Minu Ghedina & Ana Marwan

Büchercovers

Ort: Literaturhaus am Inn

Moderation: Maria Piok & Gabriele Wild

Minu Ghedina: Die Korrektur des Horizonts. Otto Müller 2022
Ana Marvan: Verpuppt. Roman. Otto Müller 2023

Ada spürt früh, dass ihr Platz im Leben auf äußerst wackligem Untergrund steht. Was bei anderen funktioniert, gilt für sie nicht; was in Kinderbüchern über „Vater, Mutter, Kind“ steht, ist ihr fremd. In Die Korrektur des Horizonts (Otto Müller, 2022) beschreibt Minu Gehdina ein sensibles Mädchen, das sich eine eigene Bilderwelt aufbaut und sich in die Schönheit rettet, die ihr als einzige Möglichkeit erscheint, den Irritationen von außen etwas entgegenzuhalten. Wie in einem Tarnkleid tastet sie sich durch die Kindheit und muss immer wieder ihre Welt korrigieren. Später wird sie eine erfolgreiche Kostümbildnerin, erlebt aber auch Tiefschläge, lernt die falschen Männer kennen und kämpft sich aus ihrer schmerzhaften, verworrenen Geschichte. Als sie am 11. September nach Hause kommt, stürzt auch ihre Welt zusammen, „hier und dort und innen und außen“. Erneut verschiebt sich der Horizont und bedarf einer Korrektur.


Im neuen Roman der aktuellen Ingeborg-Bachmannpreisträgerin Ana Marwan Verpuppt (übersetzt von Klaus Detlef Olof, Otto Müller Verlag, 2023) findet sich Rita in der Welt nicht zurecht. Das Leben betrachtet sie als eine reine Aneinanderreihung von Spielchen; je nach Situation wird diese oder jene Version der eigenen Person zur Schau gestellt und vor sich hergetragen. Um das Chaos ihrer Welt zu bändigen, schreibt sie Geschichten, gestaltet Wahrheiten, erfindet sich Gefährten wie Ivo Jež, der – wie sie – im Ministerium tätig ist, Abteilung Raumfahrt. Oder handelt es sich um eine andere Art von Einrichtung und Ivo ist ein Mitpatient? Wird Rita therapiert oder wird die Ärztin von Rita manipuliert? Ist der freie Mensch frei oder ist derjenige ohne Zwang, dem die Entscheidungen abgenommen werden? Der Roman ist eine Einladung, den Wahrheitsgehalt der erzählten Geschichte infrage zu stellen.

 

    Marwan, Ana

    1980 in Murs­ka Sobota/SLO geboren, aufgewach­sen in Ljubl­jana, lebt in Wien. Für ihren Text Wechselkröte/ Kro­ta (über­set­zt von Amal­i­ja Maček) erhielt sie 2022 den Inge­borg Bach­mann Preis. Der Roman Ver­pup­pt, im Orig­i­nal Zabublje­na (Ljubl­jana: Belet­ri­na, 2021), wurde mit dem Kri­tiško sito 2022 für das beste Buch des Jahres 2021 in Slowe­nien ausgezeichnet.

    Ghedina, Minu

    geboren 1959 in Kla­gen­furt, aufgewach­sen in Inns­bruck. Studierte Ger­man­is­tik und Schaus­piel. Nach mehreren Jahren Arbeit an ver­schiede­nen The­atern und beim Film Studi­um der Bild­hauerei bei Alfred Hrdlic­ka an der Hochschule für ange­wandte Kun­st in Wien. Hilde-Zach-Förder­stipendi­um der Stadt Inns­bruck 2020 für den Beginn ihres Debütro­mans Die Kor­rek­tur des Horizonts.

    Minu Ghe­d­i­na