Er schreibt, malt, inszeniert, fabuliert: Der Südtiroler Künstler Matthias Schönweger, alias „msch", ist ein kreativer Tausendsassa, der seit jeher die lokale Kunstwelt aufwirbelt. Als einer der ersten Südtiroler AutorInnen beschäftigte er sich in den 1970er Jahren mit konkreter Poesie, bei der die Sprache selbst zum Zweck und Gegenstand des Textes wird. Daneben macht Schönweger immer wieder mit Aktionslyrik und Happenings im öffentlichen Raum auf sich aufmerksam und zieht alle nur erdenklichen Register, um seine Ideen zu realisieren, die sich ironisch zwischen dem Spielerischen und dem Tragischen bewegen. Unerschöpflich produziert er auch im fortgeschrittenen Alter eine unüberschaubare Menge an Werken, die er unter anderem in alten Kriegsbunkern ausstellt. Dabei entzieht er sich der Kontrolle traditioneller Kunstinstitutionen und verwischt die Grenzen zwischen Kunst und Künstler.
Der Film begleitet Schönweger, bietet einen faszinierenden Einblick in seinen Schaffensprozess und wirft aus der Perspektive seiner Kunstrezipient*innen die Frage auf: Wo endet Matthias Schönweger und wo beginnt „msch”?
Matthias Schönwegers Bücher, die in kleinen Auflagen als echte Raritäten erscheinen, sind optische, haptische und klangliche Gesamtkunstwerke: Seine Kombinationen aus Wort und Bild vereinen Gesammeltes aus dem Alltag, der eigenen Geschichte, der Kunst und Literatur. Im lustvollen Spiel mit Sprache und ihren Doppeldeutigkeiten vermischt er Mundartliches, das Deutsche und Italienische, erweitert semantische Bedeutungen, lässt das Gewöhnliche ungewöhnlich erscheinen. Seine innovativen Bild- und Sprachexperimente eröffnen dabei einen ironisch-kritischen Blick auf die Welt.
Die Ausstellung zeigt Arbeiten und Sammlungsobjekte Schönwegers – sie ist bis August 2024 im Literaturhaus am Inn zu sehen.
Matthias Schönweger, Sammler, Graphiker, Zeichner, Performer und Autor, ist einer der der vielseitigsten Künstler aus Südtirol. Zuletzt erschienen: Gebucht (Raetia 2023).
Moderation: Peter Giacomuzzi
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Tagung des Instituts für Germanistik, des Forschungsinstituts Brenner-Archiv und Kunst Meran zu Matthias Schönweger (25.–27.04.2024) statt.
Im ersten Live-Podcast „Auf Buchfühlung“ aus dem Literaturhaus am Inn sind zwei Autorinnen zu Gast, die nicht nur eine gemeinsame Reise nach Marokko verbindet, die 2017 für Furore sorgte (#babykatzengate), sondern vor allem der Hang zur Groteske, ein Faible für die Abgründe des Alltäglichen, unbestreitbares Talent zur Analyse des Zeitgeists und eine große Portion Humor. Ein fiktives österreichisches Bergdorf ist der Schauplatz in Maria Hofers Roman Arsen (Leykam 2023), Stefanie Sargnagels Roman Iowa (Rowohlt 2024) verhandelt die amerikanische Einöde.
Maria Hofer, geb. 1987 in der Steiermark, studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Wien. Für Arsen erhielt sie den Literaturpreis „Schreiberei“.
Stefanie Sargnagel, geb. 1986 in Wien, studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien Malerei und jobbte in einem Callcenter. Ihre ersten literarischen Texte veröffentlichte sie in den sozialen Medien, wo sie bald zur Kultfigur avancierte.
Moderation: Veronika Schuchter und Irene Zanol
In den Geschichtsbüchern endet das Leben Erzherzog Wilhelms 1948 auf tragische Weise – aber die ukrainische Autorin Natalka Sniadanko lässt ihn in ihrem Roman Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde (Haymon 2022, übersetzt von Maria Weissenböck) wiederauferstehen und schreibt über sein bewegtes Leben, das eng mit der Geschichte der Ukraine verknüpft ist. Im Gespräch mit Kurt Scharr lotet die Autorin das Verhältnis zwischen Fakt und Fiktion, gestern und heute aus und stellt dabei die Frage, in welchen Bereichen das Habsburgerreich ein Laboratorium für Innovationen war (P. Judson) und in welchen nicht, und welche Rolle es für eine unabhängige Ukraine noch spielt.
Natalka Sniadanko, geboren 1973 in Lwiw, ist Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin.
Moderation: Gernot Howanitz (Institut für Slawistik)
Eine Kooperation mit dem Institut für Slawistik und dem DK Austrian Studies.
Zu ihrem 100. Geburtstag lädt die Architektin Anouk Perleman-Jacob einen Schriftsteller ein und bittet ihn darum, ihr Leben als Roman zu erzählen. In St. Petersburg geboren, erlebt Anouk Perleman-Jacob den bolschewistischen Terror. Zusammen mit anderen Intellektuellen wird sie als junges Mädchen mit ihrer Familie auf einem der sogenannten „Philosophenschiffe“ auf Lenins Befehl ins Exil deportiert. Nachdem das Schiff fünf Tage und Nächte lang auf dem Finnischen Meerbusen treibt, wird ein letzter Passagier an Bord gebracht und in die Verbannung geschickt: Es ist Lenin selbst…
Michael Köhlmeier, in Hard am Bodensee geboren, lebt in Hohenems/Vorarlberg und Wien. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, u.a. 2017 für sein umfangreiches Gesamtwerk. Das Philosophenschiff erschien 2024 im Hanser Verlag.
Moderation: Gabriele Wild
2024 jährt sich Franz Kafkas Todestag zum 100. Mal. Mit zwei besonderen künstlerischen Arbeiten ehrt der Comic-Künstler Nicolas Mahler den wohl einflussreichsten Autor des 20. Jahrhunderts. In Komplett Kafka (Suhrkamp 2023) setzt Mahler Kafkas Leben und Werk mit minimalistischem Zeichenstil witzig-pointiert in Szene. In Kafka für Boshafte (Insel TB 2023) würdigt Mahler mit einer von ihm ausgewählten und illustrierten Textsammlung aus Kafkas Tagebüchern und Briefen dessen komische Seite. Zwei Bücher, die weniger bekannte Seiten von Franz Kafka zeigen, der neben dem Schreiben auch leidenschaftlich gern zeichnete und für seine legendären Lachanfälle bekannt war.
Nicolas Mahler lebt und arbeitet als Comic- Zeichner und Illustrator in Wien. Dort ist er auch künstlerischer Leiter der Schule für Dichtung. Es moderiert Manfred Müller, Leiter der Österr. Gesellschaft f. Literatur und Präsident der Österr. Franz Kafka Gesellschaft.
Moderation: Manfred Müller
Die Teilnehmenden präsentieren an diesem Abend ihre literarischen Ergebnisse - entstanden in der diesjährigen Jugendschreibwerkstatt unter der Leitung von Fabian Navarro.
Moderation: Fabian Navarro
Dieses Mal heften sich die [Grenzgänge] an die Spur zweier Autor:innen, die man aus dem Krimi-Fach kennt und die nun mit ihren aktuellen Romanen an den Grenzen ihres Genres entlangwandeln bzw. dieses überschreiten und neue erzählerische Wege einschlagen: Im Roman von Simone Buchholz Unsterblich sind nur die anderen (Suhrkamp 2022) besteigen zwei Frauen auf der Suche nach verschollenen Freunden eine Fähre in Island und finden sich in einer Parallelwelt ohne Ausgang wieder. Über eine emotionale Recherche einer Kunsthistorikerin zu einem Gemälde, das vielleicht ihre Großmutter zeigt, erzählt Heinrich Steinfest in Das Leben als Sprung ins Leere (Piper 2024).
Sowohl die in Hamburg lebende Simone Buchholz als auch der in Australien geborene, in Wien aufgewachsene und in Heidelberg lebende Heinrich Steinfest wurden für ihre Kriminalromane bereits vielfach ausgezeichnet.
Moderation: Klaus Zeyringer
In Kooperation mit 8ung Kultur.
Eine Frau rettet einen Hund, den vielbeschworenen besten Freund des Menschen, aus dem Tierheim. Doch das aufmüpfige Tier stellt ihre Nerven auf die Zerreißprobe. Immer hat der Hund etwas auszusetzen – und leider meist auch Recht. In vergnüglich-bissigen Dialogen lässt Elfriede Hammerl einen gewitzten Vierbeiner Gewissheiten ins Wanken bringen. Was lustig wirkt, lässt bald Fragen aufkommen: Was nehmen wir als selbstverständlich hin? Was läuft in unserer Gesellschaft falsch? Und was ist es eigentlich, das gute Leben?
Elfriede Hammerl, Autorin von Prosa- und Bühnentexten, Drehbüchern und unzähligen journalistischen Beiträgen, ist vor allem als Kolumnistin (u.a. für profil, stern und Kurier) bekannt. Für ihr Lebenswerk wurde sie 2016 als österreichische Journalistin des Jahres, mit dem Concordia-Preis, dem Preis des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen und dem Goldenen Ehrenzeichen der Republik ausgezeichnet.
Moderation: Maria Piok
Wir alle kennen sie, diese tiefe und tröstliche Verbundenheit zwischen Mensch, Tier und Natur. Dennoch setzen wir uns ständig darüber hinweg und werden stattdessen zu Boten von Tod und Schmerz. Maxi Obexer führt uns dieses ungleiche Machtverhältnis vor Augen, das durch klare Abgrenzung geprägt ist. Sie schreibt über „Nutztiere“, „Kulturwesen“ und das gewaltvolle Erbe einer einseitigen Beziehung zwischen Tier und Mensch. Im Gespräch mit der Autorin wird u.a. ausgelotet, worum es eigentlich geht: die richtige Dimension zu finden, uns Menschen in ein wahres Verhältnis mit den Tieren zu bringen.
Maxi Obexer ist Schriftstellerin und Theaterautorin. Sie wuchs in Südtirol auf und lebt in Berlin. Ihre jüngsten Essays sowie der im Frühjahr erscheinende Roman Unter Tieren (Weissbooks 2024) handeln vom Verhältnis zwischen Mensch, Tier und Natur.
Moderation: Gregor Ohlerich