Literaturkritik zwischen elitärem Getue und Tiktok

Die sich rasant verändernde Medienlandschaft macht auch vor dem Literaturbetrieb und der Literaturkritik nicht Halt. Auf TikTok erschließen Booktuber:innen ein neues Lesepublikum, Blogs und andere Online-Formate öffnen das Feld jener, die öffentlich über Literatur sprechen können. Führt das zu einem Qualitätsverlust oder ist es eine Chance, das Interesse an der Auseinandersetzung mit Literatur bei jungen Menschen zu wecken? Dominiert im etablierten Literaturbetrieb tatsächlich „elitäres Getue“ und was kann man dagegen machen? Was macht gute Literaturkritik überhaupt aus? Darüber diskutieren die Bachmannpreis-Jurorin und Feuilletonchefin der Furche Brigitte Schwens-Harrant und die Literaturbloggerin und Moderatorin Anne Sauer, die mit ihrem Projekt Fuxbooks Menschen auf moderne Weise zum Lesen bringen will.

Moderation: Veronika Schuchter

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Tagung des Instituts für Germanistik und des Innsbrucker Zeitungsarchivs Der Kritiker kann auch eine Kritikerin sein (22.–23.11.2023 in der Claudiana) statt.

Eigentlich ist Norbert Gstrein ein Geheimniskrämer, wenn es um sein Schreiben geht. Und wenn er das Wort „Werk“ hört, möchte er, so sagt er, am liebsten davonlaufen. Dennoch hat er der Abhaltung einer internationalen Tagung zugestimmt, die ich zwei Tage lang seinen Büchern – von seinem vielgerühmten Debüt Einer (Suhrkamp 1988) bis hin zum Essayband Mehr als nur ein Fremder (Hanser 2023) – widmet. Im Literaturhaus am Inn liest er quer durch seine Texte und Kolumnen und spricht mit Joachim Leitner über das Erzählen von einer vor sich hintaumelnden Welt.

Norbert Gstrein, 1961 in Tirol geboren, studierte Mathematik in Innsbruck und Stanford, lebt als freier Schriftsteller in Hamburg. Er zählt zu den bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und wurde mit zahlreichen Preisen bedacht – u.a. mit dem Österreichischen Buchpreis 2019, 2021 mit dem Thomas-Mann-Preis.

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Tagung des Forschungsinstituts Brenner-Archiv zu Norbert Gstrein (17. – 18.11. im Literaturhaus am Inn) statt.

Moderation: Joachim Leitner

Eine junge Frau beobachtet, wie die Welt um sie herum aus den Fugen gerät und sich eine globale Katastrophe ankündigt. Hitze breitet sich aus, es herrscht Dürre, überall brennen Feuer. Sie sucht Zuflucht, wechselt, von Träumen getrieben, ständig den Wohnort, zieht sich aufs Land zurück und isoliert sich mehr und mehr. Einen Verbündeten findet sie in einem Mann, der Experte für Wildfeuer ist und schlaflos über Feuerkarten wacht. Gemeinsam versuchen sie zu kontrollieren, was längst außer Kontrolle geraten ist.

Laura Freudenthaler, geboren 1984 in Salzburg, lebt in Wien. Ihr Romandebüt Die Königin schweigt (2017) war 2019 Innsbruck liest-Buch und wurde ebenso wie ihr zweiter Roman Geistergeschichte (2019, beide Droschl) mehrfach ausgezeichnet. Mit ihrem Text Der heißeste Sommer gewann sie beim Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis 2020 den 3sat-Preis. Arson ist 2023 bei Jung und Jung erschienen.

Moderation: Maria Piok

Mit seinem Roman (deutsche Übersetzung 2022, Merlin Verlag) geht es dem algerischen Schriftsteller Boualem Sansal um nichts Geringeres als eine Neuschreibung der Genesis oder vielmehr um eine Reimagination der abrahamitischen Heldentaten im Kontext der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Den Leser:innen eröffnet der jüngste Roman des Atheisten Sansal ein provokant kritisches Fenster auf die politisch-religiösen Spannungsfelder der Zeit vom 1. Weltkrieg bis 1948, dem Jahr der Teilung des britischen Mandatsgebiets Palästina. Dabei wird der Autor nicht müde, Dummheit und Stolz der Menschen anzuprangern, die Krieg und Zerstörung nach sich ziehen, und gleichzeitig den Westen an seine aus der kolonialen Vergangenheit erwachsene Verantwortung zu erinnern.

Boualem Sansal wurde 2011 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Er lebt und schreibt nach wie vor in Algerien, wo der Verkauf seiner in Frankreich publizierten Bücher verboten ist.

Moderation: Doris Eibl & Birgit Mertz-Baumgartner

In Kooperation mit dem Frankreich-Schwerpunkt der Universität Innsbruck; Veranstaltung in deutscher und französischer Sprache.

Der Theatermacher und Kabarettist Xaver Schumacher präsentiert Coverversionen antiker Sagen – humorvoll und politisch. In Schumachers Metamorphosen wird Medusa zu metoosa, die Odyssee zur Shoppingtour, der trojanische Krieg zur Geburtsstunde des Massentourismus und Vatermörder Ödipus zum Vorreiter von Fridays for Future. Themen der Gegenwart im Spiegel der Antike – und umgekehrt. Denn wo findet man Antworten auf alle Fragen? Im Orakel von Selfie, ist ja logos! Kulturelle Aneignung vom Feinsten.

Der Bühnenkünstler Xaver Schumacher schreibt, spielt und inszeniert Theaterstücke, Kabarettprogramme und Show-Formate. Arbeitet im Kollektiv Postmodern Talking. Zuletzt erschienen: Ischgl (Kabarett) und Fake it till you make it (Theater)

Romane von zwei mehrfach ausgezeichneten Autorinnen: Die Wirtinnen  erzählt von drei Frauengenerationen im Dorfgasthaus, Libellen im Winter  von drei Freundinnen im Nachkriegswien: Gemein ist den Texten, dass sie uns in die Leben außergewöhnlicher Frauen führen, die mit Entschlossenheit ihre eigenen Pfade beschreiten. Pistotnig und Seidenauer werfen einen tiefgründigen Blick auf eine sich wandelnde, männerdominierte Welt, in der sich die Frauen mit weiblicher Stärke und Raffinesse behaupten müssen.

Silvia Pistotnig, geb. 1977 in Kärnten, studierte Kommunikations- und Politikwissenschaften in Wien. 2010 veröffentlichte sie ihren Debütroman Nachricht von Niemand (Skarabaeus), gefolgt von Tschulie (2017) und Teresa hört auf (2021, beides Milena).

Gudrun Seidenauer, geb. 1965 in Salzburg, studierte Germanistik und Romanistik. Seit 1990 veröffentlicht sie Prosa und Lyrik. Ihr letzter Roman Was wir einander nicht erzählten erschien 2018 im Milena Verlag.

Ein namenloses Wesen bewegt sich im Laufe eines Jahres durch eine Menschenstadt. Von Abschied und Ankunft handelt hier (edition keiper, 2023), das lyrische Debüt von Julia Costa. Von einem allmählichen Fußfassen an einem zunächst noch fremden, befremdlichen Ort. Von einem Ringen um Ortsverbundenheit und Verwurzelung, Beheimatung und Identität. Die Präsentation des Lyrikdebüts von Julia Costa wird von der Hackbrettistin Maria Ma mit einer eigens komponierten Vertonung des Bandes begleitet.

Julia Costa, 1989 in Innsbruck geboren, in der Schweiz in Zug und Bern aufgewachsen, schreibt lyrische Texte, Gedichte und schweizerdeutsche Lieder.

Maria Ma lebt in Tirol und Wien und arbeitet sowohl als Solokünstlerin als auch mit verschiedenen Ensembles und Künstler*innen. Als Hackbrettistin hat Maria Ma auf ihrem sphärisch klingenden Saiteninstrument eine ganz eigene Spielweise entwickelt. In ihren Kompositionen verwebt sie komplexe Rhyth[1]mik mit lang klingenden (Ober-)Tönen.

Moderation: Gabriele Wild

Im Mittelpunkt von Le Palais des deux collines steht der 30-jährige Palästinenser Faysal, der den Großteil seines Lebens in Europa verbracht hat. Nach Erhalt einer mysteriösen Todesanzeige kehrt er an den Geburtsort, das Dorf Jabalayn, zurück. Im Palais des deux collines, dem verlassenen Familiensitz, muss sich Faysal seiner Vergangenheit, dem ‚Phantom’ der Großmutter und den dunklen Familiengeheimnissen stellen... Die Erzählung, die als an den verlassenen Geliebten gerichtetes Geständnis beginnt, oszilliert zwischen historischem Roman, magisch-realistischer Erzählung und Science-Fiction.

Karim Kattan, geboren in Jerusalem, ist Autor und Komparatist. Nach Veröffentlichung eines Kurzgeschichtenbandes 2017 erschien vier Jahre später sein erster Roman Le Palais des deux collines (Elyzad 2021), der mit dem Prix des Cinq Continents ausgezeichnet wurde. Kattan schreibt auf Französisch und Englisch.

Eine zweisprachige Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Romanistik, der Organisation Internationale de la Francophonie und APFA

Moderation und Übersetzung: Doris Eibl und Birgit Mertz-Baumgartner

Ausgehend von ausgewählten Stadttexten nähern wir uns Hall aus neuen Perspektiven, wobei wir uns bei der Spurensuche durch die Stadt von Texten von Schreibenden anregen lassen wollen, die in Hall gelebt oder gearbeitet, den Ort also gut gekannt haben. Begleitet werden wir vom Hallkenner Christian Kayed, der die in den Texten aufgeworfenen Perspektiven durch seinen Zugang zur Stadt ergänzt. Die Texte liest die Schauspielerin Alexandra Leonie Kronberger.

Iris Kathan, Literaturwissenschaftlerin, Auseinandersetzungen mit literarischen Topographien im Zuge der Projekte Literatur- Land-Karte Tirol, Tirol/Südtirol: Eine literarische Topographie (Brenner-Archiv). Innsbruck – Ein literarischer Stadtführer (2009).

Christian Kayed ist Fremdenführer und Geschichtenerzähler. In seinen Spezialführungen verbindet er fundierte Informationen und Hintergründiges, Spannendes und Unterhaltsames.

Kosten: 7 € / Studierende 5 € / Vereinsmitglieder gratis.
Anmeldung: bis spätestens 29.09.2023 an literaturhaus@uibk.ac.at oder unter +43 512 507-45013; begrenzte Teilnehmer*innenzahl; leider gibt es gibt nur noch Restplätze!

Kochen im falschen Jahrhundert (Wallstein, 2023) ist der Roman eines Abends und einer Einladung zum Essen. Voll mit Rezepten für ein gelungenes Leben und einen misslingenden Abend. In ihren Gesprächen verhandeln sie die ganz großen und kleinen Themen, von den ›Foodporn‹-Bildern im Internet über Kochen, Einkaufen und Wohnen als soziale Praktiken. Zunehmend wird der Abend komischer, tragischer, erotischer – dabei werden einzelne ›heutige‹ Begriffe diskutiert, während die Gastgeberin keine besonders talentierte Gastgeberin ist und sich immer wieder ins falsche Jahrhundert versetzt fühlt. Nebenbei wird in Anekdoten eine Geschichte der Waren, Speisen und des Kochens erzählt.

Teresa Präauer geb. 1979, studierte Germanistik und bildende Kunst, lebt in Wien. Im Wallstein Verlag zuletzt erschienen das Geschichtenbuch Das Glück ist eine Bohne (2021) und der Erzählband Mädchen (2022), dessen theoretischen Unterbau Präauers Ende 2021 gehaltenen Zürcher Poetikvorlesungen bilden. Sie wurde mit zahlreichen namhaften Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Ben-Witter-Preis (2022).

Moderation: Maria Piok

Literaturhaus am Inn – Lieben, Sprechen, Fühlen, Genießen
Josef-Hirn-Straße 5
6020 Innsbruck

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