Rose-Anne Clermont, Louis-Philippe Dalembert, Dany Laferrière, Rodney Saint-Éloi

Ort: Literaturhaus

Veranstaltet von: Zentrum für Kanadastudien, Zentrum für Interamerikanische Studien, Frankreich- Schwerpunkt und Südwind

Literatur aus Haiti
Zweisprachige Lesung

Am 12. Jänner 2010 bebt in Haiti die Erde, die internationale Gemeinschaft verspricht Hilfe. Wo aber steht Haiti elf Monate danach? Was bleibt vom "Kieselstein", der "in der Sonne glänzt", jenem "caillou au soleil", den Dany Laferrière in seinen frühen Texten beschwor? Seine Antwort lautet: "Retten wird uns unsere Kultur." Der literarischen Kultur Haitis, der Vielfalt vor allem seiner AutorInnen der Diaspora, ist dieser Leseabend gewidmet.


    Saint-Éloi, Rodney

    1963 im Süden Haitis geboren, seit 2001 in Mon­tréal ansäs­sig, wo er sich als Ver­leger (Mémoire d’en­crier) einen Namen macht, schreibt seit dem zarten Alter von 13 Jahren Gedicht­bände, später Essays zu Lit­er­atur und Malerei und beken­nt sich zu jed­er Form von Engage­ment. In seinem Buch Haiti, Kenbe la! (2010; Haiti, steh wieder auf!) ver­ar­beit­et er seine Ein­drücke und Erleb­nisse nach dem Erd­beben vom 12. Jän­ner 2010. Er schreibt über sein Land, dessen reiche Geschichte, über Armut, aber vor allem über das haitian­is­che Volk, das Schick­salss­chlä­gen tapfer und mit Opti­mis­mus und Lebens­freude trotzt.

    Dalembert, Louis-Philippe

    Dichter und Romanci­er, 1962 in Port-au-Prince geboren. Seit 1986 lebt er in Frankre­ich, wo er sein Studi­um abschloss. Aus­gedehnte Reisen führen ihn nach Afri­ka, Europa, Ameri­ka und in den Nahen Osten; heute lebt er „als Vagabund“ zwis­chen Rom, Paris und Port-au-Prince. Die Ein­drücke dieses Vagabundierens – Abschied und Rück­kehr, Exil und Flucht – ver­ar­beit­et Dalem­bert in zum Teil preis­gekrön­ten Gedicht­samm­lun­gen und neun Erzähltex­ten, u.a. in Le cray­on du bon dieu n’a pas de gomme (1996) und Rue du Faubourg Saint-Denis (2005). Auf Deutsch: Die Insel am Ende der Träume. Roman (2007), Gottes Bleis­tift hat keinen Radier­gum­mi, Roman (2008), Jen­seits der See, Roman (2008, alle: Litradukt).

     

    Clermont, Rose-Anne

    1971 als Tochter haitian­is­ch­er Ein­wan­der­er in New York City geboren, kam nach ihrem Studi­um an der Colum­bia Uni­ver­si­ty (Jour­nal­is­mus) als Ful­bright Fel­low nach Berlin, wo sie noch heute lebt. Cler­mont schreibt u.a. für Spiegel Online, Die Zeit und Inter­na­tion­al Her­ald Tri­bune über Inte­gra­tion und Bil­dung. Ihr Buch Busch­girl. Wie ich unter die Deutschen geri­et (Ber­tels­mann 2010), merk­würdi­ge, manch­mal bizarre und häu­fig erheit­ernde Erleb­nisse in Berlin, im Schwarzwald und ander­swo, ver­sam­melt komis­che wie nach­den­klich stim­mende Geschicht­en aus dem Leben der Autorin als Stu­dentin, Sprach­lehrerin und Journalistin.

     

    Laferrière, Dany

    1953 in Port-au-Prince geboren, arbeit­et als Jour­nal­ist, bis er 1976 nach der Ermor­dung eines Fre­un­des und Kol­le­gen nach Mon­tréal flieht. Sein erster Roman mit dem pro­vokan­ten Titel Com­ment faire l’amour avec un nègre sans se fatiguer (1985) eröffnet seine aus zehn Roma­nen beste­hende “amerikanis­che Auto­bi­ogra­phie”, der zwei sehr beachtete Titel — Je suis un écrivain japon­ais (2008) und der mit dem Prix Médi­cis aus­geze­ich­net Roman L’énigme du retour (2009) — fol­gen. Tout bouge autour de moi (2010) ist zugle­ich das ergreifende Zeug­nis der Tragödie, die ganz Haiti verän­dern sollte, und eine Hom­mage an das haitian­is­che Volk.