Die Filmreihe Rest in Poetry, erdacht vom Autor Michael Stavarič und der Filmemacherin Tina Maria Feyrer, lehnt sich an die film poems der 1960er Jahre an. Auf Friedhöfen lesen Autor:innen für die Toten, wobei die filmische Auseinandersetzung mit den Texten auch die Friedhofsarchitektur in den Fokus rückt. In Innsbruck liegt mit dem Schauplatz des Mühlauer Friedhofs eine Verbindung zu Georg Trakl nahe. Barbara Hundegger, Siljarosa Schletterer, Carolina Schutti und Christoph W. Bauer setzen im Film ihre vorgetragenen Texte in Bezug zu Trakl.
Nach der Filmvorführung spricht die Autorin Carolina Schutti mit Tina Maria Feyrer und Michael Stavarič.
Das Projekt Rest in Poetry wurde von den Innsbrucker stadt_potenzialen 2022 gefördert.
Moderation: Carolina Schutti
Der Salzburger Dichter Georg Trakl (1889-1914) wird nicht zu Unrecht als Dichter gesehen, den eine Nähe zum Tod auszeichnet. Immer wieder tauchen in seinem Werk leitmotivisch Verfall, Untergang und Tod in unterschiedlichen Variationen auf. Zur Herausprägung dieses Bildes und zur Verfestigung des Nimbus hat auch sein eigener früher Tod beigetragen; Trakl starb 27-jährig am 3. November 1914 im Militärspital Krakau an einer Überdosis Kokain.
In einem Vortrag und einer Führung wird der Archivar und Betreuer des Nachlasses Markus Ender auf Basis der Materialien des Brenner-Archivs die Biographie Trakls näher beleuchten und durch den Blick auf die Originalmanuskripte dem Faszinosum nachspüren, das dieser Künstlerpersönlichkeit und seiner Literatur trotz ihres morbiden Untertons bis in die Gegenwart anhaftet.
Anmeldung bis Mittwoch 14.02.2024 an literaturhaus@uibk.ac.at
Der Regenschirmfallschirm, die Blütenstaubsammelmaschine, das seien allesamt Erfindungen vom Prantner Kaspar, dem ehemaligen Knecht auf dem Kalberhof. So jedenfalls habe es Cäcilia dem Geschichtensammler F. erzählt. Im Stimmengewirr der Dorfbewohner wird die wundersame Geschichte des sanftmütigen Mannes erinnert: wie er durch eine List den Kriegen entkam, wie er gemeinsam mit seinem Freund Vitus Sültzrather die Herunterholung der Kirchturmuhr verursachte, wie er am Ende in den Bergen verschwand.
Akkurat und amüsant erzählt Josef Oberhollenzer in seinem 2023 im Folio Verlag erschienenen Roman in Möglichkeiten und ist damit vermutlich näher an der Südtiroler Vergangenheit, als uns lieb ist…
Josef Oberhollenzer, Liebhaber des Konjunktivs und der radikalen Kleinschreibung, wurde 1955 im Südtiroler Ahrntal geboren und ist im fiktiven Aibeln ebenso zu Hause. Mit seinem Roman Sültzrather (Folio) stand er 2018 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.
Moderation: Joe Rabl
Isabella Feimer schreibt in Frieda (Braumüller 2022) über den Lebensweg einer 1926 geborenen Frau, die als eines von fünf Geschwistern, mit einer schwer kranken Mutter und einem tyrannischen Vater aufwächst. Früh lernt sie, dass ihr das Leben nichts schenken wird und dass sie sich das, was sie möchte, nehmen muss. Matthias Grubers Debüt Die Einsamkeit der Ersten ihrer Art (Jung und Jung 2023) handelt von der 14-jährigen Arielle, die es aufgrund ihres Aussehens nicht wagt, sich in sozialen Medien zu präsentieren. Über die Fotos eines fremden Mädchens eröffnet sie schließlich einen Account, doch bald wird ihr alles zu viel.
Isabella Feimer, geb. 1976, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien, verfasst Romane, Lyrik, Reiseprosa und Essays.
Matthias Gruber, geb. 1984 in Wien, wuchs in Salzburg auf. Er studierte Theaterwissenschaften, ist Mitgründer der Salzburger Stadt-Magazine fraeuleinflora.at und QWANT. 2020 gewann er den FM4-Wortlaut-Wettbewerb.
Moderation: Harald Gschwandter
Mira kehrt in ihre Heimat zurück, um ihre Mutter auf den Auszug aus dem jahrelang bewohnten Haus vorzubereiten. Die brüchige Mutter-Tochter-Beziehung führt sie dabei auf eine Reise in ihre traumatisierende Kindheit, belastet vom frühen Tod des Vaters, geprägt von Patriarchat und Katholizismus. Ungelöste Konflikte geben den Blick auf die lang verschwiegene Familiengeschichte frei und Mira versteht, dass sie von den Lebensgeschichten ihrer Ahninnen befeuert werden. Nachtfrauen (Suhrkamp 2023) ist ein eindringlicher Roman über die Entfremdung und Wiederannäherung von drei Frauen unterschiedlicher Generationen, von ihren Verstrickungen und internalisierten Leitbildern.
Maja Haderlap wurde 1961 in Kärnten geboren. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik arbeitete sie an der Universität Klagenfurt und als Chefdramaturgin am dortigen Stadttheater. 2011 wurde sie für einen Auszug aus ihrem ersten Roman Engel des Vergessens (Wallstein) mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet
Moderation: Maria Piok
Wer waren Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge, die Dame mit dem Hermelin, Frauen auf den Gemälden von Leonardo da Vinci, Vermeer, Rembrandt, Munch und Schiele außerhalb des künstlerisch festgehaltenen Moments? Martina Clavadetscher lässt in Vor aller Augen (Unionsverlag 2022) die Frauen erzählen und befreit sie so – vielstimmig, lustvoll und rebellisch – vom männlichen Blick.
Martina Clavadetscher, geboren 1979, ist eine Schweizer Schriftstellerin und Dramatikerin. Nach ihrem Studium der Deutschen Literatur, Linguistik und Philosophie arbeitete sie für diverse deutschsprachige Theater, gewann den Essener Autorenpreis und war für den Heidelberger Stückemarkt nominiert. Für ihren Roman Die Erfindung des Ungehorsams erhielt sie 2021 den Schweizer Buchpreis.
Moderation: Iris Kathan
Mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia.
Romane von zwei mehrfach ausgezeichneten Autorinnen: Die Wirtinnen erzählt von drei Frauengenerationen im Dorfgasthaus, Libellen im Winter von drei Freundinnen im Nachkriegswien: Gemein ist den Texten, dass sie uns in die Leben außergewöhnlicher Frauen führen, die mit Entschlossenheit ihre eigenen Pfade beschreiten. Pistotnig und Seidenauer werfen einen tiefgründigen Blick auf eine sich wandelnde, männerdominierte Welt, in der sich die Frauen mit weiblicher Stärke und Raffinesse behaupten müssen.
Silvia Pistotnig, geb. 1977 in Kärnten, studierte Kommunikations- und Politikwissenschaften in Wien. 2010 veröffentlichte sie ihren Debütroman Nachricht von Niemand (Skarabaeus), gefolgt von Tschulie (2017) und Teresa hört auf (2021, beides Milena).
Gudrun Seidenauer, geb. 1965 in Salzburg, studierte Germanistik und Romanistik. Seit 1990 veröffentlicht sie Prosa und Lyrik. Ihr letzter Roman Was wir einander nicht erzählten erschien 2018 im Milena Verlag.
Ein namenloses Wesen bewegt sich im Laufe eines Jahres durch eine Menschenstadt. Von Abschied und Ankunft handelt hier (edition keiper, 2023), das lyrische Debüt von Julia Costa. Von einem allmählichen Fußfassen an einem zunächst noch fremden, befremdlichen Ort. Von einem Ringen um Ortsverbundenheit und Verwurzelung, Beheimatung und Identität. Die Präsentation des Lyrikdebüts von Julia Costa wird von der Hackbrettistin Maria Ma mit einer eigens komponierten Vertonung des Bandes begleitet.
Julia Costa, 1989 in Innsbruck geboren, in der Schweiz in Zug und Bern aufgewachsen, schreibt lyrische Texte, Gedichte und schweizerdeutsche Lieder.
Maria Ma lebt in Tirol und Wien und arbeitet sowohl als Solokünstlerin als auch mit verschiedenen Ensembles und Künstler*innen. Als Hackbrettistin hat Maria Ma auf ihrem sphärisch klingenden Saiteninstrument eine ganz eigene Spielweise entwickelt. In ihren Kompositionen verwebt sie komplexe Rhyth[1]mik mit lang klingenden (Ober-)Tönen.
Moderation: Gabriele Wild
Im Mittelpunkt von Le Palais des deux collines steht der 30-jährige Palästinenser Faysal, der den Großteil seines Lebens in Europa verbracht hat. Nach Erhalt einer mysteriösen Todesanzeige kehrt er an den Geburtsort, das Dorf Jabalayn, zurück. Im Palais des deux collines, dem verlassenen Familiensitz, muss sich Faysal seiner Vergangenheit, dem ‚Phantom’ der Großmutter und den dunklen Familiengeheimnissen stellen... Die Erzählung, die als an den verlassenen Geliebten gerichtetes Geständnis beginnt, oszilliert zwischen historischem Roman, magisch-realistischer Erzählung und Science-Fiction.
Karim Kattan, geboren in Jerusalem, ist Autor und Komparatist. Nach Veröffentlichung eines Kurzgeschichtenbandes 2017 erschien vier Jahre später sein erster Roman Le Palais des deux collines (Elyzad 2021), der mit dem Prix des Cinq Continents ausgezeichnet wurde. Kattan schreibt auf Französisch und Englisch.
Eine zweisprachige Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Romanistik, der Organisation Internationale de la Francophonie und APFA
Moderation und Übersetzung: Doris Eibl und Birgit Mertz-Baumgartner
Ausgehend von ausgewählten Stadttexten nähern wir uns Hall aus neuen Perspektiven, wobei wir uns bei der Spurensuche durch die Stadt von Texten von Schreibenden anregen lassen wollen, die in Hall gelebt oder gearbeitet, den Ort also gut gekannt haben. Begleitet werden wir vom Hallkenner Christian Kayed, der die in den Texten aufgeworfenen Perspektiven durch seinen Zugang zur Stadt ergänzt. Die Texte liest die Schauspielerin Alexandra Leonie Kronberger.
Iris Kathan, Literaturwissenschaftlerin, Auseinandersetzungen mit literarischen Topographien im Zuge der Projekte Literatur- Land-Karte Tirol, Tirol/Südtirol: Eine literarische Topographie (Brenner-Archiv). Innsbruck – Ein literarischer Stadtführer (2009).
Christian Kayed ist Fremdenführer und Geschichtenerzähler. In seinen Spezialführungen verbindet er fundierte Informationen und Hintergründiges, Spannendes und Unterhaltsames.
Kosten: 7 € / Studierende 5 € / Vereinsmitglieder gratis.
Anmeldung: bis spätestens 29.09.2023 an literaturhaus@uibk.ac.at oder unter +43 512 507-45013; begrenzte Teilnehmer*innenzahl; leider gibt es gibt nur noch Restplätze!