Teresa Präauer

Kochen im falschen Jahrhundert (Wallstein, 2023) ist der Roman eines Abends und einer Einladung zum Essen. Voll mit Rezepten für ein gelungenes Leben und einen misslingenden Abend. In ihren Gesprächen verhandeln sie die ganz großen und kleinen Themen, von den ›Foodporn‹-Bildern im Internet über Kochen, Einkaufen und Wohnen als soziale Praktiken. Zunehmend wird der Abend komischer, tragischer, erotischer – dabei werden einzelne ›heutige‹ Begriffe diskutiert, während die Gastgeberin keine besonders talentierte Gastgeberin ist und sich immer wieder ins falsche Jahrhundert versetzt fühlt. Nebenbei wird in Anekdoten eine Geschichte der Waren, Speisen und des Kochens erzählt.

Teresa Präauer geb. 1979, studierte Germanistik und bildende Kunst, lebt in Wien. Im Wallstein Verlag zuletzt erschienen das Geschichtenbuch Das Glück ist eine Bohne (2021) und der Erzählband Mädchen (2022), dessen theoretischen Unterbau Präauers Ende 2021 gehaltenen Zürcher Poetikvorlesungen bilden. Sie wurde mit zahlreichen namhaften Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Ben-Witter-Preis (2022).

Moderation: Maria Piok

Lisa Spalt und die Band „Die Ex-Gewichtsheberin“, bestehend aus Sabine Marte und Oliver Stotz, bieten eine Performance zur Ideologie- und Sprachkritik, changierend zwischen Literatur, Musik und Medienkunst: In die Dunkelheit skizzieren sie Räume, um ihnen die Verankerung im Boden zu klauen. Licht, Klänge und Stimmen bringen dann in einer Welt von Linien ein Umspielen der Körper in Gang…

Lisa Spalt wurde für ihr Werk mehrfach ausgezeichnet (unter anderem mit dem Veza-Canetti-Preis 2022). Wie ihre vielen Gemeinschaftsarbeiten und ihr „Institut für poetische Alltagsverbesserung“ leben ihre Texte vom künstlerischen Experiment. Ihr jüngstes Buch ist die Grüne Hydra von Calembour (Czernin 2023).

Sabine Marte ist in den Bereichen Videokunst, Zeichnung, Musik und Performance tätig. Sie ist Mitbegründerin der Bands „Pendler“ und „SV Damenkraft“.

Oliver Stotz arbeitet als Musiker, Komponist, Programmierer, Ton- und Videotechniker in den Bereichen Musik, Theater und Film.

Zur Eröffnung unserer Ausstellung zeigen wir das 20-minütige Porträt Gerhard Kofler – zu Hause in der Dichtung (RAI Bozen, 2005): ein Film, den die Südtiroler Journalistin, Filmemacherin und Schriftstellerin Astrid Kofler für die Sendereihe Charakterköpfe gestaltet hat (Kamera: Helmut Lechthaler). Sie begleitet den Autor durch ein verschneites Wien, in dem er von Tinte und Spaghetti, vom Erinnern, Dichten und vom Glück des Fremdseins spricht.

In Anschluss daran spürt der Schriftsteller, Performancekünstler und Musiker Matthias Vieider über Texte, Musik und Originaltonaufnahmen aus dem Archiv dem Leben und Werk Gerhard Koflers nach und inszeniert dessen Gedichte als auditives Erlebnis.

Wir danken der RAI Bozen für die Bereitstellung des Films.


Moderation: Maria Piok

Der Regenschirmfallschirm, die Blütenstaubsammelmaschine, das seien allesamt Erfindungen vom Prantner Kaspar, dem ehemaligen Knecht auf dem Kalberhof. So jedenfalls habe es Cäcilia dem Geschichtensammler F. erzählt. Im Stimmengewirr der Dorfbewohner wird die wundersame Geschichte des sanftmütigen Mannes erinnert: wie er durch eine List den Kriegen entkam, wie er gemeinsam mit seinem Freund Vitus Sültzrather die Herunterholung der Kirchturmuhr verursachte, wie er am Ende in den Bergen verschwand. Akkurat und amüsant erzählt Josef Oberhollenzer in seinem im Folio Verlag erschienenen Roman in Möglichkeiten und ist damit vermutlich näher an der Südtiroler Vergangenheit, als uns lieb ist…

Josef Oberhollenzer, Liebhaber des Konjunktivs und der radikalen Kleinschreibung, wurde 1955 im Südtiroler Ahrntal geboren und ist im fiktiven Aibeln ebenso zu Hause. Mit seinem Roman Sültzrather (Folio) stand er 2018 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises

Moderation: Joe Rabl

November 1954, ein nasskalter Tag, und der fremde Dragan Džomba tanzt halbnackt zwischen den Gräbern des Eferdinger Pfarrfriedhofs. Vor dem Friedhofstor stehen die Bürger – aufgebracht, misstrauisch, neugierig. Nur der Dechant nähert sich dem Serben und gibt ihm Quartier im Pfarrhof. Jahre später sitzt Džomba, alt geworden, aber noch immer fremd und seltsam, im Gasthof am Stammtisch. Die tagträumende, zehnjährige Wirtstochter jedoch fühlt eine Verbindung zu dem Mann, der nach Wald und Erde duftet, der vor ihr da war und weiß, welche Geschichte sich unter den Feldern verbirgt.

Mit Dschomba (Otto Müller 2023) schreibt sich Karin Peschka das Wissen um die Vergangenheit jenes Ortes, in dem sie aufgewachsen ist, in die eigene Biografie. Sie erzählt vom Leben in einer kleinen Stadt, von Begegnungen, von Lebenswegen und -wendungen, und ein wenig davon, wie es ist, als Wirtstochter aufzuwachsen.

Karin Peschka geboren 1967, aufgewachsen in Eferding, Oberösterreich, besuchte die Sozialakademie Linz und lebt seit 2000 in Wien. Sie veröffentlichte in diversen Anthologien und Literaturzeitschriften. Für ihren Debütroman Watschenmann (Otto Müller Verlag, 2014) erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen: Wartholz Literaturpreis 2013, FLORIANA Literaturpreis 2014 und ALPHA-Literaturpreis 2015. Für FanniPold erhielt sie das Elias Canetti-Stipendium 2015 und 2016. 2020 ist ihr Roman Putzt euch, tanzt, lacht im Otto Müller Verlag erschienen.

Präsentation: Maria Piok

Der 8. März ist der Weltfrauentag: Wir feiern die (uns) Frauen, ihre (unsere) Leistungen, weisen aber auch auf anhaltende Probleme und Diskriminierungen hin. Der 8. März ist aber auch ein Tag, um über den Zustand des Feminismus nachzudenken – und schnell wird klar, dass es den Feminismus nie gab. Aktuell scheint der Feminismus jedoch noch stärker zu zersplittern: Gertraud Klemms Roman Einzeller (Kremayr & Scheriau 2023) ist in dieser Hinsicht das Buch der Stunde. Sie versammelt dort fünf Frauen aus verschiedenen Generationen, mit verschiedenen Ansichten über den Feminismus und seine Praktiken. Mit Veronika Schuchter spricht Gertraud Klemm über unterschiedliche Vorstellungen, die Fallstricke der Identitätspolitik und die Notwendigkeit zur Solidarität.

Gertraud Klemm, geboren 1971 in Wien, lebt als Autorin in Niederösterreich. Zuletzt erschien ihr Roman Hippocampus (Kremayr & Scheriau 2019). 2020 wurde ihr der Outstanding Artist Award für Literatur verliehen, 2021 der Ernst-Toller-Preis.

Präsentation: Veronika Schuchter

Moderation: Robert Renk

Diese Veranstaltung wurde vom 28. Februar auf den 2. März 2017 verschoben

Das Floß der Medusa

8. Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein etwa zwanzig Meter langes Floß, darauf ausgemergelte, nackte Gestalten mit hohlen Augen, verbrannter Haut und Haaren starr vor Salz. Es sind dies die letzten fünfzehn Überlebenden von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen lang auf offener See getrieben sind. Das Gemälde Das Floß der Medusa von Théodore Géricault und die historisch belegten Fakten bilden die Folie für Franzobels Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt.

Franzobel: Das Floß der Medusa. Zsolnay 2016

Big-Data-KI-Programme verhelfen Menschen beim Verfassen von Texten tagtäglich zu korrekter Schreibweise, Grammatik (Stichwort Autokorrektur) sowie zu Fragen der Formulierung. Die von Elon Musk und Microsoft finanzierte Software GPT-3 allerdings kann „menschenähnliche“ Texte so generieren, dass sie sich von einem „menschengemachten“ Text nicht mehr unterscheiden lassen. Kann eine solche Künstliche Intelligenz auch zu kreativem Schaffen fähig sein? Kann sie ähnlich berühren und faszinieren wie der literarischer Text eines Autors/einer Autorin aus Fleisch und Blut und kann sie (in Zukunft) Autor*innen gar gänzlich ersetzen?

Martin Sexl, Universitätsprofessor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Innsbruck.

Fabian Navarro, geboren 1990 in Warstein, ist Autor, Slam Poet und Kulturveranstalter, lebt in Wien. Sein aktuelles Projekt Eloquentron3000, ein Bot, der Gedichte schreibt lässt sich auf Instagram verfolgen. Romandebüt: Miez Marple und die Kralle des Bösen (Goldmann, 2022).

Präsentation: Barbara Unterthurner

In Kooperation mit dem Verein Arbeitskreis für Wissenschaft und Verantwortlichkeit.

In Ilinca Florians Roman Bleib, solang du willst. (Karl Rauch, 2022) geht es um die Beziehung zweier Schwestern: Marthas großer Wunsch war immer eine eigene Familie. Als ihr gemeinsamer Sohn Emil acht Monate alt ist, findet sie heraus, dass ihr Mann Niklas sie mit mehreren Frauen betrügt, Martha packt ihre Sachen und zieht mit Emil zu ihrer Schwester Charlotte nach Berlin. Charlotte ist fast zehn Jahre älter als Martha und arbeitet
als Assistentin mehrerer Unternehmensberater. Sie lebt allein, hat keine Kinder und bindet sich offenbar nie lange. Charlotte nimmt Martha und Emil auf und besorgt ihrer Schwester einen Job am Empfang ihrer Firma. Denn Martha braucht Geld. Während Martha immer bestimmter für ihren persönlichen Traum – zu singen – kämpft, hinterfragt Charlotte, die stets ihre Freiheit genossen hat, ihr bisher unabhängiges Leben.

Freundinnen und Partnerinnen, Mütter und Töchter: In Mieze Medusas hinreißendem neuen Roman Was über Frau geredet wird (Residenz, 2022) dreht sich alles um Frauen und ihr Recht, auf das zu pfeifen, „was über sie geredet wird:“ Die Tirolerin Laura lebt in Innsbruck und hasst Skifahren, Hüttenromantik und Alpenzauber. Frederike, genannt Fred, mit vierzig immer noch unstet und öfter arbeitslos, lebt in Wien, früher mal mit Marlis, verliebt sich aber in die Musikerin Milla YoloBitch. Marlis will ein Kind, Fred will Milla, Milla will rappen, Laura will Comics zeichnen, Lauras Schwester Isabella will Familie und Karriere. Und wenn auch nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen, so legt Mieze Medusa hier doch ein flammendes Plädoyer dafür vor, dass Frauen alles sein, werden und wollen dürfen.

Moderation: Irene Zanol

Digitale Zeichnungen

Öffnungszeiten
Montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung (+43 512 507 45001)

Literaturhaus am Inn – Lieben, Sprechen, Fühlen, Genießen
Josef-Hirn-Straße 5
6020 Innsbruck

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