Thomas Stangl

Thomas Stangl: Quecksilberlicht. Roman (Matthes & Seitz)

Nominiert für den Österreichischen Buchpreis 2022

Quecksilberlicht (Matthes & Seitz) ist ein Roman soghafter Kraft über Geschichte, das Vergehen der Zeit und das Fortleben alles Geschehenen in unser aller Leben: Ein chinesischer Kaiser, der von der totalen Herrschaft über die Zeit träumt, Autorinnen aus dem 19. Jahrhundert, die sich gegen die Zwänge ihrer Wirklichkeit auflehnen, ein Mädchen im Simmering des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, am Rand der Stadt und am Rand der Weltgeschichte: Thomas Stangl löst einzelne Momente der individuellen Lebensgeschichte, eigener und fremder Familiengeschichten sowie weit entfernte historische Momente aus ihren Zusammenhängen und montiert sie zu neuen Konstellationen, in denen vermeintliche Selbstverständlichkeiten neue Bedeutung gewinnen und konventionelle Vorstellungen von Biografie, Identität und Wirklichkeit verloren gehen.

Verena Gruber (Buchhandlung Tyrolia), Max Mayr (Institut für Germanistik) und Maria Piok (Literaturhaus am Inn) diskutieren über:

Dörte Hansen: Zur See. Penguin Verlag 2022
Fatma Aydemir: Dschinns. Hanser 2022
Monika Fagerholm: Wer hat Bambi getötet. Residenz Verlag 2022

Das Lesen von Literatur begleitet den Künstler seit der Jugend, seit seine Lehrerin an der Glasfachschule in Kramsach ihren jugendlichen Schülern Texte von Friederike Mayröcker, Ernst Jandl, Bert Brecht u.a. nähergebracht hat. Lesen hieß und heißt Weltöffnung und Weiterentwicklung in persönlichen wie öffentlichen Bereichen. Pechtls Holzschnitte zeugen von seiner gleichsamen Auseinandersetzung mit Literatur und den Menschen: meist einander zugewandt, immer wieder „Die Lesende“ oder Portraits. Dabei ist es ihm bis heute ein Anliegen, Verfolgung und politische Intoleranz aufzuzeigen und anzuklagen.

Iryna Herasimovich & Andreas Oberprantacher im Gespräch

Nicht nur der aktuelle russische Angriffskrieg in der Ukraine und der öffentliche Diskurs darüber, sondern auch schon die vergangenen Jahre der Corona-Pandemie zeigen deutlich, dass der Begriff „Freiheit“ unterschiedlich ausgelegt wird. Welche „Einschränkungen“ von Freiheit sind in einer Demokratie zulässig (oder gar notwendig), und wie viel ist ein Mensch – in Kriegszeiten oder in einem autoritär regierten Land – bereit zu tun, um „seine“ Freiheit oder jene einer Gruppe, der er sich zugehörig fühlt, oder eines Landes zu verteidigen, und welche Konzepte von Freiheit sind in diesem Zusammenhang auszumachen?

Gusel Jachina: Wo vielleicht das Leben wartet. Roman

Kasan 1923: Im Wolgagebiet herrscht große Hungersnot. Dejew, ein ehemaliger Soldat auf der Seite der Roten, soll fünfhundert elternlose Kinder mit einem Zug nach Samarkand schaffen, um sie vor dem sicheren Hungertod zu retten. Aber es fehlt an allem für den Transport: Proviant, Kleidung, Heizmaterial für die Lokomotive, Medikamente. Der im Aufbau Verlag erschienene Roman von einer der „bedeutendsten Autorinnen der russischen Gegenwartsliteratur“ (Ljudmila Ulitzkaja) ist ein Roadmovie durch ein total zerrüttetes Land, in dem in weiten Teilen immer noch der Bürgerkrieg wütet. In ihrem in Russland im Jahr 2020 erschienenen und nun in der deutschen Übersetzung von Helmut Ettinger vorliegenden Roman Wo vielleicht das Leben wartet beschäftigt sich Gusel Jachina mit einem düsteren Kapitel der Sowjetgeschichte.In Kooperation mit dem Institut für Slawistik

Anne Marie Pircher: Iris & Pupille. Roman. Edition Laurin

Maria ist jung und rebellisch. Während eines Sprachkurses in Marseille lernt sie die dunkelhäutige Isabelle kennen, der sie nach Kalifornien folgt. Es sind die 1980er Jahre und die Neue Welt empfängt sie mit Musik und breiten Freeways. Mit einem Sommer, der selbst im Winter nicht vergeht, und einer Sprache, die alles Vergangene auszulöschen verspricht. Doch neben glatten Fassaden und vermeintlichen Familienidyllen findet Maria auch deren Kehrseiten. Versteckten Rassismus und latente Gewalt. Verletzte Kinderseelen und therapiesüchtige Erwachsene. Ausgerechnet bei einem Exil-Äthiopier, dessen Italien-Trauma durch das Mädchen aus dem Land Mussolinis wieder aufbricht, findet Maria den nötigen Halt. Anne Marie Pircher legt mit Iris & Pupille (Edition Laurin) einen packenden und berührenden Roman vor, der kraftvoll und poetisch die innere und äußere Welt einer jungen Frau auslotet.

Aleš Šteger: Neverend. Roman. Wallstein Verlag

Es herrschen angespannte Zeiten: Die EU befindet sich mit dem Rest der Welt in Handelskriegen, in den Regalen der Supermärkte gibt es keine Bananen mehr. In Slowenien stehen Wahlen vor der Tür, und in Ljubljana treffen Proteste auf Gegenproteste, extremistische Parteien befinden sich im Aufwind. Inmitten dieses Chaos durchlebt in Neverend (Wallstein Verlag) eine junge Schriftstellerin ihre ganz eigene Krise, Liebe und Finanzen liegen im Argen. Um Letzterem Abhilfe zu schaffen, nimmt sie einen Honorarauftrag an, Creative Writing Workshops in einem Gefängnis durchzuführen. Während drei Gefangene ihr immer wieder neue Erzählungen liefern, die alle vom Krieg handeln, beginnt sie, einen historischen Roman zu schreiben, der von der Freundschaft zwischen Antonio Scopoli und Carl von Linné erzählt, von Scopolis Reise durch das kriegsverwüstete Europa des 18. Jahrhunderts und von dem Ort, an dem die erste Banane auf europäischem Boden gezüchtet wurde…

Elisabeth R. Hager: Der tanzende Berg. Roman (Klett-Cotta)
Tanja Raich: Schwerer als Licht. Roman (Blessing)

In Elisabeth R. Hagers drittem Roman Der tanzende Berg (Klett-Cotta) geht es um die junge Marie Scheringer, die nach Tirol zurückkehrt, um die Präparationswerkstatt des Onkels fortzuführen. Jetzt ist ihre Jugendliebe Youni tot und das Schweigen im Dorf schnürt ihr die Luft ab. Als eines Morgens eine Bekannte von Youni vor ihrer Tür steht, beginnt Maries erstarrte Welt zu bröckeln…

In Tanja Raichs zweitem Roman Schwerer als Licht (Blessing) lebt eine Frau auf einer tropischen Insel, auf der seltsame Dinge passieren: Die Blätter der Bäume färben sich schwarz, am Ufer liegen tote Fische, Feinde lauern im Norden der Insel. Parabelhaft verhandelt Tanja Raich die großen Fragen der Menschheit und ihres Untergangs.

präsentiert in unregelmäßigen Abständen in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus am Inn, Gespräche mit Autor*innen aus dem Literaturhaus-Programm: hören Sie diesmal Tanja Raich über das Komponieren eines Romans, über Miniaturen und das Dickicht des Dschungels.

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Evelyn Schlag: In den Kriegen. Roman. Hollitzer Verlag

Verlassene Landstriche und eine mythische Halbinsel in der Ukraine sind die Schauplätze des Romans In den Kriegen, erschienen im Hollitzer Verlag: Drei Männer und eine Frau machen sich auf den Weg; sie nennen es eine Wallfahrt gegen den Krieg. Tanjas Verlobter Andrij ist gefallen, sie möchte ein letztes, gültiges Bild von ihm haben. Jens und Iwo, zwei Deutsche, haben als Freiwillige an der Seite der ukrainischen Soldaten gekämpft, Andrij war einer von ihnen. Vitalij, der Vierte, ist ein junger Dichter, auf Abenteuer aus. Der Überfall der Deutschen 1941, an dem auch der Urgroßvater von Jens teilgenommen hat, ist nach wie vor lebendig in der Geschichte der Ukraine. Jens lässt die Frage nicht los, ob dieser an den Verbrechen beteiligt war.

Literaturhaus am Inn – Lieben, Sprechen, Fühlen, Genießen
Josef-Hirn-Straße 5
6020 Innsbruck

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