Veranstaltungen 2015

Rut Bernardi und Paul Videsott

Vorschaubild des zwölften Specials

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Barbara Siller

Tu vënces rujeneda ladina! Du gewinnst, ladinische Sprache!
Geschichte der Ladinischen Literatur 

Lange Zeit war eine Geschichte der ladinischen Literatur ein Desideratum. Nun liegt sie endlich vor. Rut Bernardi und Paul Videsott haben dieses ambitionierte Projekt realisiert und in drei Bänden eine Geschichte der ladinischen Literatur geschrieben: Der erste Band setzt sich mit der Literatur in allen 5 dolomitenladinischen Tälern (Gröden, Gadertal, Fassa, Buchenstein und Ampezzo) von den Anfängen um 1800bis 1945 auseinander; der zweite und dritte Band enthalten die Literatur nach 1945, aufgeteilt nach den ladinischsprachigen Tälern im Trentino und in Südtirol. Die bio-bibliographische Regionalliteraturgeschichte bietet einen umfassenden Überblick über 230 Autorinnen und Autoren und ist eine wahre Fundgrube.

Rut Bernardi, Paul Videsott: Geschichte der ladinischen Literatur. 3 Bände. bu’press, Universität Bozen 2013 

    Line Hoven und Teresa Präauer

    Ort: Literaturhaus am Inn

    Kennengelernt haben sich die beiden Künstlerinnen während ihrer Aufenthaltsstipendien am »Literarischen Colloquium« in Berlin. Genau genommen: in der Gästeküche. Aus dem kurzen Snack während der harten Arbeit wurde ein langes Gespräch, denn Hoven hatte Zeit und Präauer war eloquent. So redeten die beiden über Graphic Novels, über Bücher, über Bilder, über andere Autorinnen und Autoren, darüber, wie man überhaupt anfängt zu schreiben, wieso man schreibt und welche schmutzigen Seiten im Internet für all das das beste Material bieten. Aus dem Snack wurde ein Abendessen, ein Frühstück, ein Sonnenbad und viel Feierabendwein. Es wäre ungerecht, so viel Charme, Zuneigung und Witz nur den Berlinern zukommen zu lassen: das Gespräch wird im Literaturhaus am Inn fortgesetzt!


    Gesprochen wird über das Bildende in den Künsten, über Freundschaft unter Künstlerinnen und Künstlern und über Teresa Präauers Romanfiguren, die Kunststudenten Johnny und Jean, die an diesem Abend ebenso vorgestellt werden. In ihrem aktuellen Roman Johnny und Jean erfindet Präauer in zahlreichen Episoden das abenteuerliche Leben zweier junger Männer, die sich in der Kunst und im Leben üben: Lustvoll und schlagfertig!

    Teresa Präauer: Johnny und Jean. Wallstein 2014

      Wem gehört der öffentliche Raum? Wem gehört die Stadt?

      Ort: Literaturhaus am Inn

      Moderation: Antonia Erhart

      Arno Ritter und Irmtraud Peer im Gespräch.

      Im vergangenen Herbst wurde die von der Politik als Fußgängerzone und Begegnungsort erklärte Maria-Theresien-Straße, in Form einer Kunstaktion öffentlich zu Grabe getragen. Der Grund für die inszenierte Trauerfeier war die stadtpolitische Durchsetzung eines Alkoholverbots für einen zentralen Teil der Innsbrucker Innenstadt. Hinter dieser Entscheidung wurde von Kritiker_innen die Verdrängung von Obdachlosen aus der Innsbrucker „Prachtstraße“ vermutet, denn das Verbot galt allein dem Alkoholkonsum auf offener Straße, nicht aber dem Konsum alkoholischer Getränke in einer der zahlreichen Bars oder Straßencafés der Hauptstraße. Das „Montagsfrühstück“ möchte dies als Anlass nehmen, die Bedeutung des öffentlichen, städtischen Raums und die Grenzen zu dem, was wir als privaten Raum (und Raum des Privateigentums) betrachten, zu diskutieren: Wem gehört der öffentliche Raum? Wie werden Orte der Begegnung, des Verweilens und der Kommunikation genutzt und eingeschränkt? Wer gestaltet den öffentlichen Raum? Wer hat dabei ein Mitspracherecht? Wer nutzt den öffentlichen Raum (gerade in einer Touristenstadt wie Innsbruck)? Welche Rolle spielen Gender und das Geschlecht von Menschen dabei? Diese und weitere Fragen diskutieren die Künstlerin und Architektin Irmtraud Peer und der Leiter des Architekturforums aut. architektur und tirol Arno Ritter. Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

        Marica Bodrožic´, Ann Cotten, Uljana Wolf

        Ort: Literaturhaus am Inn

        Moderation: Federico Italiano und Sieglinde Klettenhammer

        Poesiegespräche und Lesung

        Lyrik – das Modell einer „neuen Weltliteratur“? Marica Bodrožic´, Ann Cotten und Uljana Wolf setzen Gedichte in Bewegung. Ihre Texte versperren sich nationalphilologischen Zuordnungen und brechen das monolithische Konzept der „Kulturnation“ durch die Erfahrung des Kosmopolitismus auf, zu der die Begegnung mit Sprachen und Literaturen gehört. Das hat Konsequenzen für die Sprache des Gedichts: Ungewöhnliche Sprachklangkompositionen, neue Metaphern und Bilder entstehen aus überraschenden Sprach-Begegnungen, Begriffe, feste Sinnzusammenhänge kommen ins Fließen. Die Autorinnen bewegen sich in unterschiedlichen Sprachwelten und lassen sie ironisch-witzig ungewöhnliche Verbindungen eingehen, ohne dabei die Wirklichkeit, die sich allerdings stets als Sprach-Wirklichkeit zu erkennen gibt, auszublenden. Marica Bodrožic, Ann Cotten und Uljana Wolf lesen und diskutieren einen Abend lang Gedichte sowie eine transkulturelle Schreibweise.

        Im Rahmen des vom Forschungszentrum Kulturen in Kontakt veranstalteten internationalen Symposions LYRIK TRANSKULTURELL 21.–24. Januar 2015

        www.uibk.ac.at/kik

          Hugo Bettauer

          Ort: Literaturhaus am Inn

          Moderation: Ekkehard Hey-Ehrl

          Am 10. März 1925 streckte der Zahntechniker Otto Rothstock den Schriftsteller, Journalisten und Verleger Hugo Bettauer durch mehrere Schüsse nieder. Dieser erlag am 25. März seinen schweren Verletzungen. Der heute längst in Vergessenheit geratene Autor war zu seiner Zeit ein zwar umstrittener aber höchst erfolgreicher. Allein sein Roman Stadt ohne Juden erreichte eine Auflage von 250.000 Stück. Zentrales Thema des Romans ist der grassierende Antisemitismus in der Ersten Republik. Insgesamt verfasste Hugo Bettauer neben seiner journalistischen und verlegerischen Arbeit 20 Romane. Großer Beliebtheit erfreuten sich seine Kriminalgeschichten, die neben einem spannenden Plot immer auch eine gute Portion Sozialkritik enthielten. Karl Kraus, ehemaliger Mitschüler von Bettauer, urteilte über ihn: „Von Bettauer weiß ich nur, daß er immerhin ein besserer Schriftsteller war als jene, die seine Wunden mit Steinen beworfen haben“. (Kraus, Die Fackel)

            Karin Peschka

            Ort: Literaturhaus am Inn

            Moderation: Joe Rabl

            Karin Peschka beschreibt in ihrem Romandebüt Watschenmann die ambivalente Beziehung dreier Menschen, die auf der Suche nach Normalität und Befreiung sind. Wien, 1954: Die harten Nachkriegsjahre sind vorbei, Wiederaufbau und wirtschaftlicher Aufschwung prägen die Zeit. Doch nicht jeder findet Halt in einer Gesellschaft, die versucht, Krieg und Gewalt in die Vergangenheit abzuschieben. Lydia, Dragan und Heinrich gehören zu den Entwurzelten, die in einem Schuppen hausen und – jeder für sich – ein anderes Bild der Nachkriegsgesellschaft skizzieren. Mit ungeheurer Sprachwucht erzählt dieser Roman von Menschen, die sich Stabilität und Halt geben, die sich schlagen und beleidigen, die an der Hoffnung festhalten. Karin Peschka „fällt aus dem Rahmen der jüngsten deutschen Literatur“. (Anton Thuswaldner, Salzburger Nachrichten.

            schauen & lesen & hören: Lesen Sie dieses Mal im Inn-Lesebuch auf unserer Homepage einen Auszug aus Watschenmann von Karin Peschka.

              Präsentation der Innsbrucker Trakl-Ausgabe

              Ort: Literaturhaus am Inn

              Moderation: Ulrike Tanzer

              Aspekte der Trakl-Rezeption und Lesung

              Trakls Werdegang als Dichter ist eng mit Innsbruck verbunden. Hier wurde er von Ludwig von Ficker gefördert, hier hat er zeitweise gelebt und gearbeitet, in der Zeitschrift Brenner erschienen seine Gedichte. Das Brenner-Archiv verwahrt einen Teil seines Nachlasses und ist seit Jahrzehnten als Forschungsstätte zu Leben und Werk Trakls bekannt. Die Innsbrucker Trakl-Ausgabe wurde am 5. November nach ihrer Fertigstellung anläslich des 100. Todestags Trakls im Brenner-Archiv erstmals präsentiert. Aufgrund des (zu) starken Andrangs wird diese Präsentation – in veränderter Form – wiederholt.

                Georg Paulmichl

                Ort: Literaturhaus am Inn

                Moderation: Irene Zanol

                Gespräch: Johannes Gruntz-Stoll und Dietmar Raffeiner

                Lesung: Felix Mitterer

                In Georg Paulmichls poetischer und stets unkonventionellen Kurzprosa schildert er mit wachem Blick für die Details Begegnungen und Situationen, beschreibt seinen Lebensalltag und die Menschen, die ihn umgeben. Seine Texte wurden 2000 für eine Kampagne für die „Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung, Deutschland“ eingesetzt. Im Zuge eines Forschungsprojekts am Brenner-Archiv konnten 80 bisher unveröffentlichte Texte erschlossen werden, die nun – gemeinsam mit Bildern aus den ersten Jahren des künstlerischen Schaffens von Georg Paulmichl – erstmals publiziert wurden. Sein literarisches und bildkünstlerisches Werk ist mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt worden, u. a. mit dem Förderungspreis der Goethe-Stiftung Basel und dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.

                Johannes Gruntz-Stoll, Irene Zanol (Hrsg.): Georg Paulmichl: Bis die Ohren und Augen aufgehen. Frühe Texte und Bilder. Haymon, 2014

                In der Reihe [ Im Fokus: Brennr-Archiv ] stellen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsinstituts mit ihren Arbeitsschwerpunkten vor.

                In Kooperation mit dem Brenner-Forum

                  Klaus Rohrmoser

                  Ort: Literaturhaus am Inn

                  Musikalische Begleitung: Nino Rohrmoser

                  Klaus Rohrmoser, ist Schauspieler, Regisseur und seit Kurzem auch Autor. Dreizehn Jahre war der gebürtige Innsbrucker Schauspielchef am Tiroler Landestheater, im Herbst 2012 begann er zu schreiben: In seinen verstörenden Charakterstudien lotet Rohrmoser körperliche Sehnsüchte und seelische Bedürfnisse aus und wagt sich tief in die Kriegsschauplätze der menschlichen Existenz. Mit bemerkenswerter Fantasie nimmt Rohrmoser mit seinen Texten Einzug in die Welt der Literatur: „knapp, drastisch, erzählerisch dicht und von erstaunlicher Wortgewalt“ (Tiroler Tageszeitung über Dunkle Mutter Finsternis). Von seinem Sohn Nino auf der Geige begleitet liest der Autor Auszüge aus seinem bisherigen Werk und spricht über seinen ganz persönlichen Einstieg ins Schriftstellerleben und die faszinierende Reise ins weite Land der Sprache.

                    nicht nur das Geschriebene auch die Existenz muss poetisch sein.“

                    Ort: Literaturhaus am Inn

                    Moderation: Eleonore De Felip

                    Lesung aus dem Werk: Veronika Schmidinger

                    Friederike Mayröcker zählt zu den bedeutendsten Dichter_innen der deutschsprachigen literarischen Avantgarde. In einem langen, überaus schöpferischen Leben entstanden große Prosaarbeiten, Hörspiele und ein umfangreiches lyrisches Werk. Mayröcker, die nicht zuletzt durch ihre sprachliche Kühnheit und ihre Existenz als kompromisslose Dichterin verzaubert, feierte am 20. Dezember 2014 ihren 90. Geburtstag. Die Stadt Innsbruck, die in der Biografie der Autorin eine besondere Rolle spielte, feiert mit ihr. Nicht nur gingen von den Österreichischen Jugendkulturwochen, die von 1950 bis 1969 in Innsbruck stattfanden, für die damals junge Autorin wichtige künstlerische Impulse aus; hier war es auch, wo sie ihrem Lebens- und Schreibgefährten Ernst Jandl zum ersten Mal begegnete.
                    Der Abend ist der „poeta magica“, dem Leben und Werk einer großen und unermüdlichen Autorin gewidmet.

                      Reinhard Kaiser-Mühlecker

                      Ort: Literaturhaus am Inn

                      Moderation: David Winkler-Ebner

                      In seinen fünf bisher erschienen Romanen hat Reinhard Kaiser-Mühlecker ein großes Epos der menschlichen Schuld geschrieben. In seinem aktuellen Erzählband Zeichnungen verdichtet er die existentiellen Fragen: Wie wird der Mensch schuldig? Wie verketten sich Verfehlungen, Verschweigen, Gerüchte und Lügen zu einer Lebensgeschichte? Und ist jeder unausweichlich in sein vorgezeichnetes Schicksal verstrickt? Ein ängstlicher Verrat, eine Bösartigkeit, ein perfider Freundschaftsdienst lösen ein Unheil aus, das lange nachwirkt. Mit großer poetischer Kraft erzählt Kaiser-Mühlecker von der Sehnsucht, den alten Geschichten und der Vergangenheit zu entkommen und ein eigenes, freies Leben zu beginnen.

                      Reinhard Kaiser-Mühlecker: Drei Erzählungen. S.Fischer Verlag 2015

                        W. G. Sebald

                        Ort: Literaturhaus am Inn

                        Moderation: Uwe Schütte

                        „Ich habe einen Horror vor allen billigen Formen der Fiktionalisierung. Mein Medium ist die Prosa, nicht der Roman.“ (W. G. Sebald)

                        W. G. Sebald ist einer der anerkanntesten und zugleich umstrittensten Schriftsteller der deutschsprachigen Literatur des späten 20. Jahrhunderts. Sein vielgerühmtes literarisches Werk ruht auf einem Fundament, das weitenteils kaum bekannt ist, nämlich die im Verlauf von rund 30 Jahren entstandenen kritischen Schriften. Uwe Schüttes umfangreiche Studie Interventionen bietet daher einen Überblick der literaturkritischen Arbeiten Sebalds, unter Einbezug zuvor unveröffentlichter Archivdokumente. Die Studie legt anschaulich dar, wie sich Sebalds eigenwillige Literaturkritik – von der Magisterarbeit über Carl Sternheim bis zum polemischen Essay über Luftkrieg und Literatur – entwickelt hat. Zugleich skizziert Schütte mit seinem Buch die intellektuelle Biografie des vom Allgäu in die Provinz East Anglias entlaufenen Germanisten. Vor allem aber zeichnet Interventionen nach, wie Sebald im kritischen Widerspruch zu Germanistik und deutscher Nachkriegsliteratur selbst zum Schriftsteller wurde.

                          social freezing — Biologische Befreiung oder ökonomischer Zwang?

                          Ort: Literaturhaus am Inn

                          Moderation: Doris Eibl

                          Anna Bergmann und Gertraud Klemm im Gespräch.

                          Die Entnahme von unbefruchteten Eizellen und deren Konservierung durch Einfrieren war bisher als Möglichkeit für junge Krebspatientinnen gedacht: Junge Frauen können sich Eizellen entnehmen lassen, um zu einem späteren Zeitpunkt die Chance zu haben, ein eigenes Kind zu bekommen. Was bisher aus rein medizinischen Gründen praktiziert wurde, etwa vor einer Chemotherapie oder einer Bestrahlung, erscheint nun unter dem Begriff „social freezing“ in einer neuen Dimension: Frauen können sich etwa auch aus karrieretechnischen Gründen entscheiden, ihre Eizellen einzufrieren und zu einem für sie geeigneten Zeitpunkt darauf zurückgreifen. Durch das Angebot von Firmen wie Facebook oder Google, ihren Mitarbeiterinnen das Einfrieren ihrer Eizellen zu finanzieren, damit sich diese auf ihre Karriere konzentrieren können, fand „social freezing“ Einzug in die öffentliche Debatte. Das [ Montagsfrühstück ] möchte sich der Frage stellen, ob die Praxis des „social freezing“ die Emanzipation von Frauen von biologischen und gesellschaftlichen Zwängen vorantreibt und tatsächlich Wahl- und Entscheidungsfreiheit über ihre Karriere-, Lebens- und Familienplanung ermöglichen könnte. Oder ist diese Praxis ein weiterer Schritt der Verfügbarmachung des (weiblichen) Körpers und der Unterwerfung unter die Mechanismen eines kapitalistischen Arbeitsmarktes, auf dem ökonomisch sehr potente Firmen zunehmend in jene Bereiche eingreifen, die bislang als privat galten?

                          Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung
                          für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

                            Joseph Zoderer’s Dauerhaftes Morgenrot

                            Ort: Literaturhaus am Inn

                            Moderation: Ulrike Tanzer

                            Präsentation des ersten Bandes der Werkausgabe Joseph Zoderer, 
                            Lesung des Autors und ein Einblick in seine Werkstatt.

                            Joseph Zoderer, Johann Holzner, Verena Zankl

                            Lukas ist einer, der stets getrieben ist und doch nie ankommt. Seine Frau bringt ihn dazu, sie zu verlassen – wohlwissend, dass er zurückkommen wird. Er reist in die fremde Stadt am Meer, die andere Frau zu suchen, die andere Liebe. Doch noch während er sich der Erfüllung seiner Sehnsucht nähert, zeigt sich: Vielleicht ist die Sehnsucht selbst schon ihre Erfüllung. Dauerhaftes Morgenrot erzählt davon, dass Liebe nur möglich ist, wenn das Sehnen nicht aufhört.


                            Dauerhaftes Morgenrot ist der Auftakt zu einer Edition der Werke Joseph Zoderers im Haymon Verlag. In Zusammenarbeit mit Johann Holzner und dem Brenner-Archiv werden die Romane, Erzählungen und Gedichte in Einzelbänden neu aufgelegt. Jeder Band wird durch ein Nachwort sowie Materialien aus dem so genannten „Vorlass“ des Autors ergänzt.


                            Zoderers Vorlass wurde 2007 von der Südtiroler Landesregierung angekauft und dem Brenner-Archiv zur Verwahrung und Erschließung übergeben. Seit 2012 beschäftigt sich ein Forschungsprojekt mit dem Autor und seinem Werk. Informationen unter: www.uibk.ac.at/brenner-archiv/projekte/zoderer/

                             

                            In Kooperation mit Brenner-Forum und Haymon Verlag

                              Marlene Streeruwitz’s Nachkommen

                              Ort: Literaturhaus am Inn

                              Moderation: Gabriele Wild

                              Kampf der Generationen

                              Zwei der aufsehenerregendsten Neuerscheinungen des vergangenen Bücherherbstes wurden von Marlene Streeruwitz geschrieben: „Ich kritisiere nicht. Ich lehne ab.“, sagt Nelia Fehn, Marlene Streeruwitz’ Romanheldin aus Nachkommen in ihrem ersten Fernsehinterview.

                              Nelia Fehn spricht über ihr Romandebüt Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland, das auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis steht. Ihr Erstling handelt vom frühen Tod ihrer Mutter, von ihrer Liebe zu ihrem griechischen Freund Marios und davon, wie weder Trauer noch Liebe einen Platz in der Welt haben. Auf der Frankfurter Buchmesse trifft Nelia Fehn im Zuge der Verleihung des Deutschen Buchpreises auf einen Literaturbetrieb, der nur noch sich selbst inszeniert. Sie findet sich an den Forderungen einer Kultur gemessen, die von den Generationen vor ihr schon immer preisgegeben war. Nachkommen ist eine Roman über die Ordnung der Generationen und wie sie durch Gier und Vernachlässigung außer Kraft gesetzt wird.

                                Markus Bundi und Alois Hotschnig

                                Ort: Literaturhaus am Inn

                                Moderation: Martin Sailer

                                Annäherungen an das Werk Alois Hotschnigs

                                „Das so genannte wirkliche Leben wird einem durch keinen Erzähler erklärend beschrieben, warum sollte das in einem Text-Leben anders sein, denke ich, und aus diesem Grund habe ich in einigen meiner ,Erzählungen‘ auf einen Erzähler verzichtet.“(Alois Hotschnig)

                                In seinem vielfältigen Prosawerk erprobte Alois Hotschnig bereits unterschiedlichste Formen des vielstimmigen Erzählens. Fraglos ist Hotschnigs Prosa in die zeitgenössische Literatur eingebettet, zugleich aber besticht sie durch eine Eigenständigkeit, die virtuos und poetisch in einem ist. Markus Bundi untersucht in seinem Essay Vom Verschwinden des Erzählers die Erzähltechniken Alois Hotschnigs. Es geht um die Instanzen des Erzählens, um die Erzählstimme, insbesondere aber darum, wie sich Geschichten erzählen lassen, sodass diese zu den Geschichten der Leserinnen und Leser werden. Sich einem Schriftsteller wie Alois Hotschnig an die Fersen heften, heißt zugleich, sich zu verlieren, sich selbst einen Weg zu bahnen – und das gilt für den Autor des Essays wie für die Leserinnen und Leser gleichermaßen. Das Verstricktsein in Geschichten ist uns allen gemein, Versäumnisse und Fragen stehen in einem prekären Verhältnis zueinander – wie im „wirklichen Leben“.

                                Markus Bundi und Alois Hotschnig sprechen an diesem Abend über die Möglichkeiten des Erzählens, den verschwindenden Erzähler und über Zugänge zum Werk Alois Hotschnigs. Die Schauspielerin und Hotschnig-Interpretin Julia Gschnitzer liest dazu aus den Texten.

                                Markus Bundi: Vom Verschwinden des Erzählers. Ein Essay zum Werk von Alois Hotschnig. Haymon 2015

                                In Kooperation mit 8tung Kultur

                                  Saša Stanišic´

                                  Ort: Literaturhaus am Inn

                                  Moderation: Thomas Wegmann

                                  Den Mittelunkt von Saša Stanišic´s Roman Vor dem Fest bildet ein Dorf, ein fiktives Dorf irgendwo in der ostdeutschen Provinz. Dieses Dorf wird zum schillernden Schauplatz einer ganzen Reihe eigenwilliger Figuren, aber auch zum Sammelplatz alter Chroniken und Legenden, von Wirtshausslang und Lokalnachrichten, Heimatgesang und Familiengeschichten. Die Sagen, Märchen und Geschichten fügen sich zu einem Mosaik des Dorflebens, in dem Alteingesessene und Zugezogene, Verstorbene und Lebende, Handwerker, Rentner und edle Räuber in Fußballtrikots aufeinandertreffen. Sie alle möchten etwas zu Ende bringen, in der Nacht vor dem Fest … Hat der aus Bosnien-Herzegowina stammende Autor damit eine kunstvolle Sammlung von Geschichten über „die letzten nicht globalisierten Deutschen“ (DIE ZEIT) geschaffen?

                                    Greta Elbogen

                                    Ort: Literaturhaus am Inn

                                    Konstantin Kaiser liest an diesem Abend aus Greta Elbogens Gedichtband Gott spielt verstecken / God plays hide and seek sowie aus Herbert Kuhners Smoke and Fire / Rauch und Feuer und Trude Krakauers Niewiederland.

                                    Im Anschluss an die Lesung wird Greta Elbogen, die auf Einladung des Jewish Welcome Service in Österreich ist, mit Konstantin Kaiser über die Bedeutung des Gedichts für ihr Leben und ihre Arbeit sprechen.

                                    Greta Elbogen: Gott spielt verstecken / God plays hide and seek. Gedichte. Band 6 der Lyrikreihe Nadelstiche. Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft 2015

                                    Herbert Kuhner: Smoke and Fire / Rauch und Feuer. Band 3 der Lyrikreihe Nadelstiche. Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft 2014
                                    Trude Krakauer: Niewiederland. Band 2 der Lyrikreihe Nadelstiche. Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft 2013

                                    In Kooperation mit der Theodor Kramer Gesellschaft

                                      Europa: Zwischen Utopie und „Zerfall“?

                                      Ort: Literaturhaus am Inn

                                      Moderation: Christina Antenhofer

                                      Anton Pelinka im Gespräch mit dem/der Innsbruck-liest Autor/in.

                                      „Europa ist eine Utopie des Friedens, der ökologischen und sozialen Gerechtigkeit in der globalisierten Welt“, meinte der Europapolitiker Daniel Cohn-Bendit in einem Interview, kurz vor den jüngsten EU-Wahlen. Eine Utopie, die den Traum nach einer anders denkenden und funktionierenden Gesellschaft miteinschließt. Doch wie sollte eine derartige europäische Gesellschaft aussehen? Zu bedenken ist bei diesen Fragen, dass diese „Utopie des Friedens“ nicht nur durch die jüngsten politischen Ereignisse (Stichwort: Ukraine) in die Ferne zu rücken scheint, sondern dass sie auf einem labilen ökonomischen Fundament beruht, das in globaler Perspektive alles andere als „sozial gerecht“ ist: Der Wohlstand Europas verdankt sich nicht (nur) einer spezifischen „Kultur“, sondern auch Prozessen einer globalisierten Wirtschaft, die Produktion in Billiglohnländern verschiebt, wo die Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern keine Ausnahme ist. Zudem bedrohen Prozesse des Finanzkapitalismus das komplexe ökonomische Gefüge Europas. Beim [ Montagsfrühstück ] wollen wir nicht zuletzt die Frage diskutieren, in welche Richtung sich Europa momentan bewegt.

                                      Es diskutieren der Politikwissenschaftler Anton Pelinka und der/die diesjährige Innsbruck-liest Autor Jonas Lüscher der am 8. April von der Stadt Innsbruck präsentiert wird.

                                       

                                      Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

                                        Katharina Geiser

                                        Ort: Literaturhaus am Inn

                                        Moderation: Ulrike Tanzer

                                        Der Ursprung des Romans Vierfleck oder Das Glück liegt in der Begegnung Maya Rauchs mit Katharina Geiser. Maya Rauch erzählte der Autorin vor einigen Jahren von den Briefen ihres Vaters Heinrich Zimmer an ihre Mutter Mila Esslinger-Rauch. Nach Maya Rauchs Tod, wurde Katharina Geiser beauftragt, Maya Rauchs Hinterlassenschaft zu sichten und zu archivieren. Es entstand eine literarische Auseinandersetzung mit den Briefen und Materialien, der Roman Vierfleck oder Das Glück: Es ist die Geschichte eines Mannes, der einiges gewinnt und alles verliert. Eugen Esslinger, Sohn eines Miederwarenfabrikanten, lebt zunächst von seinem ererbten Vermögen, ist homosexuell und heiratet Mila Rauch, mit der er drei Kinder hat. Deren Vater aber ist er nicht. Seine Frau hat eine lebenslange Beziehung mit dem berühmten Indologen Heinrich Zimmer. Dieser ist mit Christiane von Hofmannsthal verheiratet, der Tochter des großen Dichters. Auch wenn Eugen Esslinger hinter allen anderen verschwindet, steht er in diesem Roman im Mittelpunkt, als ein Mensch, der viel liebt, der früh verlernt, sich zu behaupten und der in seinem Leben wie in den Leben derer, mit denen er es teilt, selten mehr ist als eine Nebenfigur. Und der in dem einen entscheidenden Moment nicht da ist, um jemanden zu retten …

                                        Es sind vier Jahrzehnte deutscher Geschichte (1900–1944), die in diesem Roman lebendig werden, vor allem, und das ist die große Kunst seiner Autorin, in den Details, abseits der Hauptsachen und der Hauptfiguren.

                                        Katharina Geiser: Vierfleck oder das Glück. Roman. Jung und Jung 2015

                                        Mit Unterstützung von Pro Helvetia. Schweizer Kulturstiftung

                                          Bernhard Strobel & Xaver Bayer

                                          Ort: Literaturhaus am Inn

                                          Moderation: Carolina Schutti

                                          Voll absurder Komik und Fabulierlust gestalten sich Xaver Bayers Miniaturen in Geheimnisvolles Knistern aus dem Zauberreich. Da sitzt er, der Dichter, in der Früh, allein, im Café Irgendwo, und lässt den Blick, die Wahrnehmung und die Fantasie schweifen. Mit gespannten Sinnen begegnet er der Gegenwart, und durchaus kritisch stellt er sich einer Welt, die seinen wütenden Ekel verdient. Er ist ein hellwacher Beobachter mit Blick für das Unscheinbare, ein Wanderer in Niemandslandschaften, ein Flaneur, unter dessen Augen sich die fade Monotonie, die Unerheblichkeit des Alltags verwandelt, sodass für Momente das Unerwartete, das Fantastische, das Ungeheuerliche der Fantasie in die Wirklichkeit einbricht.

                                          Die Menschen in Bernhard Strobels Erzählband Ein dünner Faden hingegen sind entsetzlich genervt voneinander, und diese Gereiztheit steht jeweils knapp vor einer beängstigenden Entladung. Die lethargischen, schweigsamen (oder sprechfaulen?) Helden dieser Texte leben fast ausschließlich in ihren kleinen Häuschen, nicht in der Stadt, nicht am Land, sondern in der Region dazwischen; es gibt den kleinen oder größeren Garten, es gibt die obligatorische Garage, es gibt Nachbarn – und es gibt Kinder. Und das Ergebnis ist das schiere Gegenteil von Idylle: Vorwürfe, Aggressionen, Misstrauen, viel Unausgesprochenes und Geheimnisse, die Strobel, der „Meister des Weglassens“, seinen Personen ohnehin belassen würde, da er ihnen so wenig nahetritt, wie diese Personen Distanz zueinander halten.

                                            Eine Lesung mit Gedichten und Texten von Christine Busta (1915–1987)

                                            Ort: Literaturhaus am Inn

                                            Moderation: Erika Wimmer

                                            Textauswahl: Ursula Schneider, Annette Steinsiek;
                                            Lesung gemeinsam mit Erika Wimmer

                                            Christine Bustas 100. Geburtstag wird zum Anlass genommen, erstmals ein Portrait von ihr mit ihren Texten zu zeichnen. Briefe, aber auch nichtliterarische Formen wie Juryurteile, Reden, Rezensionen, Fragebögen werden – zum Teil in Ausschnitten – neben aus-gewählte Gedichte gestellt. Äußerungen über Kolleginnen und Kollegen und den Literaturbetrieb, über die eigene Karriere und Krise akzentuieren oder kontrastieren die poetische Formung. Busta hatte schon als Gymnasiastin im Schreiben einen Ausweg aus kleinstbürgerlich beengenden Lebensumständen gefunden, zunächst mit eher elitären Gedichten. Nach 1947 wurde sie eine zunehmend anerkannte Akteurin im Literaturbetrieb – zu dem bis Ende der 1950er-Jahre auch die Wiener Städtischen Büchereien zählen, in denen sie von 1950 bis 1976 arbeitete – und förderte bestimmte Autorinnen und Autoren sowie Schreibhaltungen. Ihre poetische Sprache wendete sich an viele und erreichte viele, auch weil darin die Erfahrung der weniger Privilegierten ausgedrückt schien. In den 1970er-Jahren fiel ihre zeitlose Ästhetik endgültig unter Konservatismusverdacht. Wie lesen wir Busta heute?

                                              Neuer Antisemitismus in Europa?

                                              Ort: Literaturhaus am Inn

                                              Moderation: Ingrid Böhler

                                              Reinhold Gärtner und Doron Rabinovici im Gespräch.

                                              Nicht nur die schockierenden Terroranschläge in Paris und zuletzt Kopenhagen machen deutlich: Gewalttätige Übergriffe auf Juden und Jüdinnen sowie jüdische Einrichtungen in Europa sind in den letzten Jahren nachweislich gestiegen. Die Täter finden sich dabei nicht mehr nur ausschließlich im rechtsextremen Umfeld, sondern es sind – den jüngsten Ereignissen zufolge – die Taten radikalisierter Moslems, die einen „neuen Antisemitismus“ vermuten lassen. -Immer häufiger wird von einem „neuen Judenhass“ in Europa -gesprochen. Als Reaktion darauf ist, beispielsweise in Frankreich, bereits eine spürbare Auswanderungswelle von Jüdinnen und Juden nach Israel zu beobachten; verstärkt nicht zuletzt durch den medien-wirk-samen Aufruf des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu: „Israel ist euer Heim“. Wie äußert sich nun dieser „neue Antisemitismus“? Wir wollen den 70. Jahrestag (am 27. Januar) der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum Anlass nehmen zu fragen, wie sich das Phänomen Antisemitismus bis heute gewandelt hat, ob man zu Recht von einem „neuen“ Antisemitismus sprechen kann und welche Rolle die zunehmende Radikalisierung des Islams dabei spielt. Wie kann man diese Entwicklung (historisch) erklären und was kann man tun, um ihr entgegenzutreten? Diese Fragen diskutieren der Politikwissenschaftler Reinhold Gärtner und der Autor Doron Rabinovici.

                                              Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

                                                Martin Sailer befragt Theo Peer

                                                Ort: Literaturhaus am Inn

                                                „Gott sei Dank bleiben sie nicht alle in Erinnerung, die Missetaten, die man im jugendlichen Alter begangen, zum Teil vielleicht auch verbrochen hat. Es genügt der Rest, der noch ganz lebendig im Gedächtnis geblieben ist.“ (Theo Peer)

                                                In der Rolle des Fragenden und stets improvisierend führte Theo Peer mit Otto Grünmandl die Alpenländischen Interviews, ein -Format, das auf Ö3 bereits 1970 in Fortsetzungen gesendet wurde und bis heute ein unverzichtbarer Bestandteil der deutschsprachigen Kabarettszene geblieben ist. Im Gespräch mit Martin Sailer (ORF Tirol) werden die wichtigsten Lebensstationen des ehemaligen ORF-Redakteurs und Kabarettisten beleuchtet, an Weggefährten wie Otto Grünmandl und Peter Zwetkoff erinnert und neben dem Musiker der Fotograf Theo Peer vorgestellt.

                                                  Erich Hackl — Poetik Vorlesung

                                                  Ort: Literaturhaus am Inn

                                                  Mittwoch
                                                  27. Mai, 18 – 20 Uhr
                                                  Poetik-Vorlesung (Teil 1)

                                                  Donnerstag
                                                  28. Mai, 10.30 –12 Uhr
                                                  Poetik-Vorlesung (Teil 2)

                                                  Donnerstag
                                                  28. Mai, 20 Uhr
                                                  Lesung

                                                  Freitag
                                                  29. Mai, 10.30 Uhr
                                                  Konversatorium für Studierende

                                                  Die Poetik-Vorlesung ist öffentlich zugänglich.

                                                    Jergović, Miljenko

                                                    Ort: Literaturhaus am Inn

                                                    Moderation: Andrea Zink

                                                    Dolmetscherin: Mascha Dabić

                                                    „Wir standen uns nicht nah, obwohl es immer hieß, ich sei ganz der Vater.“ Das letzte Telefonat zwischen Vater und Sohn löst eine Flut von Erinnerungen aus: In seinem neuen Buch Vater taucht -Miljenko Jergović in die Abgründe seiner eigenen Familie ein und beleuchtet die tragischen Verwicklungen seiner Heimat. Er beschreibt den Lebensweg seines Vaters, eines angesehenen Arztes und Experten für Leukämie, dessen Einsatz für die ländliche Bevölkerung und politische Haltung. Zugleich bezieht er kritisch Stellung zur kroatischen Geschichte und dem Umgang mit der faschistischen Vergangenheit.
                                                    Ohne Pathos, mit Witz und einer Portion Sarkasmus schildert Miljenko Jergović die jugoslawische Lebenswirklichkeit, die das Schicksal seines Vaters bestimmte und damit auch den Sohn prägte. Vater ist das literarische Dokument seiner Familie: Leidenschaftlich und pointiert erzählt er anhand ihrer Lebensstationen von den historischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan und deren Auswirkungen bis heute.

                                                    Miljenko Jergović: Vater. Roman. Aus dem Kroatischen von Brigitte Döbert. Schöffling & Co 2015.

                                                    In Kooperation mit dem Institut für Slawistik

                                                      W:ORTE 1. Lyrik-Festival Innsbruck

                                                      Ort: Literaturhaus am Inn

                                                      Donnerstag bis Montag, 18. - 22. Juni
                                                      W:ORTE, das 1. Lyrik-Festival Innsbruck wird sich Ende Juni im Zeitraum von 5 Tagen dem „Verdichten“ annähern und eine große Werkschau deutschsprachiger Lyrik präsentieren. An die 20 -Autorinnen und Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum pilgern aus verschiedensten ORTEN nach Innsbruck, um sich in konzen-trierten Tagen den W:ORTEN zu widmen.

                                                      Donnerstag, 18. Juni, 20 Uhr
                                                      Freies Theater Innsbruck Wilhelm-Greil-Straße 23
                                                      FremdW:ORTE: Mehrsprachigkeit und Migration:
                                                      Ein Blick in die fremdenzimmer lyrischer Persönlichkeiten.

                                                      Der Lyriker José A. Oliver präsentiert seinen Essayband fremdenzimmer (2015, weissbooks), Moderation: Martin Sailer, Musik: FRANSEN

                                                      Freitag, 19. Juni, 18 Uhr
                                                      Freies Theater Innsbruck
                                                      Am W:ORT: Junge Autorinnen und Autoren

                                                      Die Lyrikerin und Musikerin Lydia Daher präsentiert junge literarische Stimmen aus der Schreibwerkstatt des Literaturhauses am Inn.

                                                      ab 20.30 Uhr
                                                      W:ORT-Performance

                                                      Lydia Daher performt in einer visuellen Lesung ihren aktuellen Band: Und auch nun, gegenüber dem Ganzen – dies. 101 Collagen (2014, Voland & Quist)

                                                        Lyrik nervt – Poetry slamt? Formen, Konzepte und Wirkung einer Dichtkunst von heute

                                                        Ort: Literaturhaus am Inn

                                                        Moderation: Gabriele Wild

                                                        AbschlussW:ORTE zum Lyrik Festival mit Sandra Künzi und Sabine Scho.

                                                        Lyrik nervt, so nannte Hans Magnus Enzensberger ein Buch, das er unter dem Pseudonym Andreas Thalmayr vor einigen Jahren publizierte. Darin verspricht er Hilfe für jene, die vorgeben, mit Lyrik „nichts anfangen zu können“. Mit der Verleihung des diesjährigen Leipziger Buchpreises an Jan Wagners Band Regentonnenvariationen zeichnete die Jury erstmals in der Geschichte des Leipziger Buchpreises ein lyrisches Werk aus: Ein starkes Zeichen für eine literarische Gattung, die – so heißt es zumindest im Buchhandel immer wieder – sich schwer verkaufen und schwer vermitteln lässt. Anders verhält es sich mit Slam-Poetry, eine „publikumsbezogene und live performte Literatur“ (Slam-Gründer Marc Kelly Smith), die sich seit ihrem Entstehen in den 1990er-Jahren einer immer größeren Beliebtheit erfreut und sich durch lebendige Performance sowie bessere Vermittlungsmöglichkeiten (etwa über Youtube) ihrer ‚älteren Schwester‘ – der manchmal als verkopft, langweilig und schwer zugänglich verschrienen Lyrik – nicht nur zur Seite stellt, sondern diese auch herausfordert. Im [ Montagsfrühstück ] wollen wir das Spannungsfeld von (lyrischen) ‚Texten‘ zwischen Performance und Gedicht erkunden und die Frage stellen, welchen literarischen Konzepten Lyrik und Slam-Poetry heute nachgehen, welche Funktionen sie einnehmen und welche Wirkung sie entfalten.

                                                         

                                                        Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

                                                         

                                                          2015 ist Bierbaum-Jahr

                                                          Ort: Literaturhaus am Inn

                                                          Wolfgang Bunzel, Michael Pilz und Thomas Wegmann im Gespräch

                                                          Falls Sie es noch nicht wussten: 2015 ist Bierbaum-Jahr. Wer aber erinnert sich heute noch an den 1865 im niederschlesischen Grünberg geborenen und 1910 in Dresden verstorbenen Schriftsteller, Publizisten und Herausgeber Otto Julius Bierbaum? Als Autor dickleibiger satirischer Zeitromane wie Stilpe (1897) oder Prinz Kuckuck (1906) wird er heute ebenso wenig mehr gelesen wie als deutscher Bearbeiter von Carlo Collodis Kinderbuchklassiker Pinocchio (1905 u.d.T. -Zäpfel Kerns Abenteuer) oder gar als Lyriker und Singspieldichter. Dabei hat Bierbaum vor allem als Zeitschriftengründer, -redakteur und Anthologist sowie als unermüdlicher Promotor der Buchkunstbewegung nachhaltige Spuren in der Literatur- wie auch in der Kunst-geschichte des frühen 20. Jahrhunderts hinterlassen. Am ehesten dürfte Bierbaum wohl noch als Verfasser des Buches Eine empfindsame Reise im Automobil von 1903 im Gedächtnis geblieben sein: Auf Goethes Spuren hatte er in einem 8PS starken Einzylinder-Wagen der Marke „Adler“ von Berlin kommend den Brenner überquert. Mit der Literarisierung dieser Italienfahrt schuf Bierbaum das erste Autoreisebuch der deutschen Literaturgeschichte überhaupt, das bereits unter dem bezeichnenden Motto stand: Lerne Reisen ohne zu rasen.

                                                            Eine literarische Wanderung durch und rund um Vent

                                                            Ort: Ötztal-Bahnhof/Steig A

                                                            Moderation: Iris Kathan und Christoph Griesser

                                                            „Morgen packe ich meine sieben Sachen zusammen. In den Bergen, diesmal im Ötztal, wo das höchste Dörfchen Europas liegen soll, hoffe ich, wieder hoffen zu lernen. Es zieht doch alles nach oben, wenn es hier unten zu toll wird.“ (Max von Eyth, Breslau, 17. Juni 1888)

                                                            Im hintersten Winkel des Ötztals versteckt, umgeben von rauer Hochgebirgslandschaft, liegt Vent auf 1895 m Seehöhe. Gerade zehn Minuten benötigt man von einem Ende des Dorfes an das andere, das neben einer kleinen Kirche und einer ehemaligen Totenkapelle vor allem über Hotelbauten verfügt. Verkehrstechnisch lange isoliert und abseits der Hauptverkehrsrouten gelegen, unterscheidet sich das Gebirgsdorf, so wird erzählt, von anderen Dörfern des Tales. Für Reisende des frühen 19. Jahrhunderts noch unberührtes Neuland, wird die Gegend mit ihrer alpintouristischen Erschließung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckt und nicht zuletzt durch Schriftstellerinnen und Schriftsteller fortan immer wieder neu erfunden. Die Bandbreite der Literarisierungen reicht dabei von -(Reise-)-Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bis zu den Texten Norbert Gstreins, der den Ort der eigenen Herkunft mehrfach fiktionalisiert, dabei mit Ver- wie Entortungen spielt und Ortsmythen konsequent dekonstruiert. In einer literarischen Ortserkundung führt Iris Kathan durch Vent, der Schauspieler Christoph Griesser wird an den einzelnen Stationen aus den Texten lesen.