Gloria und Moni sind beste Jugendfreundinnen – die eine reich, die andere arm. Ein halbes Jahrhundert später begegnen sich die beiden Frauen wieder und Gloria beichtet ihr Lebensgeheimnis: Nie hat sie mit jemandem geschlafen. Früher kam Gloria immer gut an, war exzentrisch und schön, wollte Schauspielerin werden, war viel unter Menschen. Gloria und Moni wachsen auf im Mief der 1960er Jahre, sind konfrontiert mit Ehe, Enge und Gewalt. Wie wurden die beiden zu denen, die sie sind? Monika Helfer macht aus Lebenserinnerung große Literatur. Nach der Trilogie über ihre Familie und Herkunft ist Die Jungfrau (Hanser, 2023) ein atemloser Roman über die jahrzehntelange Freundschaft zwischen zwei Frauen.
Monika Helfer, geboren 1947 in Au/Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vorarlberg. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht. Für ihre Arbeiten wurde sie zahlreichen großen Literaturpreisen ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von ihr bei Hanser die Romane Vati (2021), mit dem sie erneut für den Deutschen Buchpreis nominiert war, und Löwenherz (2022, beide Hanser).
Moderation: Gabriele Wild
Lisa Spalt und die Band „Die Ex-Gewichtsheberin“, bestehend aus Sabine Marte und Oliver Stotz, bieten eine Performance zur Ideologie- und Sprachkritik, changierend zwischen Literatur, Musik und Medienkunst: In die Dunkelheit skizzieren sie Räume, um ihnen die Verankerung im Boden zu klauen. Licht, Klänge und Stimmen bringen dann in einer Welt von Linien ein Umspielen der Körper in Gang…
Lisa Spalt wurde für ihr Werk mehrfach ausgezeichnet (unter anderem mit dem Veza-Canetti-Preis 2022). Wie ihre vielen Gemeinschaftsarbeiten und ihr „Institut für poetische Alltagsverbesserung“ leben ihre Texte vom künstlerischen Experiment. Ihr jüngstes Buch ist die Grüne Hydra von Calembour (Czernin 2023).
Sabine Marte ist in den Bereichen Videokunst, Zeichnung, Musik und Performance tätig. Sie ist Mitbegründerin der Bands „Pendler“ und „SV Damenkraft“.
Oliver Stotz arbeitet als Musiker, Komponist, Programmierer, Ton- und Videotechniker in den Bereichen Musik, Theater und Film.
Zur Eröffnung unserer Ausstellung zeigen wir das 20-minütige Porträt Gerhard Kofler – zu Hause in der Dichtung (RAI Bozen, 2005): ein Film, den die Südtiroler Journalistin, Filmemacherin und Schriftstellerin Astrid Kofler für die Sendereihe Charakterköpfe gestaltet hat (Kamera: Helmut Lechthaler). Sie begleitet den Autor durch ein verschneites Wien, in dem er von Tinte und Spaghetti, vom Erinnern, Dichten und vom Glück des Fremdseins spricht.
In Anschluss daran spürt der Schriftsteller, Performancekünstler und Musiker Matthias Vieider über Texte, Musik und Originaltonaufnahmen aus dem Archiv dem Leben und Werk Gerhard Koflers nach und inszeniert dessen Gedichte als auditives Erlebnis.
Wir danken der RAI Bozen für die Bereitstellung des Films.
Moderation: Maria Piok
Der Regenschirmfallschirm, die Blütenstaubsammelmaschine, das seien allesamt Erfindungen vom Prantner Kaspar, dem ehemaligen Knecht auf dem Kalberhof. So jedenfalls habe es Cäcilia dem Geschichtensammler F. erzählt. Im Stimmengewirr der Dorfbewohner wird die wundersame Geschichte des sanftmütigen Mannes erinnert: wie er durch eine List den Kriegen entkam, wie er gemeinsam mit seinem Freund Vitus Sültzrather die Herunterholung der Kirchturmuhr verursachte, wie er am Ende in den Bergen verschwand. Akkurat und amüsant erzählt Josef Oberhollenzer in seinem im Folio Verlag erschienenen Roman in Möglichkeiten und ist damit vermutlich näher an der Südtiroler Vergangenheit, als uns lieb ist…
Josef Oberhollenzer, Liebhaber des Konjunktivs und der radikalen Kleinschreibung, wurde 1955 im Südtiroler Ahrntal geboren und ist im fiktiven Aibeln ebenso zu Hause. Mit seinem Roman Sültzrather (Folio) stand er 2018 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises
Moderation: Joe Rabl
Ausgehend von ausgewählten Stadttexten nähern wir uns Hall aus neuen Perspektiven, wobei wir uns bei unserer Spurensuche durch die Stadt von Texten von Schreibenden anregen lassen wollen, die in Hall gelebt oder gearbeitet, den Ort also gut gekannt haben. Begleitet werden wir vom Hallkenner Christian Kayed, der die in den Texten aufgeworfenen Perspektiven durch seinen Zugang zur Stadt ergänzt.
Die Texte liest die Schauspielerin, Sprecherin und Regisseurin Alexandra Leonie Kronberger.
Iris Kathan, geboren 1977, Literaturwissenschaftlerin, Auseinandersetzungen mit literarischen Topographien im Zuge der Projekte Literatur-Land-Karte Tirol, Tirol/Südtirol: Eine literarische Topographie (Brenner-Archiv). Innsbruck – Ein literarischer Stadtführer (2009).
Christian Kayed arbeitet seit 1998 als Fremdenführer und Geschichtenerzähler. In seinen Spezialführungen verbindet er fundierte Informationen und Hintergründiges, Spannendes und Unterhaltsames.
Kosten: 7 € / Studierende 5 € / Vereinsmitglieder gratis
Anmeldung: bis spätestens 26.6. an literaturhaus@uibk.ac.at oder unter 0512 50745013; begrenzte Teilnehmer*innenzahl; die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt
Treffpunkt: Hof der Burg Hasegg in Hall um 16:00 Uhr
Martin Sailer, seit 1987 beim ORF-Tirol und seit Anfang der 1990er Jahre Leiter der Abteilung Literatur & Hörspiel im ORF Landesstudio Tirol, wird bald in den Ruhestand gehen. Mit seinen preisgekrönten Hörspielproduktionen (rund 80 inzwischen!) und seinem Format „Literatur im Studio“ hat er sich nicht nur für die Literatur und Kultur in Tirol engagiert, sondern sich auch wie wohl niemand anderer in Tirol um das Genre des Hörspiels verdient gemacht. Dafür wollen wir ihm mit einem Abend danken.
Kurzlesungen mit Sabine Gruber, Sepp Mall, Irene Prugger und Carolina Schutti sowie ein Gespräch von Christoph W. Bauer und Bibliothekar Roland Sila mit Martin Sailer.
Eine Kooperation von Literaturhaus am Inn, Bibliothek des Landesmuseums Ferdinandeum und ORF Tirol.
Der 2022 bei Suhrkamp erschienene Band präsentiert einen der spektakulärsten Briefwechsel der Literaturgeschichte: Die rund 300 Schriftstücke zeugen von Nähe und Distanz, Bewunderung und Rivalität, der Spannung zwischen Schriftstellerexistenz und Zweisamkeit. In den Büchern von Ingeborg Bachmann und Max Frisch hinterließ diese Liebe Spuren, die zum Teil erst durch die Korrespondenz sichtbar werden. Die Briefe zeigen die enge Verknüpfung von Leben und Werk, sie sind intime Mitteilungen und zugleich Weltliteratur.
Gespräch: Herausgerberin Renate Langer
Szenische Lesung: Patrizia Pfeifer und Andreas ProneggModeration: Maria Piok
Tipp:
Gastvortrag Zum Nachlass Ingeborg Bachmanns von Michael Hansel (Österreichisches Literaturarchiv in der Nationalbibliothek) im Forschungsinstitut Brenner-Archiv um 17:00 Uhr.
Gespräch: Ulrike Tanzer.
In fiebriger Erregung warten die Einwohner Wiens in Die Inkommensurablen (Klett Cotta 2023) am 31. Juli 1914 das Verstreichen des deutschen Ultimatums ab. Unter ihnen sind drei, deren bekannte Welt zu zerfallen droht: Der Pferdeknecht Hans, der adlige Adam und die Mathematikerin Klara. Der spektakuläre neue Roman der preisgekrönten Wiener Autorin ist ein literarisches Ereignis.
Raphaela Edelbauer, geboren in Wien, studierte Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, für ihren zweiten Roman DAVE (Klett-Cotta, 2021) erhielt sie den Österreichischen Buchpreis. Raphaela Edelbauer lebt in Wien.
Moderation: Martin Fritz
Pandemie, Ukraine-Krieg und Klimawandel beeinfluss(t)en unser Konsumverhalten: Studien zeigen, viele sind aus Gründen der Solidarität zu Einsparungen und nachhaltigem Konsum bereit.
Doch ist der Kauf von Bio- und Ökoprodukten für jene, die es sich leisten können, nicht auch eine kurzfristige Beruhigung des schlechten Gewissens? Können die aktuellen Krisen auch eine Chance für eine Umorientierung sein? Inwiefern beeinflussen Politik, Wirtschaft und Kultur unseren derzeitigen Wohlstandsbegriff? Unter welchen Umständen wäre eine Gesellschaft bereit, sich einem Wandel zu unterziehen und auf den eigenen Wohlstand zumindest in Teilen zu verzichten? Es diskutieren der Schriftsteller, Musiker, Komponist und Otto-Grünmandl-Preisträger Hans Platzgumer und die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Teresa Millesi.
Moderation: Roland Psenner
In Kooperation mit dem Verein Wissenschaft und Verantwortlichkeit.
Seit Barbara Hundegger, in der „Szene“ auch unter Bahu bekannt, mit ihren Gedichten auftritt, sucht sie nach Veranstaltungsformen, die über die herkömmliche „Wasserglaslesung“ hinausreichen. Die Präsentation ihres aktuellen Bandes [in jeder zelle des körpers wohnt ein gedächtnis] (Haymon, 2023), der übrigens zu ihrem 60. Geburtstag erscheint, wird sie ganz in diesem Sinne gemeinsam mit der Composerin-Performerin Lissie Rettenwander gestalten. Auch für diesen Band, der sich u.a. um die Corona-Pandemie, um (historische) Erinnerungsarbeit oder auch um das Erforschen von Ängsten dreht, gilt die hundeggersche 3p-Regel: politisch, poetisch, persönlich. Stets ist dabei ihr sprach- und formbewusster Blick auf jene gerichtet, die keine Stimme haben (häufig Frauen). Sprach- und Gesellschaftskritik wird dabei „subkutan“ (Daniela Strigl) verabreicht. „Obacht!“ also – Bahu (wieder einmal) at her best!
Ab 1.6.2023 wird anlässlich Barbara Hundeggers 60. Geburtstag ein Podcast-Gespräch mit ihr auf „Auf Buchfühlung“ zu hören sein.
Ihr musikalischer Weg begann auf einem Bauernhof in Gundhabing (Kitzbühel), wo sie aufgewachsen ist. Lissie Rettenwander lässt sich kompromisslos auf die Gratwanderung zwischen Tradition und Avantgarde ein. Als Composerin-Performerin arbeitet sie mit Stimme, Zither, Akkordeon, Stimmgabeln, Metronomen, Mikrophonen, Feedback, VOX-Miniverstärker, Elektronik, Rasseln, Liedern, Singvogelmaschinen, Hirtenrufen, Tierrufen, Bleistiften, Papier, Abläufen, Wegen, Jodlersilben, Solopolyphonie, Gitarren, Herden, Weiden, Wiesen, Rasen, Hall, Räumen, Wänden, Atrien, Foyers und ihrem Meisselphon.
Eine Veranstaltung von Literaturhaus am Inn und 8ung Kultur im Rahmen des internationalen Lyrikfestivals W:ORTE 26.5. – 7.6.2023
Das gesamte Programm zum internationalen Lyrikfestival W:ORTE