„Ich hab gar nichts erreicht: Carl Dallago 1869–1949“

„Ich hab gar nichts erreicht: Carl Dallago 1869–1949“

Mittwoch, 16-10-2013, 20:00 Uhr

Präsentation der Biographie von Anton Unterkircher zu Carl Dallago
Es liest: Sebastian Baur

Sonderling, Rebell, Anarchist, Naturapostel: dies sind nur einige der Bezeichnungen, mit denen die Persönlichkeit Carl Dallagos (1869–1949) zu fassen versucht worden ist. Der gutsituierte Bozner Kaufmann und Familienvater brach 1900 mit der bürgerlichen Scheinwelt und lebte seitdem als freier Schriftsteller und Lebensphilosoph. Bei den deutschnationalen und antiklerikalen Jung-Tirolern in Innsbruck wurde der „Aussteiger“ freudig begrüßt, doch politische Agitation war seine Sache nicht. Dallago war ein franziskanischer Mensch, beseelt von einer großen Liebe zur Schöpfung. Er versuchte ein einfaches und ursprüngliches Leben zu führen und wollte mit seinem Beispiel dem Verfall der Welt entgegensteuern. Obwohl er sich durch seine Polemiken, vor allem durch die scharfe Kirchenkritik, ins Abseits stellte, hatte er doch bedeutende Kontakte, u. a. mit Max von Esterle, Albin Egger-Lienz, Karl Kraus, Georg Trakl und Hermann Broch.

Die von Ludwig von Ficker 1910 eigens für den Querdenker gegründete Zeitschrift Der Brenner bot ihm für einige Zeit eine geistige Heimat, Kritik und Verbitterung gewannen jedoch vor allem nach dem Ersten Weltkrieg in seinen Schriften die Überhand und isolierten ihn mehr und mehr. Sein ausgeprägter Individualismus machte ihn misstrauisch gegen totalitäre Regime, seine Kritik an Mussolini zwang ihn 1926 zum Gang ins Exil nach Nordtirol, 1932 beteiligte er sich an einer Zeitschrift, die die Machtübernahme Hitlers verhindern wollte. 

Anton Unterkircher beleuchtet in dieser ersten umfassenden Biographie dieses „notorischen Neinsagers“ Dallagos Leben und Werk im Kontext seiner Zeit – und damit auch Ludwig von Fickers Brenner aus einer neuen, ungewöhnlichen Perspektive.

Anton Unterkircher, geboren 1961 in Brixen / Südtirol, studierte Germanistik und Geschichte an der Universität Innsbruck. Arbeitet als literaturwissenschaftlicher Archivar am Forschungsinstitut Brenner-Archiv. Seine Arbeitsgebiete sind Erwerbung und Erschließung von Nachlässen, Der Brenner und Tiroler Literatur.

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