[Mein Jahr mit… Audre Lorde]

Kurz vor ihrem Tod im Jahr 1992 nahm die schwer krebskranke Autorin den Namen Gambda Adisanan: She who makes her meaning known. Das tat Audre Lorde in ihrem Leben eindrucksvoll: Von der 1934 in Harlem geborenen, fast blinden, unterprivilegierten Tochter karibischer Einwanderer wurde sie zu Dichterin und Aktivistin. Für viele ist sie eine feministische Ikone, für andere stellte ihre bloße Existenz eine Provokation dar: Als „black, lesbian, feminist, mother, poet, warrior“, wie Lorde sich selbst bezeichnete, macht sie es ihrem Publikum bis heute nicht leicht. Auf schmerzhafte Weise fordert sie uns heraus, unsere eigenen Privilegien und Vorurteile zu hinterfragen.

Die Reihe geht weiter: Nach Joan Didion lebten die Vielleserinnen Veronika Schuchter und Gabriele Wild nun ein Jahr mit den Werken Audre Lordes. Ihr Einsatz für die schwächsten der Gesellschaft, verarbeitet in kraftvoller Lyrik und herausfordernden Reden, machte sie zur aufrüttelnden Begleiterin in einer krisenhaften Weltlage.

In Kooperation mit dem Innsbrucker Zeitungsarchiv.

1997 habe sie zum ersten Mal Christine Lavant gelesen und bereits während des Lesens zu vertonen begonnen. „Versunken in den Worten – aufgetaucht mit Musik. Ich schreibe auf, was ich beim Lesen höre.“ Inzwischen sind vier Alben zu Gedichten und Prosa von Lavant entstanden. 2024 wandte sie sich Paula Ludwig zu, deren Gedichte und Traumtexte sofort Resonanz hervorgerufen hatten – diese Vertonungen werden erstmals zu hören sein. Joni Mitchell gehört beinahe selbstredend zu Kasheers musikalischer Heimat. „Für mich gibt es nur MUSIK – Genres interessieren mich nicht.“
Ramona Kasheer wurde in Vorarlberg geboren und lebt in Wien als Singer-Songwriterin und Multiinstrumentalistin.

Einführung: Ursula A. Schneider & Annette Steinsiek

In Kooperation mit dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv

Nach dem Tod der Mutter findet der Erzähler in einer Schublade Fotos seiner frühen Kindheit, die er auf der Karibikinsel Trinidad und Tobago verbracht hat. Als junge Frau hatte sich die Tochter von „Stumpenarbeitern“ aus dem Aargau in ein Abenteuer mit einem Tunichtgut der westindischen Oberschicht gestürzt und ein Kind bekommen. Während die übrige Familie bemüht ist, das Gedächtnis an die Jahre der Mutter bei den „Wilden“ auszulöschen, macht sich der Erzähler auf, diese Geschichte zu retten. Tabak und Schokolade (Atlantis 2024) führt in den tropischen Dschungel einer britischen Kronkolonie der fünfziger und sechziger Jahre. Indem der Erzähler immer weiter zu seinen indischen Vorfahren vordringt, legt er nicht nur einen Familienstammbaum, sondern auch ein Stück Kolonialgeschichte frei.

Martin R. Dean, geboren 1955, ist ein Schweizer Schriftsteller und Essayist. 2024 wurde sein Werk Tabak und Schokolade für den Schweizer Buchpreis nominiert.

Mit freundlicher Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.

Moderation: Gabriele Wild

Als Intendant:in, Kurator:in oder als Künstler:in findet man sich heutzutage schnell in einem Sturm der Emotionen und Empörung wieder. Shitstorms, Clickbaits und der ständige Ruf nach Positionierung scheinen mittlerweile die künstlerische (Vermittlungs-)Arbeit tagtäglich zu begleiten. Inwiefern hat der ständige Umgang mit Phänomenen wie diesen die Kunst- und Kulturarbeit verändert? Welchen Stellenwert haben Kunst und Kultur in unserer heutigen Gesellschaft? Haben wir es mit einer so genannten „Kulturblase“ zu tun? Wo liegen blinde Flecken und was kann einer (von rechter Politik motivierten) Abwertung von Kunst und Kultur entgegenhalten werden? Die Tiroler Künstlerin Esther Strauß und der aus Wien stammende Kulturmanager und Autor (Empowerment Kultur, Edition Atelier 2024) Fabian Burstein denken mit Ihnen nach.

Moderation: Gabriele Wild

2010 wurde die Edition Laurin als Belletristikreihe der innsbruck university press gegründet. Benannt nach dem sagenumwobenen Zwergenkönig Laurin, der in den Gipfeln der Südtiroler Dolomiten sein Unwesen treibt, fällt die Edition durch ein vielfältiges und anspruchsvolles literarisches Programm auf.

Wir präsentieren drei Bücher der Edition: Im Erzählband Als die Sonne versank (2024) entwickelt Simon Chkheidze einen bunten Figurenkosmos von Charakteren, die zwischen Realität und Fiktion changieren und im Wechselspiel von Realem und Surrealem, von Tragik und Komik leben.
In Robert Kleindiensts Roman Das Lied davon (2023) begibt sich der Protagonist auf die Spuren seiner Kindheit in einer kleinen Tiroler Gemeinde, in der Musik von Anfang an, der Schlüssel zum Verstehen der Welt war.
Anne Marie Pirchers Gedichte in Aria (2024) erzählen von einer ruhelosen und verwundbaren Welt, in der das lyrische Ich Widerstand gegen die Zeit entfaltet.

Moderation: Birgit Holzner

In Der Absprung (Suhrkamp 2024) bricht die Schriftstellerin M., seit einigen Monaten im europäischen Exil, ins Nachbarland auf – ein Festival hat sie zu Lesungen eingeladen. Die Reise ist voller Pannen: der vorgesehene Anschlusszug existiert nicht, das Ladekabel des Telefons geht verloren. Auf dem Grenzbahnhof in F. wartet niemand, der Kontakt zu den Veranstaltern ist abgebrochen. Die Geschichte spielt im Sommer 2023: Russlands Krieg gegen die Ukraine endet nicht. Metaphern und Anspielungen, von Thomas Hobbes bis Paul Bowles, durchziehen Stepanovas fesselnde, an Wahrnehmungen und Gedanken reiche Prosa. Hat sie, die Nabokov-Leserin, eine Einladung zur Selbst-Enthauptung geschrieben? Es bleibt an uns, den Leser:innen, ob wir ihren „Absprung“ als Akt der Befreiung oder der Verneinung verstehen wollen.

Maria Stepanova, geboren 1972 in Moskau, erhielt zahlreiche Preise für ihre Werke, zuletzt 2023 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung für ihre Lyriksammlung Mädchen ohne Kleider (Suhrkamp 2023).Heute lebt die Autorin im Berliner Exil.

Moderation: Andrea Zink

Die junge Lastotschka in Tatiana Țîbuleacs Roman Der Garten aus Glas (Schöffling & Co. 2023) hat sich zielstrebig nach oben gearbeitet: von der Flaschensammlerin zur Chefärztin. Doch ihre von Armut geprägte Kindheit im Moldawien der Achtziger und Neunzigerjahre verfolgt sie. Gemeinsam mit der Erzählerin kehren wir zurück an den Hof ihrer Kindheit und zum schmerzhaften Aufwachsen in einem System ohne Menschlichkeit. Über den Roman, die Wendezeit in Chișinău, die Vielfalt und die Widersprüche dieses uns kaum bekannten Landes spricht die Autorin mit Enikő Dácz (Inst. für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München).

Tatiana Țîbuleac, geboren 1978 in Chişinău in der heutigen Republik Moldau. Für Der Garten aus Glas mit dem Literaturpreis der EU ausgezeichnet. Ihre Romane wurden von Ernest Wichner ins Deutsche übersetzt.

Moderation: Enikő Dácz

Im Rahmen des Programms des Rumänien-Schwerpunktes der Univ. Innsbruck 2024/25 sowie in Kooperation mit dem DK Austrian Studies (FSP Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte) und dem Osteuropazentrum.

Egal ob privat oder beruflich, auf dem Computer oder gedruckt, in den eigenen vier Wänden oder in der Straßenbahn: Überall finden wir Bücher – unter anderem bei Lesungen, Poetry-Slams etc. Aber wie kommt es zu solchen Veranstaltungen? Wer organisiert diese? Wie werden sie finanziert? Und wie werden sie wahrgenommen?
Diese und noch weitere Fragen stellten wir uns als Studierende im Rahmen einer Lehrveranstaltung. Dadurch entstand unser Literaturpanorama: Hier haben Sie die Möglichkeit, Julia Mumelter (Kulturlabor Stromboli), Robert Renk (8ung Kultur), Kristin Jenny (Literaturhaus am Inn) und Boris Schön (Stadtbibliothek Innsbruck) bei einer Gesprächsrunde zum Thema „Literatur veranstalten in Tirol“ zuzuhören. Im zweiten Teil der Veranstaltung laden wir Sie ein, eigene Gedanken und Anregungen einzubringen und sich am Gespräch zu beteiligen.


Organisiert von: Sümeyra Coşkun-Ilhan, Behlül Cömertoglu, Luis Heidegger, Jacqueline Gafiuk.

In Kooperation mit dem Institut für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

Wir erinnern an Helena Adler – als großartige Autorin und als Freundin: Mit überschäumender Sprachlust und Zähnen und Klauen, auf Leben und Tod hat sie sich ihrer Herkunft gestellt und der Alptraumidylle der österreichischen Provinz einen frischen Anstrich verpasst. Das zeigt sich auch an ihren letzten Texten, die der Band Miserere (Jung und Jung 2024) versammelt. Sie wüten und poltern wie eine Liebeserklärung an das Leben, die das letzte Wort behalten will – und behält!

Helena Adler, Autorin und bildende Künstlerin, war zweimal für den Österreichischen Buchpreis und für den Ingeborg-Bachmann-Preis nominiert. Am 5. Januar 2024 ist sie mit nur vierzig Jahren verstorben.

Gerti Drassl studierte Kunstgeschichte und Schauspiel am Max-Reinhard-Seminar; sie ist regelmäßig in Theater-, Kino- und Fernsehproduktionen zu sehen und wurde bereits mehrfach
ausgezeichnet – zuletzt mit dem Wiener Schauspielring und dem Österreichischen Filmpreis als beste weibliche Nebenrolle.

Das zum 100. Geburtstag Friederike Mayröckers erscheinende Handbuch ist das erste Nachschlagewerk zur Weltliteratin. Es erschließt das nahezu unüberschaubare Œuvre anhand von Einzeldarstellungen der wichtigsten Lyrik- und Prosabände und durch Beiträge zu poetischen Motiven und Verfahren und zum Leben und zur Wirkung der Autorin. Untersuchungen zu Mayröckers Fortschreibung literarischer und künstlerischer Traditionen verorten ihr Werk im kulturellen Kontext. Sie geben einen Überblick über ihr Schreibleben und ihre Inszenierungen von Autorschaft, ihre intermedialen Bezugnahmen und Bearbeitungen ihrer Texte in Form von Vertonungen, Visualisierungen und Theateraufführungen, über ihre Rezeption im Feuilleton sowie über die Übersetzungen im angloamerikanischen, französischen, italienischen, spanischen und russischen Sprachraum. Eine Auswahlbibliographie und eine Übersicht über die Archivbestände erleichtern künftige Forschungen. Das Handbuch stellt ein unverzichtbares Nachschlagewerk für Mayröcker-Kenner/innen und alle, die es werden wollen, dar. Die Herausgeberinnen Inge Arteel und Alexandra Strohmaier geben einen Einblick in ihre Arbeit und über die Inhalte des Handbuchs.

Nach der Buchvorstellung findet eine Lesung der Autorin Judith Nika Pfeifer statt: In Ihrem Programm geknistertes licht zwischenohren / nachhall tritt sie in einen poetischen Dialog mit Texten Mayröckers, verdichtet sie zu einer Soundcollage und erschafft so eine vielschichtige, transmediale Annäherung

Friederike Mayröckers (1924–2021) Werk eröffnet unzählige poetische Räume und Möglichkeiten der Anknüpfung. Für geknistertes licht zwischenohren / nachhall durchforstet Nika Pfeifer Archive nach Zufallsfunden, nimmt sich deren Klangkörper an, montiert und verdichtet seltene Fundstücke und Originalaufnahmen der Dichterin zu einer Soundcollage. Inspiriert von Mayröckers Methodik des Zitierens und Sammelns tritt Pfeifer in einen poetischen Dialog mit ihr, reagiert auf ausgewählte Gedichte mit eigenen Texten und Remixes und erschafft so eine vielschichtige, transmediale Annäherung.

Judith Nika Pfeifer ist Autorin, Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin, sie schreibt Prosa, Lyrik und szenische Texte; 2012 erhielt sie den Reinhard-Priessnitz-Preis.

In Kooperation mit dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv.

Moderation: Uta Degner

Literaturhaus am Inn – Lieben, Sprechen, Fühlen, Genießen
Josef-Hirn-Straße 5
6020 Innsbruck

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