Ob Markenkleidung, nachhaltige Lables oder bestimmte Farben: Mit dem Tragen unserer Kleidung senden wir Signale aus, definieren unsere Identität, symbolisieren Zugehörigkeit, Lebensgefühl oder Widerstand. Doch unterwerfen wir uns mit dieser vermeintlich individuellen Entscheidung andererseits nicht auch immer wieder gesellschaftlichen Konventionen? Welche Rolle spielen bestimmte Erwartungshaltungen oder (unausgesprochene) Dresscodes? Welche Bedeutung nimmt Kleidung und Mode in Bezug auf Geschlechterrollen (und deren Aufhebung) ein? Welche Rolle spielt Kleidung in der Literatur? Inwiefern werden Figuren über ihre Kleidung definiert?
Darüber diskutieren die Autorin und (frühere) Make-up Artistin im Bereich Mode und Werbung Romina Pleschko und die Literaturwissenschaftlerin und Modetheoretikerin Barbara Vinken.
Moderation: Gabriele Wild
Endlich gibt es wieder einen Lanthaler’ischen Vagabunden! Ein Jahrhundert voller Brüche und Widersprüche schickt Renato Cesarini, der schon als Säugling in Buenos Aires von Bord getragen wird, über den Atlantik hin und zurück. Er wird vom Taschendieb zum Akrobaten, Fußballprofi und Betreiber einer Tangueria in Turin. In immer neuen Schuhen seines Vaters, eines neapolitanischen Schuhmachers, erobert er sich die Welt der Champagnertrinker, in Begleitung von Agenten, Boxweltmeistern, einer Mussolini-Geliebten und seines Affen Scimmi: Lanthalers Roman Vorabbericht in Sachen der Zona Cesarini (Folio 2024) ist poetisch und filmisch, klug Kulturen übergreifend und wie immer höchst unterhaltsam.
Kurt Lanthaler, geb. 1960 in Bozen, lebt als freier Schriftsteller und Übersetzer aus dem Italienischen in Berlin. Bekannt geworden mit seinen Tschonnie-Tschenett-Krimis, gilt er heute als einer der vielseitigsten und originellsten Autoren aus Südtirol.
Moderation: Joachim Leitner
Das Duo Fransen Musik mit Hannes Sprenger und Klex Wolf und der Lyriker Tim Holland werfen sich live auf der Literaturhausbühne die Ideenbälle zu: Während sich Holland jedes tüftelnde Zaudern verbietet und Poesie schreiben wird, die ihm unter den Fingern brennt, reagiert er auf Fransen Musik, deren Klangwelt ebenfalls im gemeinsamen Prozess des Zuhörens und Aufeinander-Eingehens entstehen wird. Man darf gespannt sein!
Das Duo Fransen Musik (Saxophone & Tasteninstrumente & live electronics) mit Hannes Sprenger und Klex Wolf arbeitet oft und gern mit Autor:innen zusammen.
Der Lyriker Tim Holland verbindet seine Lyrik u.a. mit Science Fiction, so auch in seinem jüngsten Band wir zaudern, wir brennen (Matthes & Seitz 2022).
Yevgeniy Breyger, der in Charkiw in eine jüdische Familie hineingeboren wurde arbeitet sich in seinem Band Gestohlene Luft (Kookbooks 2020) u.a. an den Traumata seiner Familie ab und kreiert Gedichte, die von Bildhaftigkeit und rhythmischer Triebkraft getragen sind.
Amüsant und vielstimmig sind die „Gedichte mit Fußnoten“ der österreichischen Lyrikerin Margret Kreidl. Sie „befragt“ Schlagzeilen, Träume oder Bücher und sucht nach poetischen Verbindungen. Was sie dabei entdeckt, sind Mehr Frauen als Antworten (Edition Korrespondenzen 2023).
Kraftvoll und mutig erzählen Mariam Meetras Gedichte von Einsamkeit, Verlust und Schmerz jener Frauen, deren Leben von Unterdrückung und Krieg geprägt ist. Ich habe den Zorn des Windes gesehen (Persisch Deutsch Wallstein 2023) schreibt die heute im deutschen Exil lebende afghanische Lyrikerin u.a. über ein Leben, das nur mehr als Erinnerung existiert.
Moderation: Gabriele Wild
Die Schriftstellerin, Musikerin und Textperformerin Melinda Nadj Abonji und der Spoken Word-Künstler und Sänger Jurczok 1001 verbinden Literatur und Musik auf einzigartige Weise. Aus kurzen, lyrischen Erzählungen, Spoken Word-Texten, elektrischer Geige, Gesang, Human Beatbox und filigranen Stimmen-Loops erschaffen die beiden eine eigene Bühnensprache. Ihre genreübergreifende Zusammenarbeit ist einmalig in der deutschsprachigen Literatur. Ihr Mut zur Innovation wurde mit Einladungen an zahlreiche internationale Literaturfestivals und Sprechbühnen in Berlin, New York oder Sofia belohnt.
Jurczok 1001 tritt seit 1996 unter dem Namen Jurczok 1001 auf. Er gehört zu den Spoken Word-Pionieren der Schweiz.
Melinda Nadj Abonji ist eine ungarisch-schweizerische Schriftstellerin, Musikerin und Kunstdarbieterin.
Veränderungen von Veränderungen, die sich verändern und von Ort zu Ort unterscheiden, dabei einander gegenseitig beeinflussen: Flows sind etwas, mit dem Menschen wie Tiere, wahrscheinlich auch Pflanzen, Steine und Quarks gern spielen. Das Anstrengende ist auch das Unterhaltsame. Wirkliche Komplexität benötigt aber griffige Bezüge. Als Alternativbegriff zum von Heroismus und Militarismus verseuchten Terminus Avantgarde schlägt Ann Cotten den von Yōko Tawada und Ovid beeinflussten pseudojapanischen Kunstbegriff Hentairon vor und zeigt, was darunter verstanden – und unverstanden werden kann.
Ann Cotten, geb. 1982 in Iowa, in Wien aufgewachsen, publiziert theoretische und literarische Arbeiten (zuletzt Die Anleitungen der Vorfahren, Suhrkamp 2023).
Die öffentlich zugängliche Poetik-Vorlesung findet am Dienstag von 15 bis 17 Uhr sowie am Mittwoch von 13 bis 15 Uhr statt, die Lesung am Mittwoch um 19 Uhr.
In Kooperation mit dem Institut für Germanistik und dem Cluster of Excellence EurAsian Transformations
Moderation: Ulrike Tanzer
Die ganze Welt in einem Buch! Pierre Ducrozet spannt in Le grand vertige (Actes Sud 2020; dt. von Paula Rauhut: Welt im Taumel, Kommode Verlag 2024) eine Geschichte rund um den Globus, die alles, vom Homo sapiens bis Google Earth, verbindet. Adam Thobias, ein Pionier des ökologischen Denkens, übernimmt die Leitung einer Expedition: Eine Gruppe von fünfzig Weltenbummlern und eigenbrötlerischen Wissenschaftlern begibt sich auf die Suche nach dem Schlüssel zur Rettung unseres Planeten – ein Abenteuerroman des 21. Jahrhunderts, eine Schatzsuche, die ebenso Lösungen für eine mögliche Zukunft wie eine sehr konkrete Ethik des „In-der-Welt-Seins“ ins Spiel bringt.
Pierre Ducrozet, 1982 in Lyon als Sohn einer österreichischen Mutter und eines französischen Vaters geboren, lebt in Barcelona und unterrichtet an der École de La Cambre. Für seine Romane wurde er mit dem Prix de la Vocation und dem französischen Prix de Flore ausgezeichnet.
In Kooperation mit dem Frankreich-Schwerpunkt der Universität Innsbruck.
Veranstaltung in französischer und deutscher Sprache.
Moderation: Doris Eibl & Eva Lavric
Zitronen (Suhrkamp 2024) handelt von der Ungeheuerlichkeit einer Liebe: Ein Vater, der seinen Sohn misshandelt, eine Mutter, die für ihr Kind irgendwann keinen Trost mehr übrighat und es schließlich mental und körperlich von sich abhängig macht. Erst Jahre später kann sich der Sohn aus den Fängen der Mutter befreien und wagt den Versuch, das Rätsel seiner Kindheit zu lösen.
Mutternichts (Otto Müller 2024) ist ein literarisches Debüt über die Spurensuche nach einer Mutter, deren Kindheit Härte und Kälte auf einem fremden Hof in einem Südtiroler Seitental prägte. Dass sie es gut hatte unter den fremden Menschen, ließ sie die Tochter glauben. Doch die glaubt es nicht mehr. Wie kann sie die Geschichte der Mutter erzählen, wo beginnen, was darf sie verknüpfen?
Valerie Fritsch lebt als freie und mehrfach ausgezeichnete Autorin in Graz und Wien.
Christine Vescoli lebt als Publizistin und Literaturvermittlerin (Literatur Lana und Literaturtage Lana) in Bozen.
Moderation: Renate Giacomuzzi
Auf dem Flohmarkt wird ein Fotoalbum mit 378 Passfotos gefunden: Jacob B’chiri hat sich ein Jahr lang jeden Tag in einem Fotoautomaten in diversen Verkleidungen und Posen abgelichtet. Der Ich-Erzähler verfolgt nun seine Spur, die von Paris über Rom und Marseille führt, zu den Friedhöfen von Djerba bis an die Ränder der israelischen Wüste. Dabei ergründet er Die Leben des Jacob (Hanser 2023) – die Leben, weil es dieses Wort im Hebräischen nur im Plural gibt: ein kluger Roman zwischen Literatur und journalistischer Recherche, über das Verhältnis von Fotografie und Identität, über Kriegs- und Exilerfahrung, die jüdische Geschichte, den Glauben und die großen Tragödien des 20. Jahrhunderts.
Christophe Boltanski ist ein französischer Journalist und Autor. Er war unter anderem Kriegsberichterstatter während des Zweiten Golfkriegs und Korrespondent in Jerusalem und London. Seine Reportagen wurden mit dem Prix Bayeux-Calvados des corresponants de guerre ausgezeichnet, sein Roman La Cache über seine Familie mit dem Prix Femina.
Die Veranstaltung wird konsekutiv übersetzt.
Moderation: Maria Piok
Zwei Männerfiguren in der Krise: Lauter (Jung und Jung 2024) erzählt die Geschichte von Leon, der sich, erschüttert durch die Konfrontation mit Krankheit und Tod, auf eine Reise quer durch Italien begibt, bis eine Versöhnung mit dem Leben möglich scheint. Auch Den guten Mann Leidegger (Droschl 2023) plagen Gewissensbisse und Selbstzweifel: Er betrügt seine Frau; zwischen Spießigkeit, Selbstmitleid und Arroganz changierend, kommt er mit sich selbst nicht mehr zurecht. Wohl noch nie ist toxische Männlichkeit so klug und so komisch beschrieben worden.
Stephan Roiss, Musiker sowie Hörspiel- und Prosaautor, wurde 1983 in Linz geboren. Sein Debütroman Triceratops (Kremayr und Scheriau 2020) gelangte auf die Longlist des Deutschen Buchpreises.
Bernhard Strobel, geboren 1982 in Wien, wurde sowohl als Übersetzer aus dem Norwegischen als auch als Autor mehrfach ausgezeichnet.
Moderation: Maria Piok