Waltraud Mittich erzählt in ihrem in der edition laurin erschienenen Roman Ein Russe aus Kiew eine Herkunftsgeschichte, welche die Bruchstellen offenlegt, die der letzte große Krieg in den Biographien hinterlassen hat. Sie berichtet in autofiktionaler Weise von ihrem ukrainischen Vater, Offizier der Roten Armee, erzählt diesem nie gekannten Vater seine heutige Ukraine und in Anekdoten und kleinen historischen Exkursen ihr eigenes Leben und Frausein in Südtirol. Sie erinnert auch an die Vatersuche des großen Autors Joseph Roth, geboren in Brody, heutige Ukraine, und an sein Galizien, ehemaliges Kronland der Habsburgermonarchie.
Der von Chrystyna Nazarkewtsch ins Ukrainische übersetzte Roman wird noch in diesem Jahr im Verlag booksxxi Czernowitz erscheinen.
In seinem Roman Die Welt (Diogenes Verlag) erzählt der Graubündner Autor Arno Camenisch von den Jahren, als er in seinen Zwanzigern war, sein Leben auf den Kopf stellte und über die Kontinente zog, die Sorgen fern waren und das Leben um die Liebe kreiste. Es waren die Nullerjahre, die Welt war im Wandel, die Orte wechselten sich ab, und die Tage wurden zu Nächten, Moby und die Rolling Stones lieferten den Soundtrack zu dieser Zeit. Und immer wieder waren da dieses Gefühl der Enge und die Neugier auf die Welt, die am Anfang jedes neuen Aufbruchs standen.
Wer kennt sie nicht – die kleinen Aufkleber in öffentlichen Toiletten, auf denen freundlich Hilfe per Telefon angeboten wird… Doch wer kennt schon wirklich jemanden, die/der dort angerufen hat und wer und wie sind die Personen, die dort abheben und zuhören? Judith Kuckart nimmt uns in ihrem neuen, im Dumont Verlag erschienenen Roman Café der Unsichtbaren in eine Welt mit, die wir glauben zu kennen und doch nicht kennen, die gleichzeitig sichtbar und unsichtbar, vertraut und fremd ist. Sie selbst hat diese Welt kennengelernt, als sie sechs Jahre lang ehrenamtlich für ein Sorgentelefon arbeitete.
Die Veranstaltung wird von einer Gruppe von Studierenden der Germanistik unter der Leitung von Renate Giacomuzzi moderiert, die sich für die Lesung und das Gespräch im Rahmen einer Lehrveranstaltung vorbereitet haben
Mit dem Anschluss Österreichs im Jahr 1938 beginnt der ergreifende Roman Die im Schatten, die im Licht (Weissbooks Verlag) über neun Frauenschicksale nach wahren Vorbildern. Da ist das jüdische Mädchen Lotte, das mit seiner Familie von Linz nach Shanghai fliehen muss. Oder die junge Rosi in Aussee, die die Prachtvillen der deutschen Besatzer in bester Hanglage putzt und auf ihre Weise rebelliert. Kitty, die Wiener Jüdin, die über ihre Irrfahrt durch diverse Konzentrationslager berichtet… Es sind Frauen, die aufbegehren, wegschauen oder mitlaufen, solche, die verfolgt werden oder fliehen. Und sie alle sind auf unterschiedliche Weise miteinander verbunden.
Musik: Isolde Jordan an der Zither
Laura Weidacher, eine seit Jahrzehnten in der Schweiz lebende Tiroler Künstlerin, ist eine der leisen Stimmen der deutschsprachigen Poesie. Inselland (edition laurin) ist ihr dritter Gedichtband der späten Jahre. In den Gedichten finden sich gleichermaßen das Sanfte wie das Kraftvolle, bunte Momentaufnahmen der Liebe, der Natur, der Menschlichkeit wie auch die zarten, dunklen Farben der Trauer. Sie sprechen vom Jahreskreislauf, vom Alter, vom Bewusstsein der Endlichkeit – und dennoch immer von der lebendigen Welt.
Die einer Bach-Kantate entnommenen Begriffe Herz, Mund, Tat und Leben begleiten das Literaturhaus am Inn als Motto in Wort und Bild von Anfang an: Die Literatur steht dabei als ein auf unser Denken, Fühlen und (Er)leben Einfluss nehmendes Element im Zentrum unserer Arbeit.
Bei #literaturbewegt werden drei weitere Sinne geschärft: Ohren, Augen und Füße.
Mit dem Leitsatz #literaturbewegt begehen wir heuer unser 25. Jahr: Die Bewegungen, die Literatur hervorrufen kann, aufzugreifen und zur Auseinandersetzung mit Literatur aufzufordern ist uns ein Anliegen. Daher möchten wir Sie mit unserem Jubiläumsprojekt einladen, die Stadt Innsbruck und ihre Umgebung literarisch zu entdecken …
Innsbruck ist nicht nur eine lebenswerte Stadt für Sportbegeisterte. Es ist auch eine Stadt, die von Schreibenden aus unterschiedlichen Gründen geschätzt wird und in der sie Inspiration für ihre Arbeit finden: Wir haben 10 Innsbrucker Autorinnen und Autoren eingeladen, sich mit Orten, die für sie eine besondere Bedeutung haben, auseinanderzusetzen.
Stefan Abermann, Christoph W. Bauer, Ágnes Czingulszki, Barbara Hundegger, Margit Jordan, Markus Koschuh, Wolfgang Nöckler, Helmut Schiestl, Siljarosa Schletterer, Carolina Schutti führen uns in ihren Texten kreuz und quer durch Innsbruck und Umgebung.
Für Sie sind diese Texte von überall aus zugänglich und zwar mittels QR-Code, direkt über Ihr Smartphone. Folgen Sie den Worten und suchen Sie die Orte auf oder lassen Sie sich an einem Ort Ihrer Wahl davon inspirieren.
Am Dienstag, 28. Juni 2022 wird das Jubiläumsprojekt mit Texten und Videopräsentationen der Autorinnen und Autoren im Literaturhaus am Inn präsentiert. Dazu laden wir Sie herzlich ein!
Der Strom kommt aus der Steckdose
Innsbruck Rive Gauche
Bus, Halte, Stellen
abfahrt: hungerburgtalstation
Wege zwischen Villenviertel und Schlachthofblock
Gedankenspürort
das waldhüttl – ein reigen
Orpheus
flüsternde bogen verse. ein halbrondell
kein haus / mein körper zerflimmert bergwärts strebend
Es war ein grandioses Fest, danke an alle, die dabei waren und mitgewirkt und mitgefeiert haben!
Allen voran Julia Costa, Erika Wimmer Mazohl, Barbara Hundegger, Christian Yeti Beirer, dem Ersten Wiener Heimorgelorchester und der wunderbaren DJane Karinne, die den Treibhaus-Keller so ordentlich zum Tanzen brachte!
Bei der Eröffnung des Literaturhauses am Inn am 22.5.1997 war u.a. Inger Christensen zu Gast. Die große dänische Dichterin, die zu den bedeutendsten europäischen Poetinnen zählt, ist eine der Herzensdichterinnen von Barbara Hundegger.
Aber das ist lange nicht der einzige Berührungspunkt von Barbara Hundegger mit dem Literaturhaus am Inn: Vor 25 Jahren wurde Barbara Hundegger von Erika Wimmer Mazohl als damalige Leiterin des Literaturhauses am Inn beauftragt, einen Text zu Radierungen von Markus Vallazza zu schreiben, der sich in mit Dantes göttlicher … Komödie auseinandergesetzt hat.
Erika Wimmer Mazohl und Barbara Hundegger. Die beiden sind mehr oder weniger von der ersten Stunde des Literaturhauses am Inn an, das war im Jahr 1997, in unterschiedlichen Funktionen für unser Haus im Einsatz: Erika Wimmer Mazohl leitete von 1997 bis 2003 das Literaturhaus am Inn.
Mit einem engagierten Programm, das Auftragsarbeiten, szenische Lesungen, Vernissagen, Workshops und natürlich auch ganz „klassische“ Lesungen beinhaltete sowie einer renommierten Gästeliste, …
Liebe anwesende
Verehrteste alle
Meine damen und herren
Freundinnen und freunde
Liebes festpublikum
Ihr Fans des Literaturhauses
Wir kündigen an
…
Sie können sich alle Videos zu #literaturbewegt gesammelt auf Youtube ansehen.
Zweisprachige Lesung verdolmetscht von Mascha Dabić
Sarajevo, Mai 1992: In Damir Ovčinas Roman Zwei Jahre Nacht (Rowohlt 2019) verabredet sich ein junger Mann zu einem Stelldichein im Stadtviertel Grbavica, das kurz darauf von serbischen Paramilitärs besetzt wird. Sein Name verrät den Besatzern, dass er einer „falschen“ Ethnie angehört. Es folgen Monate der Zwangsarbeit, bis er sich schließlich wehrt und untertaucht. Nur mit Hilfe einer Nachbarin gelingt ihm das Überleben.
Damir Ovčina, 1973 in Sarajevo geboren, studierte dort Literaturwissenschaft. Er ist Direktor einer Grundschule und Eigentümer des Verlags impruva. Ovčinas Roman Kad sam bio hodža (in deutscher Übersetzung von Mascha Dabić unter dem Titel Zwei Jahre Nacht 2019 im Rowohlt Verlag erschienen) wurde in Bosnien und Herzegowina gefeiert wie lange kein Buch mehr: Er wurde 2016 mit dem Hasan-Kaimija-Preis für das beste Prosawerk des Landes sowie mit dem Mirko-Kovač-Preis ausgezeichnet.Mascha Dabić, 1981 in Sarajevo geboren, lebt in Wien. Sie übersetzt Literatur aus dem Balkanraum und wurde mit mehreren Übersetzungsprämien ausgezeichnet. 2017 erschien ihr Debütroman Reibungsverluste.Eine Veranstaltung des Instituts für Slawistik und dem Literaturhaus am Inn in Kooperation mit dem Osteuropa-Zentrum und dem Institut für Zeitgeschichte.
Sieben Arten von Weiß (Hanser) versammelt Gedichte von Federico Italiano in der Übersetzung von Raoul Schrott und Jan Wagner. Die spielerisch elegante Lyrik sucht den Dialog mit anderen Poeten und verbindet Naturbetrachtung wie die Reisfelder von Italianos Heimat Piemont mit weltumspannend postmodernen Bildern.
Worte und Orte spielen in den Gedichten der drei eingeladenen Autor*innen eine wesentliche Rolle.
Christoph W. Bauers Lyrik zeichnet sich, wie auch sein neuer Gedichtband an den hunden erkennst du die zeiten (Haymon) durch ein Unterwegssein aus, das die Gewissheiten des Ichs und jene der Zeit hinterfrägt. Sieben Zyklen, die unter anderem in den niemandsmorgen führen, atemlos hinter sträuchern und bei allen Zweifeln die Widerständigkeit in der Sprache finden.
Sabine Grubers Gedichtband Am besten lebe ich ausgedacht. Journalgedichte (Haymon) versammelt lyrische Tagebuchfragmente über das Abschiednehmen, Bewahren und Weitermachen angesichts des Todes eines geliebten Menschen. Gegenstände, Orte, Landschaften erinnern gemeinsame Geschichten und sind gleichzeitig der Motor für den Aufbruch zu Neuem.
Esther Kinsky legt in Schiefern (Suhrkamp) Nature Writing in poetisch verdichteter Form vor. Die Gedichte und Prosatexte führen auf die schottischen Schieferinseln und legen parallel zu den Natur- und Geschichtserkundungen die zerbrechlichen Schichtungen von menschlicher Erinnerung frei.
Esther Kinsky wird darüber sprechen, wie eng das eigene literarische Schreiben mit dem Übersetzen verzahnt ist, sowie über ihren neuen, hochgelobten Roman Rombo (Suhrkamp).