. Worüber er auch schreibt, über die Aufrüstung der Sexualität, die Abschaffung der Peinlichkeit, die Muttersprachen als Urgrund von Selbstbewusstsein, Phantasie und Revolte, stets überzeugt er mit der Originalität seiner Gedanken, der Eleganz seiner Sprache. In seinen wie mit leichter Hand verfertigten Feuilletons und seinen weitgespannten Essays wird das Bekannte fremd, das Unbekannte vertraut, und durch alle Kritik hindurch findet der Autor immer wieder zur Feier des alltäglichen Lebens, zum Lob der Sprache und zum Glück des Schreibens.

                                  Karl-Markus Gauß: Lob der Sprache, Glück des Schreibens. Otto Müller 2014

                                    Antonio Fian

                                    Ort: Literaturhaus

                                    Moderation: Robert Renk

                                    Artur führt eine unspektakuläre, in geordneten Bahnen verlaufende Ehe mit der Mittelschullehrerin Rita, jobbt, obwohl Akademiker, in einem Kopierzentrum und als Nachhilfelehrer und ist ganz allgemein nicht sonderlich ehrgeizig oder anspruchsvoll. Bis eines Tages eine gewisse Alice den Copyshop betritt und eine Notiz hinterlässt …

                                    Was nun ins Rollen kommt, ist eine Zeit lang ausgesprochen komisch, aber diese Komik nimmt unversehens immer düsterere, schließlich grauenhafte, wie einem Splattermovie entsprungene Formen an, und die bisher so satten und zufriedenen, vielleicht sogar glücklichen Romanfiguren sehen sich unausweichlich in Handlungen verstrickt, die weder sie sich selbst noch die Leser ihnen jemals zugetraut hätten.

                                      Brita Steinwendtner

                                      Ort: Literaturhaus

                                      Moderation: Christine Riccabona

                                      Ein Dorf, ein Bauernhaus, ein Bach: An diesem einen Punkt der Welt lebt Tom, ein Träumer und Vordenker, hier entwirft er seine mitreißenden Projekte für eine gerechtere Gemeinschaft, von hier aus geht er auf die Suche nach der Weite – den Himmeln Saskatchewans, den Songs von Bob Dylan und der Sehnsucht nach Liebe.

                                        Versteckte Lesarten: Oskar Pastior

                                        Ort: Literaturhaus

                                        Moderation: Ursula Schneider

                                        Vortrag mit Lucia Gorgoi, Verena Stross, Ursula Wittstock

                                        Der rumäniendeutsche Lyriker und Übersetzer Oskar Pastior (1927, Hermannstadt / Sibiu – 2006 Frankfurt a. M.) stand im Zentrum des Buches Atemschaukel von Herta Müller (2009). Das Buch hat die aus ethnischen Gründen erfolgte Deportation des jungen rumäniendeutschen Protagoni-nisten in ein russisches Lager zum Inhalt, ebenso die Homosexualität des Protagonisten und seine Angst vor gesellschaftlichen Repressalien.

                                          Handwerk, Form oder Konzept? Die Position der Kunst im 21. Jahrhundert

                                          Ort: Literaturhaus

                                          Moderation: Andrei Siclodi

                                          Maria Peters und Petra Gerschner im Gespräch.

                                          Über Jahrhunderte verband man den Begriff der Kunst mit der Gestaltung von, im weitesten Sinne, schönen Dingen und mit der ästhetisch ausgewogenen Formung von Material, für die handwerkliches Geschick und Können nötig waren bzw. sind. Seit den „Ready Mades“ von Marcel Duchamp, spätestens aber seit Erfindung der Konzeptkunst nach dem Zweiten Weltkrieg ist dieser Konnex und die Ansicht, dass die Sprache der Kunst die Form sei, nicht mehr selbstverständlich. Auch die über lange Zeit vorherrschende Auffassung der idealistischen Ästhetik, dass der Zweck der Kunst in ihrer Zwecklosigkeit liege, wird im Laufe des 20. Jahrhunderts immer wieder ins Wanken gebracht. Conceptual art, art & language, aesthetic journalism, land art und viele andere Formen zeitgenössischer künstlerischer Arbeit stellen die Kunst nicht nur vor banale methodische Fragen der Ausstellbarkeit oder der Konservierung, sondern auch vor das Problem der gesellschaftlichen Positionierung künstlerischen Schaffens: Hat Kunst einen Nutzen? Wenn ja, welchen? Was ist der gesellschaftliche Auftrag der Kunst? Ist jeder Mensch ein Künstler, wie es Joseph Beuys formulierte? Kann eine Idee schon Kunst sein?

                                            Präsentation der Zeitschrift filadrëssa mit Stefano Zangrando

                                            Ort: Literaturhaus

                                            Moderation: Barbara Siller

                                            Lesung von Waltraud Mittich

                                            In Abschied von der Serenissima verknüpft Waltraud Mittich das Schicksal von Straßen mit dem von handelnden Personen. Das Leben einer alleinerziehenden Mutter in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Jugend zweier Mädchen, die in der Jahrhundertmitte an der Strada d’Alemagna, der alten Handelsstraße von Augsburg nach Venedig, groß wurden und sich zeitlebens nach der Serenissima sehnten, sowie Alexander Langers fiktives Leben im Südtirol der 1960er bis 1980er Jahre. Alle haben sie das Warten als einen Zustand entdeckt, der alle anderen überlagert, der sie aber auch unsichtbar macht und Träume entstehen lässt. Ein Roman über Wege, Umwege und Traumwege, der zeigt, wie Straßen und Flüsse, Verkehrsverbindungen eben, schicksalhaft für Menschen und Städte wirken.

                                              Podiumsgespräch mit Stefan Horvath, Anna Mitgutsch und Vladimir Vertlib

                                              Ort: Literaturhaus

                                              Moderation: Andreas Maislinger

                                              Fremdenhass – Rassismus – Antisemitismus

                                              Impulsreferate: Beate Eder-Jordan (Universität Innsbruck), Karl Müller (Universität Salzburg)

                                              Österreichische Autorinnen und Autoren gehörten nach dem Krieg, in der Zeit des „Wirtschaftswunders“ und im Kontext der 1968er Bewegung zu den ersten, die die dringend notwendige (ehrliche) Aufarbeitung des Holocaust einforderten. Mit ihren Texten, in Essays oder in öffentlichen Wortmeldungen legten sie den Finger auf die Wunden, entlarvten den österreichischen „Opfer-Mythos“ als Lüge und zeigten, dass und wie der Faschismus in der Gesellschaft weiter lebt. Doch die Themen Fremdenhass und Rassismus stoßen oftmals auch heute noch auf Widerspruch – zumal bei jenen, die „das alles nicht mehr hören können“, die „das alles“ lieber verharmlost sehen.

                                              Beate Eder-Jordan und Karl Müller geben die Impulse zur anschließenden Diskussion mit den drei geladenen AutorInnen: Wo verlaufen die Bruchlinien zwischen den kritischen Intellektuellen und den beharrenden Kreisen des Landes? Inwieweit ist Versöhnung möglich?

                                              Eine Kooperationsveranstaltung von Literaturhaus am Inn und dem Cluster Kunst & Kultur in Konflikt   

                                                Poetik-Vorlesung mit Elisabeth Reichart

                                                Ort: Institut für Germanistik

                                                Von der Irritation durch Sprache zum Spiel mit ihr

                                                Elisabeth Reichart: „Sprache hat mich von Anfang an irritiert - wie ihr Gegenteil, die Sprachlosigkeit und alle Bereiche dazwischen und dahinter. Dieses Abenteuer, wie aus Erfahrungen ein Spiel mit der Sprache, ihrer möglichen Melodie, entsteht, wird eines der Themen sein. Ebenso, warum die uralten Menschheitsfragen - woher kommen wir, wer sind wir, wohin gehen wir – immer noch nach Antworten in der Literatur suchen. Eine offene Poetik, ein für die Kreativität der Teilnehmenden offenes Seminar.“

                                                 

                                                  Elisabeth Reichart

                                                  Ort: Literaturhaus

                                                  Moderation: Renate Giacomuzzi

                                                  In ihrem Roman Das vergessene Lächeln der Amaterasu, der 1998 erstmals erschien und 2013 im Otto Müller Verlag neu aufgelegt wurde, setzt sich Elisabeth Reichart mit einer fremden Welt voller Abgründe auseinander. Die Heldin Alwina, Malerin aus Wien, folgt ihrem Geliebten Ichiro, einem Sänger, in sein Heimatland Japan, das auch ihr „Sehnsuchtsland“ ist. So sehr sie versucht, die Gesellschaft Japans zu verstehen, so sehr wird ihr bewusst, dass sie immer ausgeschlossen bleiben wird und gleichzeitig nach ihrer Heirat dem japanischen Familienclan ausgeliefert ist. Ein intensiver Roman über die Liebe und über die Konfrontation zweier Kulturkreise, geschrieben aus der genauen Kenntnis der japanischen Kultur.

                                                  Elisabeth Reichart: Das vergessene Lächeln der Amaterasu. Roman. Otto Müller 2013

                                                    Ulrike Draesner

                                                    Ort: Literaturhaus

                                                    Moderation: Gabriele Wild

                                                    Sieben Sprünge vom Rand der Welt erzählt vom Schicksal der schlesischen Grolmanns, einer aus Ostpolen nach Wrocław vertriebenen Familie. Simone Grolmann ist 52, etabliert und angesehen, Professorin für Verhaltensforschung, Mutter einer Tochter, ein analytischer Mensch. Und doch hat sie Angst. Angst vor Schnee. Die Angst ist tief in ihr, versunken wie der Breslauer Wald, durch den ihr Vater, sein behinderter Bruder Emil und Lilly, die Mutter der beiden, in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1945 stapften, bei minus 21 Grad: drei Menschen mit drei durchweichten Pappkoffern. 17 Jahre vor Simones Geburt war das, und doch ist es ihre eigene Angst.

                                                    In ihrem neuen Roman kreuzt Ulrike Draesner die Lebenswege von vier Generationen. Virtuos entwirft sie ein Kaleidoskop der Erinnerungen, die sich zu immer neuen Bildern fügen. Sie zeigen, wie die durch Flucht und Vertreibung ausgelösten Traumata weiterwirken und wie sich seelische Landschaften von einer Generation in die nächste weitervererben. Die Geschichten der Grolmanns und der Nienaltowskis werden zum Spiegel von hundert Jahren mitteleuropäischer Geschichte. Sie erzählen von den Mühen und Seligkeiten zwischen Eltern und Kindern, von Luftwurzeln, Freiheit und Migration. Die Entstehung dieses persönlichsten Romans von Ulrike Draesner ist auf der Homepage www.der-siebte-sprung.de dokumentiert.

                                                    Ulrike Draesner, geboren 1962 in München, lebt in Berlin, Studium der Anglistik, Germanistik und Philosophie, erschien ihr erstes Buch, der Gedichtband gedächtnisschleifen (Suhrkamp, 1995), Publikationen (Auswahl): Spiele. Roman (2005), berührte orte. Gedichte (2008), Vorliebe. Roman (2010), Richtig liegen. Geschichten in Paaren. (2011, alle Luchterhand) www.draesner.de

                                                    Ulrike Draesner: Sieben Sprünge vom Rand der Welt. Roman.
                                                    Luchterhand 2014

                                                      Luiz Ruffato im Gespräch mit seinem Übersetzer Michael Kegler

                                                      Ort: Literaturhaus

                                                      Moderation: Heidi Unterhofer

                                                      [Im Fokus: Brasilien]

                                                      Luiz Ruffato gibt in seinen Romanen der armen Bevölkerung Brasiliens eine Stimme, den kleinen Leuten von der Straße, die nach wie vor die Mehrheit der brasilianischen Bevölkerung darstellen. Sein zwischen 2005 und 2011 entstandener fünfbändiger Romanzyklus Inferno provisório (Dt.: Vorläufige Hölle, Verlag Assoziation A) erzählt die Geschichte der brasilianischen Arbeiter, Einwanderer und Binnenmigranten. 2013 war Luiz Ruffato Eröffnungsredner der Frankfurter Buchmesse und sorgte dabei mit seinen kritischen Worten zur Situation Brasiliens für Aufsehen.

                                                      * In dieser Veranstaltungsreihe legen wir den Fokus auf die Literatur und literarische Systeme in anderen Ländern und Kulturkreisen.

                                                        Nina Jäckle

                                                        Ort: Literaturhaus

                                                        Moderation: Doris Eibl

                                                        Der lange Atem spielt eineinhalb Jahre nach der verheerenden Fukushima-Tsunami-Katastrophe in einer der betroffenen japanischen Provinzen. Ein Inspektor, früher zuständig für Zeichnen von Phantombildern gesuchter Krimineller, ist nach dem Tsunami mit seiner Frau in deren zerstörtes Heimatstädtchen zurückgekehrt.
                                                        Er verfertigt anhand von Fotos der entstellten Gesichter der Tsunamiopfer möglichst präzise Zeichnungen, damit den Hinterbliebenen die Identifizierung ihrer Angehörigen zumutbar wird. Der Zeichner stellt sich dieser Herausforderung von ganzem Herzen, mit all seinem Talent – getragen von der Hoffnung, dabei mitzuhelfen, die Welt der Hinterbliebenen wieder zurechtzurücken, wieder hinreichend „in Ordnung“ zu bringen.

                                                        Nina Jäckle macht mit ihrem Roman erfahrbar und erahnbar, was die Überlebenden auch heute noch zu bewältigen haben – und wie es ist, mit der atomaren Bedrohung, der radioaktiven Verseuchung, mit Angst und Einsamkeit „fertig“ zu werden.

                                                        Nina Jäckle: Der lange Atem. Roman. Klöpfer & Meyer 2014

                                                          Vergnügtsein heißt Einverstandensein“?

                                                          Ort: Literaturhaus

                                                          Moderation: Martin Fritz

                                                          Barbara Hundegger und Jochen Bonz im Gespräch

                                                          Diese Aussage von TheodorW.Adorno aus der Dialektik der Aufklärung (1947) hat bis heute Brisanz in den intellektuellen Debatten rund um die Haltung zu Massenmedien und Massenkultur – und dies trotz, oder gerade wegen, der Modifikationen im kulturellen Kanon der letzten Jahre und Jahrzehnte: Heute scheint es auch in den bürgerlichen und akademischen Eliten kein Problem mehr zu sein, Populärkultur und Megaevents des internationalen Sports massenmedial zu konsumieren. Man handelt sich dabei vielleicht den Vorwurf des Mitläufertums in der „Kulturindustrie“ des 21. Jahrhunderts ein, in der die Gehälter für Spitzensportler ähnlich absurde Ausmaße angenommen haben wie die Boni der Investmentbanker.

                                                            Barbara Hundegger

                                                            Ort: Literaturhaus

                                                            Vom seltsamen Sein zwischen Fabelzeiten, Horrorstürzen, Auswärtspleiten, Knock-out-Quoten, Herzschlagpunkten, Wassergräben, Abfahrtsschneisen … Anhand des Sports entfaltet Barbara Hundegger ein zwischen autobiographischen Schlüsselmomenten und der Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse changierendes Vexierbild. Der Text entstand im Rahmen von mitSprache, einem Projekt der Literaturhäuser Österreichs, in dem 10 österreichische Schriftstellerinnen und Schriftsteller eingeladen wurden, Reden zur Situation zu halten. www.zintzen.org/mitsprache-2012