Was passiert in einem Krankenhaus unter Rentabilitätsdruck, bei zunehmender Bürokratisierung und Überforderung? Wie wirken sich Machtrochaden und Mängel im Gesundheitswesen auf Krankenversorgung und Patienten:innenwohl aus? Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Übersetzerin und Autorin Elena Messner geht diesen Fragen in ihrem Roman Schmerzambulanz (Edition Atelier 2023) nach – und wurde dafür mit dem Theodor Körner Preis ausgezeichnet. Über die Probleme und Möglichkeiten des Gesundheitssystems diskutiert sie bei uns mit Elisabeth Medicus, ärztliche Leiterin der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft a.D., Expertin für Palliative Care, Ethik und Kommunikation. Die Moderatorin Gabriele Werner-Felmayer, ao. Univ. Prof. a.D. am Institut für Biologische Chemie der Med-Uni Innsbruck, forschte im Bereich Bioethik in der Medizin.
In Kooperation mit dem Arbeitskreis Wissenschaft und Verantwortlichkeit.
Moderation: Gabriele Werner-Felmayer
Vom Sehen und Gesehenwerden, von Selbstbildern und Selbstzweifeln – Moshtari Hilal schreibt in ihrem Buch über Ideen von Hässlichkeit (Hanser 2023). Dichte Körperbehaarung, braune Zähne, große Nasen. Die afghanische Künstlerin, Kuratorin und Autorin schreibt von Schönheitssalons in Kabul als Teil der US- Invasion, von Darwins Evolutionstheorie, von Kim Kardashian und von einem utopischen Ort im Schatten der Nase. Poetisch und berührend, intim und hochpolitisch erzählt die Autorin von uns allen, wenn sie über jene Normen schreibt, mit denen wir uns tagtäglich traktieren.
Moshtari Hilal, geboren in Kabul, studierte Islam- und Politikwissenschaft, arbeitet als freischaffende Künstlerin. Ihre teilweise autobiographischen Arbeiten wurden unter anderem in Deutschland, Afghanistan und den USA ausgestellt.
Moderation: Ulla Ratheiser
Theater einmal anders: Willkürlich in einem Theaterseminar zusammengewürfelte Student:innen aus Tirol und Umgebung haben sich der Texte Otto Grünmandls an- und diese ausein-andergenommen. Das Ergebnis ist eine szenische Lesung, die dem Meister des höheren Blödsinns neues Leben einhaucht, ihn gleichsam aus nächster Nähe betrachtet und mit ironischem Blick mustert. Gefragt wird dabei immer wieder nach dem Wesen der Komödie, nach dem Sinn des Unsinns und der Macht des Lachens: Otto Grünmandls sprachliche Meisterschaft wird hier ebenso sichtbar wie die Tatsache, dass wir die Komödie mehr denn je brauchen.
Unter der Regie der Studierenden der Germanistik lesen die beiden Schauspieler:innen des Tiroler Landestheaters Kristoffer Nowak und Petra Alexandra Pippan.
Großes Spiel (Zsolnay 2023) verhandelt die Taishô-Epoche (1912–1926), in der Aufmüpfige aller Art in Japan für eine Liberalisierung der Gesellschaft kämpften, während der Staat Tradition und Hierarchie mit radikaler Autorität verteidigte. 1923 sorgte schließlich das große Kantô-Erdbeben für die entscheidende Wende in einem historischen Konflikt, der wie eine Schablone auf unser heutiges Hier und Jetzt passt.
Im Gespräch werden der Autor und Musiker Hans Platzgumer und sein Co-Autor Carl Tokujiro Mirwald die Hintergründe und Aktualitäten des Textes erörtern und kulturelle Unterschiede wie Parallelen zwischen Japan und Europa, damals und jetzt hinterfragen. Ergänzend zur Lesung werden Videos gezeigt und Songs aus dem zum Buch erschienenen Album Platzgumer/Tokujirô: Taishô Romantica live performt.
Moderation: Martin Sexl
Wie werden Geschlechtlichkeit und Geschlechterdifferenzen in Medien und (Kultur-)Institutionen erzeugt und tradiert? Wie kann der jahrtausendealte Konflikt zwischen der Vormachtstellung der Männer (nicht nur, aber auch) im Kunst- und Kulturbetrieb und Frauen als kreativ Schaffenden endlich gelöst werden?
Darüber diskutieren: Norbert Maria Kröll, der sich im Roman Die Kuratorin (Kremayr & Scheriau 2023) literarisch mit dem Thema auseinandergesetzt hat, und Nina Schedlmayer, Kunsthistorikerin und Autorin des feministischen Blogs Artemisia.
In Kooperation mit dem Verein Wissenschaft und Verantwortlichkeit und dem Landesmuseum Ferdinandeum.
Moderation: Maria Piok
Musik: Georg Buxhofer; Regie: Heidelinde Leutgöb; Text: Penny Black
Die Modeschöpferin Emilie Flöge (1874-1952) war nicht nur lebenslange Freundin und Partnerin Gustav Klimts, sondern auch eigenständige Exponentin der Wiener Sezession zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In Geliebte Muse lässt die Schauspielerin Maxi Blaha, die sich mit ihren sensiblen Interpretationen österreichischer Frauen-Ikonen einen Namen gemacht hat, Emilie Flöge wiederauferstehen.
Maxi Blaha, geb. 1972 in Wien, studierte Musik und darstellende Kunst in Wien und Salzburg sowie Gesang in New York. Als Schauspielerin tritt sie auf den großen nationalen und internationalen Bühnen auf; ihre englischsprachigen Solostücke wurden weltweit zu renommierten Festivals eingeladen.
Georg Buxhofer, geb. 1986 in Melk, lebt und arbeitet als Musiker und Fotograf in Wien. Er ist festes Mitglied in mehreren Bands und musikalischer Part in vielen Theaterproduktionen im In- und Ausland.
Eine Kooperation mit dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.
In Thomas Oláhs Debüt Doppler (Müry Salzmann 2023) führt ein Reifenplatzer zu einer ungewöhnlichen Reise für einen Jungen, der zu seinen Großeltern ins Exil geschickt wird. Im weinseligen Dorf Frankenhayn sind Schnurrbärte bei Frauen beliebter als bei Männern, die Großeltern verspeisen Schweineherzen. Die Flaschen, die auf den Tisch kommen, werden Doppler genannt, und sind geradezu emblematisch für diesen Sommer 1970, der alles verändert …
In Johanna Sebauers Debütroman Nincshof (Dumont Buchverlag 2023) soll, so der Plan dreier Männer, ein Dorf an der österreichisch-ungarischen Grenze vergessen werden. Wenn niemand mehr davon weiß, kann das ganze Dorf in Freiheit und Ruhe leben. So plotten sie ihr Verschwinden – wenn da aber nicht die Neuen aus der Stadt wären…
Thomas Oláh, geb. 1966 in Wien, studierte Theaterwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte. Er arbeitet in Wien und Berlin als Kostümdesigner für Kino und TV sowie als Kulturhistoriker.
Johanna Sebauer, geb. 1988, wuchs in einem Dorf nahe der ungarischen Grenze auf. Sie studiere Politikwissenschaften und Journalismus in Wien, Aarhus, Santiago de Chile und Hamburg.
Moderation: Maria Piok
Verschrobene Gestalten bevölkern den Roman Europas Hunde (Voland & Quist 2024): einsame Sucher, fiebrige Träumer, verkrachte Existenzen, geborene Eskapisten. Da ist Maŭčun, der Junge, der davon träumt, mit seiner geliebten Gans gen Westen zu fliegen, bis ihm eine junge Spionin vom Himmel vor die Füße fällt. Der Tote im Berliner Rosengarten, dessen rätselhafte Spuren den Ermittler Teresius Skima durch ein Netzwerk von Buchhandlungen in ganz Europa zu einem abgeschotteten Superstaat führen. Alhierd Bacharevičs großer europäischer Vorabend-Roman erspürte schon 2017, was uns hier erst allmählich zu dämmern beginnt. In Belarus ist der Roman inzwischen verboten.
Thomas Weiler übersetzte den Roman ins Deutsche. Am Abend liest er Auszüge auf Deutsch vor und spricht über die Herausforderungen bei seiner Arbeit an diesem Roman.
Iryna Herasimovich ist Essayistin, Literaturübersetzerin und Doktorandin im SNF-Projekt „Künste und Desinformation“.
Moderation: Iryna Herasimovich
Ihre genuine Neugier auf die Welt und den Menschen macht Ulrike Draesner zu einer hellwachen Beobachterin unserer Zeit. Als polyglotte Grenzgängerin zwischen den Kulturen, Disziplinen und Gattungen versteht sie es, Tabus und Sehnsüchte des 21. Jahrhunderts durch Sprache zu erkunden. Ihr aktueller Roman Die Verwandelten (Penguin Books 2023) ist ein bewegender Mütter-Töchter-Roman, der hundert Jahre europäische Geschichte umfasst und dessen Frauenfiguren verschiedene Erfahrungen von Krieg und Nachkrieg, Flucht und Vertreibung verbindet.
Ulrike Draesner, die als Tochter einer schlesisch-bayerischen Familie in München geboren wurde und seit 2018 das Deutsche Literaturinstitut Leipzig leitet, wird im Gespräch u.a. darüber sprechen, was Frauen im Krieg geschieht, was ihnen die Sprache nimmt und inwiefern Literatur den derart „Verwandelten“ ihre Stimme zurückzugeben vermag.
Moderation: Gabriele Wild
In ihrer aktuellen Publikation Erkenntnis kommt in blauer Stunde (Verlag Der Apfel 2023) spürt Marlen Schachinger der Frage nach, welche Räume uns Sprache im Miteinander eröffnet und weshalb diese Kompetenz eine derart zentrale Stellung in unserem Lebensglück einnimmt. Zwar scheint alle Welt häufiger denn je zu kommunizieren, doch zerfallen diese Sätze in Chat und Pos- tings zu Asche, bevor man sie schmecken kann. Es bedarf einer Kultur des Innehaltens, um die Welt und uns darin endlich wieder wahrzunehmen. Das Publikum wird im Zuge der Veranstaltung eingeladen, die eigene Sprachwahrnehmung gemeinsam mit der Autorin zu befragen.
Marlen Schachinger wurde 1970 im Innviertel geboren. Sie ist freiberufliche Autorin, promovierte Literaturwissenschafterin, zudem als Dozentin für literarisches Schreiben, Regisseurin, Über- setzerin und Verlegerin tätig.
Moderation: Gabriele Wild