Cornelius Hell und Sigitas Parulskis

Ort: Literaturhaus

[ Im Fokus: Litauen]
Ein Abend über österreichisch-litauische Beziehungen in der Literatur

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Österreich eine litauische Exilliteratur, vor allem in Innsbruck, wo Henrikas Nagys (1920–1996), einer der bedeutendsten litauischen Lyriker, von 1945 bis 1949 studierte, 1946 im Eigenverlag seinen ersten Gedichtband herausgab und 1949 mit der Arbeit „Georg Trakls Weg vom Impressionismus zum Expressionismus“ dissertierte. Erst in jüngster Zeit ist in Litauen ein sensationeller Fund aufgetaucht: das handschriftliche Tagebuch von Henrikas Nagys aus dem Jahr 1945. Für das Dossier des aktuellen Heftes von Literatur und Kritik hat Cornelius Hell einen Auszug daraus übersetzt und die wichtigsten Essays, Briefe, Tagebuch-Aufzeichnungen und Gedichte litauischer AutorInnen ausgewählt, die sich seit den 1920er Jahren in Österreich aufgehalten haben.

[ In dieser Veranstaltungsreihe legen wir den Fokus auf die Literatur und literarische Systeme in anderen Ländern und Kulturkreisen. ]

    Parulskis, Sigitas

    Lyrik­er, Dra­matik­er, Roma­nau­tor, Kri­tik­er und Essay­ist, geboren 1965 in einem litauis­chen Dorf, lebt in Vil­nius. 2009 erschien auf Deutsch sein Roman Drei Sekun­den Him­mel (Claasen Ver­lag), in dem er die Erfahrun­gen bei den Luft­lande­trup­pen der sow­jetis­chen Armee in den 1980er Jahren ver­ar­beit­et. Ein weit­eres The­ma seines Schreibens ist die Ermor­dung der litauis­chen Juden während der deutschen Okku­pa­tion. Parul­skis gilt als ein­er der wichtig­sten Autoren Litauens, sein Werk wurde mehrfach aus­geze­ich­net (z.B. Litauis­ch­er Staat­spreis für Lit­er­atur 2004) und in elf Sprachen über­set­zt. Er hat sich als Stipen­di­at in Wien und als Stadtschreiber in Salzburg aufge­hal­ten sowie 2009 an der Kul­turhaupt­stadt-Ver­anstal­tungsrei­he „Linz liest Vil­nius“ teilgenom­men. In einem Doku­men­ta­tions­film hat sich Parul­skis auch mit Hen­rikas Nagys auseinandergesetzt.

    Hell, Cornelius

    Über­set­zer, Autor und Lit­er­aturkri­tik­er, geboren 1956, zahlre­iche Über­set­zun­gen aus dem Litauis­chen (Lyrik, Prosa, The­ater), Lehraufträge über litauis­che Lit­er­atur und Kul­tur an den Uni­ver­sitäten Salzburg, Wien und Kla­gen­furt. 2004 Preis des litauis­chen Schrift­stellerver­ban­des für Lyrik-Über­set­zun­gen und Orden für Ver­di­en­ste um die Repub­lik Litauen, 2010 Hierony­mus-Preis des Ver­ban­des der Lit­er­aturüber­set­zer und des Kul­tur­min­is­teri­ums der Repub­lik Litauen. Her­aus­ge­ber der Antholo­gien Mel­dung über Gespen­ster. Erzäh­lun­gen aus Litauen (Otto Müller 2002) und Europa erlesen: Vil­nius (Wieser 2009) sowie Autor von Der eis­erne Wolf im barock­en Labyrinth. Erwachen­des Vil­nius (Picus 2009), Lesereise Budapest. Der friv­o­le Charme der Brück­en­stadt (Picus 2012) und Lesereise Ungarn. Donaublick und Pusz­ta­traum (Picus 2013).